Monitoring-Lösung im Selbstbau: Mini-PC BIS-6620 + HDMI-Monitor + Linux
Ursprünglich für Industrieanwendungen gedacht, überzeugt der passiv gekühlte BIS 6620 durch seine unglaublich kompakten Maße von 120mm x 120mm x 40mm und die im krassen Gegensatz dazu stehenden verbauten Komponenten. Neben dem modernen Atom Z510/Z530 Prozessor mit 1,1 bis1,6 GHz und 512 MB bis 2 GB RAM, verfügt der Mini-PC je nach Modell über VGA/DVI/HDMI-Grafik, Gigabit-Ethernet, CFCard/SD-Card-Slot, WLAN und lässt sich per VESA-Standard im „Rucksack-Modus“ auf jeden VESA-kompatiblen Monitor schrauben. Sicherlich kein Power-Rechner aber eine ideale Basis für ein sparsames Monitoring-Device (5,5 W Leistungsverbrauch).
Das richtige Mini-PC-Betriebssystem
Da der Mini PC auf Intels Atom Z5xx-Plattform basiert, ist er auf der einen Seite schön modern, auf der anderen Seite nicht gerade „Linux-freundlich“, da die meisten Linux-Distributionen nicht die passenden Treiber für den Graphic-Chip GMA500 (Codename: Poulsbo) – der übrigens auch in vielen Netbooks verbaut wird – vorinstallieren. Das liegt weniger an den Linux-Distributionen als an Hersteller Intel, der keinen „Open-Source-verträglichen“ Treiber zur Verfügung stellt, den man nahtlos integrieren könnte. In unseren Tests konnten deshalb weder Ubuntu 11.04 Desktop, noch OpenSuse 11.4 und MeeGo 1.2 überzeugen. Bei keiner dieser Linux-Distributionen wäre die Grafikkarte mit einigermaßem vertretbarem Aufwand im Full-HD-Modus konfigurierbar gewesen. Das englischsprachige Linux Journal fasst das Dilemma zu Linux und dem GMA500-Chipsatz übrigens in dem Artikel „How To Kick Your Friends In The Face: GMA 500“ anschaulich zusammen.
Lediglich mit Joli OS klappte alles sofort und nach wenigen Minuten stand das System mit voller HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) an einem über HDMI angeschlossenen 24-Zoll-Display zur Verfügung.
Wir haben uns für die Installation auf einer CF-Card entschieden, da nur der CF-Card-Slot, ein per USB angeschlossenes Gerät und der interne 1,8-Zoll-HDD-Sata-Anschluss vom Mini-PC bootbar ist (der SD-Card-Slot leider nicht).
Mit einer einigermaßen schnellen CF-Card geht die Installation aber einigermaßen zügig von der Hand und das System ist in wenigen Minuten einsatzbereit.
Das Mini-PC-Status-Board
Was soll man jetzt mit dem Mini-PC machen? Durch seine kompakte Bauart und den geringen Stromverbrauch bietet sich der BIS-6620 für Anwendungen wie z.B. Kennzahlen- oder Servermonitoring an, wie wir es bei t3n.de heute schon mit unseren wichtigsten Kennzahlen betreiben. Mit etwas Programmierkenntnissen kann man sich schnell eine Webanwendung entwickeln, die z.B. in einer ersten Version einfach über eine API des Firmenshops die Verkäufe im laufenden Monat als große Zahl darstellt. Das BIS-6220 würde dann einfach zusammen mit einer VESA-Halterung und dem Monitor an der Wand im Vetriebsraum hängen und da steht dann die Zahl der Verkäufe.
Klingt im ersten Schritt eventuell etwas befremdlich, aber in der Praxis hat sich gezeigt, dass es für alle gut ist, die wichtigsten Kennzahlen für alle immer transparent zu haben. Wer kein eigenes Kennzahlen-Monitoring-System programmieren möchte, kann auf SaaS-Dienste wie geckoboard zurückgreifen und sich sein Kennzahlen-Dashboard mit vorgefertigten Widgets zusammenklicken. Als Urvater des Kennzahlen-Monitorings lohnt sich auch ein Blick auf das Panic Status Board und die zahlreichen Kommentare sowie Implementierungstipps am Ende des Artikels.
Fazit
Der Norco BIS-6620 hinterlässt als Mini PC für unsere Monitoring-Lösung bei der Redaktion einen guten Eindruck. Die Verarbeitungsqualität ist gut und der Formfaktor beeindruckend. Die Kombination aus Full-HD-Auflösung über den HDMI-Port und den geringen Abmaßen sucht seinesgleichen und füllt die Marktlücke zwischen Mac Mini und Netbook. Die Möglichkeit, das Gerät direkt auf den VESA-Anschluss des Monitors zu schrauben, ist ebenfalls sehr praktisch.
