Musik am Arbeitsplatz: Deezer-Expertin verrät, wie du die perfekte Playlist erstellst
Musik am Arbeitsplatz hat einen enormen Einfluss darauf, wie wir arbeiten. Die US-Amerikanerin Teresa Lesiuk forscht dazu seit Jahrzehnten. Im Jahr 2005 präsentierte die Musiktherapeutin eine renommierte Studie, in der sie festgestellt hat, dass Musik bei der Arbeit vor allem dann hilfreich ist, wenn klar umrissene Routine-Aufgabe anstehen. Dazu zählt sie beispielsweise das Aufräumen des E-Mail-Postfachs oder das Sortieren von Akten. Mit Musik, so Lesiuk, ginge das wesentlich leichter von der Hand.
Doch auch Konzentrationsfähigkeit und Vorstellungskraft werden beeinflusst. So wies sie ebenfalls nach, dass Software-Entwickler mit Musik effektiver und kreativer arbeiten konnten. „Gute Musik hebt die Stimmung. Und bessere Laune bedeutet bessere Leistung“, fasst sie den Effekt zusammen. Diese neugewonnene Produktivität stellte sich in dem konkreten Fall jedoch oft erst dann ein, wenn die Musik nicht zu laut war und sie dem Probanden nicht allzu viel Aufmerksamkeit abverlangte. „Jede Tätigkeit verlangt einen bestimmten Musikstil.“
Da stimmt auch die Deezer-Musikredakteurin Simone Schiborr im t3n-Gespräch zu: „Wenn es darum geht, sich auf einen Text zu konzentrieren oder komplexe Probleme zu lösen, eignet sich ein leiser, dezenter Soundtrack ohne Gesang am besten“, verrät sie. „Der Geräuschpegel der Musik darf die eigenen Gedanken im Kopf nicht übertönen.“ Wer hingegen Aufgaben erledige, die wenig Aufmerksamkeit abverlangen, könne getrost auf seine Lieblingsmusik setzen, erklärt die Expertin. Egal, ob klassische Melodien oder quirliger Popgesang.
Perfekte Playlist erstellen: Der erste Song ist die Visitenkarte
Simone Schiborr kennt sich aus mit dem Effekt von Musik auf die Arbeitsweise der Menschen. Auch deshalb erstellt sie bei Deezer thematisch umrissene Soundtracks, auf die Nutzer zugreifen können. Die „Calm Down Classical“- oder „Deep Concentration“-Playlists seien beispielsweise hervorragend geeignet, um konzentriert zu arbeiten. Diese vorgefertigten Track-Listen sind so etwas wie eine Pauschallösung für Hörer, die sich selbst weniger mit Musik beschäftigen. Die Expertin kuratiert darin, was ihnen in bestimmten Situationen hilft.
Nicht wenige Abonnenten wollen jedoch ihre eigenen Musiktitel in persönlichen Playlists anordnen. Für sie hat Simone Schiborr ein paar Tipps parat. „Im ersten Schritt sollte jeder für sich definieren, wofür die Playlist gedacht ist: für die Routinearbeit, für konzentriertes Arbeiten, für den Ausdauersport, zum Entspannen, für eine Party oder zum Einschlafen“, erklärt die Musikredakteurin. Die Gelegenheit macht die Musik, könnte man auch sagen. Zudem gäbe es ein paar grundsätzliche Regeln beim Erstellen von Soundtracks.
„Der erste Song einer Playlist ist die Visitenkarte.“
„Der erste Song einer Playlist ist die Visitenkarte und gibt den Ton an“, betont sie. „Den sollte man ganz bewusst auswählen.“ Außerdem sei der richtige Flow sehr wichtig. „Genre-Wechsel sind okay, aber sie sollten nicht abrupt, sondern graduell passieren.“ Statt von englischsprachigem EDM direkt zu Deutschrap zu wechseln, sei es angenehmer für den Hörfluss, wenn man von EDM zu Dance-Pop über Pop-Rap zu Rap gelange. „Dann kommt am Ende eine runde, stimmige Playlist zustande.“
Außerdem spricht sich die Musikexpertin für einen vielfältigen Stimmen-Mix aus. „Ein Wechsel von männlichen und weiblichen Stimmen macht eine Playlist abwechslungsreich.“ Die Aneinanderreihung von Bands und passenden Solokünstlern wie beispielsweise Genesis und Phil Collins, No Doubt und Gwen Stefani oder Absolute Beginner und Jan Delay sei nicht ideal, da dieselbe Stimme hintereinander auf Dauer langweilig würde. Das passiere vor allem dann, wenn die Stimmen auch noch ziemlich prägnant seien.
Da eine Playlist in der Regel nicht ein nach einmaligem Erstellen abgeschlossenes Werk ist, sondern laufend verändert, ergänzt und erneuert wird, so Simone Schiborr, sollten Hörer beim Hinzufügen neuer Songs immer wieder an den Flow denken. „Idealerweise platzierst du neue Songs vereinzelt zwischen bereits enthaltenen Songs, damit eine Mischung aus neu und alt entsteht“, erklärt die Deezer-Expertin. Im Gegenzug sollte man sich auch nicht scheuen, Songs wieder aus der Playlist zu entfernen, sobald sie nerven oder langweilen.
„Ein Song, der häufig übersprungen wird, hat seine Zeit gehabt“, sagt sie und plädiert dafür, immer am Ball zu bleiben und bei der Playlist auf Qualität statt Quantität zu setzen. Übrigens trägt auch die Länge des Soundtracks zum Gesamtwert bei. Das sei wie bei einer Menükarte eines guten Restaurants. „Lang genug, damit sie abwechslungsreich bleibt, aber nicht zu lang, dass man den Überblick verliert“, fasst sie zusammen. Eine gute Playlist sollte ihrer Meinung nach mindestens 50 Tracks enthalten und eine Grenze von 100 Tracks nicht überschreiten.
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