Anzeige
Anzeige
Interview

„Wir dürfen die Wall Street nicht nur alten, reichen Männern überlassen“

Aya Jaff kennt das Gefühl: Die Börse scheint kompliziert und undurchsichtig. Für den Schwerpunkt „Geld und Finanzen“ haben wir über ihr Buch „Moneymakers“ gesprochen – und warum es jüngere Menschen für die Finanzwelt begeistern soll.

5 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige
Moneymakers-Autorin Aya Jaff. (Foto: Felix Birkenseer)

Vor allem die deutschen Bürgerinnen und Bürger gelten als große Aktienmuffel. Aya Jaff hinterfragt das in ihrem neuen Buch „Moneymakers“ (Amazon, Thalia) und geht auch der Frage nach, ob das Bild des üblen Börsianers zutrifft. Jaff glaubt, dass vor allem Hintergrundwissen wichtig ist, um zu verstehen, wie die Börsenwelt wirklich tickt. „Wer die News richtig lesen kann, wird auf lange Zeit einen kühlen Kopf bewahren“, erklärt sie im t3n-Gespräch und plädiert dafür, dass vor allem Jüngere sich mehr mit Begriffen, Strukturen und Gepflogenheiten des Geldparketts auseinandersetzen sollten. In ihrem Buch erklärt sie die Zusammenhänge – und im t3n-Interview ihr Buch.

Moneymakers-Autorin Aya Jaff: „Ich wollte wissen, ob das Bild des üblen Börsianers stimmt“

Aya Jaff glaubt: Die Wall Street ist mehr als nur ein Tummelplatz für Bösewichte. (Foto: Felix Birkenseer)

Anzeige
Anzeige

t3n: Aya, mit wie viel Jahren hast du das erste Mal in eine Aktie investiert? Und hat sich das gelohnt?

Aya Jaff: Mit 15 habe ich mich das erste Mal mit Aktien beschäftigt, ein Jahr später habe ich mich dann dazu entschieden, regelmäßig in einen ETF einzuzahlen und parallel dazu mit Spielgeld einzelne Aktienwerte zu kaufen. Das habe ich etwa ein halbes Jahrzehnt gemacht, bevor ich den Fonds dann leergeräumt und vom Gewinn einen Teil meines Führerscheins bezahlt habe. Also für mich hat sich das schon gelohnt!

Anzeige
Anzeige

t3n: Hattest du keine Angst, das Geld zu verlieren?

Anzeige
Anzeige

Eigentlich hatte ich relativ wenig Angst. Eine Krise wie die 2008 hatte ich ja nicht wirklich erlebt. Ich habe ja quasi die Wirtschaft nur von der guten Seite kennengelernt. Auch die Werte, in die ich investiert habe, waren alle relativ sicher und deswegen nicht gerade super gewinnbringend. Dass ich das Geld je verlieren könnte, war mir nicht so richtig bewusst. Vor allem, weil es sich fast immer gut entwickelt hat. Zum Glück. Aber die Krise jetzt macht mich heute natürlich etwas vorsichtiger.

t3n: Vor allem die Deutschen gelten als Aktienmuffel. Warum ist das so?

Anzeige
Anzeige

Das hat viele Gründe. Zum einen haben sich viele Deutsche schon einmal an Aktien verbrannt – wie beispielsweise an der Telekom-Aktie damals –, zum anderen sind viele auch einfach eingeschüchtert von der Börsenwelt. Sie fühlen sich nicht sicher genug bei dem Gedanken, in Aktien zu investieren, da es vor allem auch weder in der Schule, noch in der Universität beigebracht wird. Das wundert mich wirklich immer noch.

t3n: In deinem neuen Buch „Moneymakers“ versuchst du, vor allem junge Menschen zu erreichen, die sich für die Börse interessieren und vielleicht sogar investieren wollen, aber Vorurteile haben. Woher kommt deine Ambition?

Ich hatte selbst unheimlich viele Vorurteile, was das Thema anging, weshalb mich die Börsenwelt aber umso mehr gereizt hat. Ich wollte herausfinden, ob das Bild des üblen Börsianers à la Jordan Belfort wirklich stimmt und ob alle so sind. Schnell habe ich dann aber herausgefunden, dass das nur eine Seite der Medaille ist und es durchaus Themen gibt, die besonders auch meine Generation interessieren.

Anzeige
Anzeige

t3n: Welche sind das?

Nachhaltigkeit, große Tech-Trends wie AI und Big Data bekommen beispielsweise immer mehr Aufmerksamkeit der Börse. Grundsätzlich will ich aber auch, dass die Wall Street nicht nur alten, reichen Männern überlassen wird. Die Leute sollen verstehen, dass so ziemlich alle beliebten Produkte und Marken um uns herum überhaupt erst durch die Börse so groß gedacht werden konnten. Ich bin dafür, dass man sich damit auseinandersetzt – ob man jetzt Börsenfreund oder -feind ist. Beide Seiten kommen im Buch zum Zug.

t3n: Gerade jetzt in der Coronakrise wird deutlich, wie volatil der Markt momentan ist. Auch der Handelskrieg zwischen den USA und China und der Brexit sorgen zusätzlich für Unsicherheiten. Der IWF hat die stärkste Depression seit 90 Jahren für die kommenden Jahre prognostiziert. Wie passt dein Buch in diese Zeit?