An dieser Stelle möchten wir auch noch einmal dem Hamburger Embedded-Spezialisten 1st-embedded.com für die Bereitstellung unseres Testgeräts danken, der die Geräte leider nur an gewerbliche Kunden und öffentliche Einrichtungen verkauft.
Eure Meinung
Was haltet ihr der Mini-PC-Lösung zum Kennzahlenmonitoring? Setzt ihr in eurem Unternehmen ähnliche Lösungen ein? Welche Kennzahlen sind für euch am wichtigsten?
Interessante Hardware, danke für den Artikel.
Für’s Monitoring habe ich allerdings einen vServer, im Büro brauchen wir für unsere Serveranwendungen mehr Power.
Trotzdem ist es mal ganz gut, über den Tellerrand der herkömmlichen Rack- & Standserver – Hardware zu schauen.
Keine schlechte Idee.. vor allem auch für freiberufliche Online-Marketer, sich den heutigen Traffic und Verdienst anzeigen zu lassen.. da man sonst doch in Versuchung kommt, ständig Analytics und die Affiliate Seiten anzusurfen.. =)
Bei Norma oder NEtto gabs z.b. 99-Euro-Android-„Tabletts“ mit Android 1.5 oder 1.6. Sowas sollte auch reichen auch wenn es optisch halt kleiner ist.
Der Stromverbrauch des Monitors ist vermutlich nicht zu unterschätzen.
Dank günstiger USB-Sticks oder SD-Karten (in USB-Adapter) kann man inzwischen gut Linuxe per USB betreiben. Früher mit 128 oder 256 MB waren das Nischenlösungen von spezielleren Distros wie fli4l/linVDR/pubbyLinux/… . Heute mit 4/8/16 GB sind auch normalo-Distros so betreibbar. Früher „musste“ man Compact-Flash nehmen. Das gegenüber CompactFlash gesparte Geld kann man in die (leider nötige) Diebstahls-Sicherung des Systems stecken.
Vielen Dank an Martin Brüggemann und das t3n-Team für diesen Testbericht. Wir werden bei uns die Grafiktreiberinstallation unter openSUSE11.4 und unter Ubuntu testen und dann für interessierte Kunden das Gerät auch mit vorinstalliertem Betriebssystem und entsprechend konfigurierten Grafiktreibern anbieten. In Kombination mit einer schnellen 1,8″ SSD ist das Gerät erstaunlich leistungsfähig und selbst den Anforderungen eines rauen Dauereinsatzes z.B. in Fahrzeugen gewachsen. Die Treiberproblematik unter Linux ist zwar eine Hürde, sie erscheint uns aber lösbar. Wenn es bei den großen Linux-Distributionen nicht gleich „out-of-the-box“ funktioniert, ist die Lösung oftmals mit höherem Zeitaufwand doch noch machbar. Da dies für die meisten Kunden ein großes Hindernis ist, werden wir uns der Sache annehmen und auf unserer Website darüber informieren. Interessant finden wir die hier vorgestellte Monitoringlösung und sind gespannt auf weiteres Feedback.
Vielen Dank an die Redaktion. Sehr interessanter Artikel! Werde ich gleich teilen ;-)
Hallo zusammen,
also mir wären die 320 EUR für die Atom getriebene Mini-Rechner Lösung entscheidend zu teuer.
Da setzte ich lieber auf die OS HW Implementierung Beagle Board: http://beagleboard.org/hardware
Diese hat ebenfalls eine Rechenleistung vergleichbar mit einem Netbook, unzählige Anschlüsse, darunter auch DVI und kostet mit 149$ weniger als die Hälfte.
Darauf laufen unzählige Ports von Ubuntu bis Android …
Und für das Geld was dann noch übrig bleibt kann man das Board auch noch in ein schönes Case verpacken.
Viele Grüße
Ralf Schrof
Hallo,
was mir noch so ein wenig fehlt ist der direkte Produktlik oder gar Shop link…
Grüße
Hier der Produktlink: http://bit.ly/izPf5M
@Ralf Das Beagle Board hat kein Gehäuse und gibts gar nicht in Deutschland, oder kennst du einen Distributor? Kann mir nicht vorstellen, dass es das in Deutschland für einen viel günstigeren Preis als den BIS-6620 zu kaufen gibt aber lasse mich gerne überraschen :)
Stolperte ihr bei der Evaluierung eines Embedded Systems über den VIA Artigo A1100?
Wenn ja, warum entschiedet ihr euch gegen ihn? Und wenn nein, warum nicht?
Würd‘ mich nur mal so interessieren…
@Interessierter Wo gibts den Via Artigo A1100 denn? Entscheidend war mir, dass das Gerät einen HDMI-Anschluß hat, wenig Strom verbraucht + schnell und günstig in Deutschland zu beziehen ist.