
In einem Interview mit Joanna Stern vom Wall Street Journal hat Alex Kipman, Leiter der Mixed-Reality-Entwicklung bei Microsoft und damit zuständig für die Hololens, Einblicke in den Status quo und die Zukunftsperspektiven des Headsets gegeben. Dabei wird deutlich: Microsoft hat es nicht eilig.
Im gewerblichen Einsatz darf die aktuelle zweite Generation der Hololens wohl als Erfolg gelten. Laut Kipman ist das Mixed-Reality-Headset bei 60 Prozent aller Fortune-500-Unternehmen im Einsatz oder im Testeinsatz. Bei den Fortune-500-Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sehe die Sache noch weit eindeutiger aus: Rund 90 Prozent dieser Firmen hätten die Hololens eingeführt.
Dabei läge der Fokus der Hololens derzeit auf den sogenannten Firstline-Workern. Darunter versteht Microsoft Menschen, die in Service und Produktion an vorderster Front arbeiten. Das können Produktionskräfte in der Industrie, medizinisches Personal in der Klinik, aber auch Servicekräfte in Gastronomie und Tourismus, Handelsvertreter mit Kundenkontakt und etliche weitere unmittelbar am Produkt wirksame Personen sein. Microsoft schätzt die Zahl dieser Personen weltweit auf mehr als zwei Milliarden.
Besonders erfolgreich sei Hololens bereits im Gesundheitswesen, in der Fertigung, im Bauwesen und im Handel. Andere Branchen zeigten teils deutlich geringeres Interesse. Das Pentagon hatte jüngst einen Großeinkauf getätigt.
Um weitere Branchen zu erreichen und jenen, die die Technologie bereits einsetzen, einen deutlichen Mehrwert und damit frische Gründe für den Einsatz eines Nachfolgeprodukts zu liefern, reiche es nicht, mit der Hololens 3 lediglich ein inkrementelles Update zu liefern. Was Kipman mit der nächsten Generation der Hololens vorschwebe, sei nicht weniger als ein transformativer Sprung, der das Gerät auf ein völlig neues Level hebe. Dazu müsse es nicht nur mehr Anwendungsfälle abdecken und die immersive Erfahrung verbessern, also das Digitale noch besser in das Analoge einpassen. Vielmehr müsse auch an den Basics geschraubt werden. So müsse das Headset deutlich leichter und optisch gängiger werden. Eine Brillenoptik etwa würde zu einem wesentlich höheren Grad an sozialer Akzeptanz führen.
Erst ab diesem Punkt kommt eine Version für den Endverbraucher in Sicht. Zwar bestätigte Kipman, dass eine Consumer-Version der Hololens bei Microsoft oben auf der Liste stünde, die technologischen Herausforderungen seien jedoch immens. Etwa dürfe eine Jedermann-Hololens maximal wie eine Brille aussehen und auch maximal so viel wiegen. Als Obergrenze nimmt sich Microsoft 90 Gramm vor. Die aktuelle Hololens 2 wiegt ein halbes Kilogramm. Ebenso dürfe die Leistungsaufnahme maximal zwei Watt betragen. Die aktuelle Hololens 2 weist eine von acht Watt auf.
Wichtige Anwendungsfälle der Jedermann-Hololens sieht Kipman naturgemäß im Gaming-Sektor. Dort arbeite Microsoft mit Niantic, Epic und anderen zusammen, um sicherzustellen, dass Mixed Reality nicht innerhalb von Walled Gardens aka App-Stores oder Hardware-Architekturen einzelner Anbieter stecken bleibe, sondern plattformunabhängig und frei bleibe.
Wann die Hololens 3 und auf deren Basis die Consumer-Version erscheinen wird, ließ sich Kipman im Gespräch nicht entlocken. Seine vorsichtigen Äußerungen lassen aber vermuten, dass die dritte Generation der Hololens nicht für 2021 zu erwarten sein wird. Und die Jedermann-Hololens dürfte mindestens ein weiteres Jahr brauchen.
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