Anzeige
Anzeige

Ich bin der Überzeugung, dass es jederzeit Sinn ergibt, sich mit dem Wirtschaftsgeschehen auseinanderzusetzen. In Krisenzeiten natürlich umso mehr, denn dann versteht man viele Zusammenhänge intensiver und kann insgesamt selbst nicht mehr so stark verunsichert werden von großen Schlagzeilen. Wer die News richtig lesen kann, wird auf lange Zeit einen kühlen Kopf bewahren und mein Buch zeigt genau das: erst einmal Börse, News und Zusammenhänge verstehen, dann seine eigene Rolle im Ganzen identifizieren und schlussendlich mitreden und mithandeln können bei großen Ereignissen.

Mehr zum Thema: „Aktien, ETF, Krypto: Diese Podcasts machen dich im Umgang mit Geld smarter“

t3n: Du stellst in deinem Buch auch Menschen vor, die besonders erfolgreich im Geldgeschäft sind. Warum?

In der Pop-Industrie werden so gut wie immer nur negative Beispiele genannt – wie bei Wall Street oder Wolf of Wall Street –, wenn es um Menschen geht, die mit Aktien handeln. Das prägt natürlich das Berufsbild vor allem in den jungen Jahren sehr stark. So stark, dass man sich dann irgendwann auch gar nicht mehr angesprochen fühlt und insgesamt mit der Branche wenig anfangen kann. Doch es gibt so viele Beispiele von ganz verschiedenen Menschen, die aktiv an der Börse investieren – sowohl im großen als auch kleinen Stil, sowohl fachfremd als auch professionell, von denen man noch nie was gehört hat und die dem Bild überhaupt nicht entsprechen. Die Hoffnung ist, dass junge Leser die Welt durch die Brille dieser Menschen für sich entdecken und verschiedenste Themen ihren Platz finden.

Anzeige
Anzeige

t3n: Eine dieser Personen ist Natascha Wegelin, die auch den erfolgreichen Finanzpodcast „Madame Moneypenny“ führt. Warum gehört sie in diese Liste?

Ich habe Natascha Wegelin interviewt, weil sie so wunderbar erklären kann, warum es auch in Mikro-Perspektive wichtig ist, sich mit seinen eigenen Finanzen auseinanderzusetzen – vor allem aus der Frauensicht. Mein Buch ist ja eher darauf ausgelegt, Leuten die makroökonomischen Zusammenhänge aufzuzeigen. Sie ist ein Moneymaker, weil sie durch ihre Geldanlageentscheidungen einen Wert schafft –  in diesem Fall vor allem zur Vorsorge, denn Frauen sind auch öfter von Altersarmut betroffen.

t3n: Zu guter Letzt: Aktien, ETF, Riesterrente, Kryptowährung? Wo würdest du vorwiegend dein Geld anlegen?

Anzeige
Anzeige

Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Auch im Buch wird man mit der Frage konfrontiert, wie der zeitliche Horizont für sein Investment ist und was man sich davon erhofft. Hier sind verschiedene Kriterien von Bedeutung: Wie viel Geld hast du bereits angespart? Ab welchem Risiko wird dir persönlich unwohl? Woran glaubst du – an welche Branche, welchen Trend oder welches Produkte? Generell würde ich Anfängern eher raten, die Finger von einzelnen Aktienkäufen zu lassen, wenn sie sich nicht gut genug mit dem Unternehmen auskennen, und sich eher auf ETF zu beschränken – da kann man sein Geld dann idealerweise auch Jahre drinlassen und braucht sich keine Sorgen zu machen.

t3n: Danke dir für deine Zeit!

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen euch bei der Karriere
Weiterbildung: Die Udacity-App ist eine kostenlose Online-Akademie für iOS und Android. Zusammen mit Partnern wie Google und Salesforce werden Kurse entwickelt, die klassische Bildung mit technischen Berufsfähigkeiten verbinden sollen. (Grafik: t3n / dunnnk)

1 von 15

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Wer mehr über Aktien, ETF und Krypto lernen will, kann das mithilfe von Medienangeboten tun. Hier stellen wir fünf populäre Geld- und Finanzpodcasts vor.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Ein Kommentar
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Gerrit

Das einzige was die Börse ist, ist ein Kasino. Ein Kasino für die reichen die darüber bestimmen können ob sich arme Bauern morgen überhaut noch Getreide leisten können. Nichts weiter.
Und das einzige was man an der Börse wissen muss ist:
Wenn der Kurs unten ist musst du KAUFEN KAUFEN KAUFEN!
Der Markt wird sich so oder so erholen, egal was für ein Krieg ausgebrochen ist oder wie viele Menschen an einer Pandemie gestorben sind. Früher oder später geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Und dann ist es doch besser die Taschen voller billiger ETFs und Aktien zu haben.

Antworten

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige