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Ratgeber

Was eine Mutter Eltern rät, damit Homeoffice und Homeschooling klappen

Nicht alle Tipps helfen jedem Menschen – und doch ist der Austausch von Erfahrung ein erster Schritt zur Lösung: Was eine Mutter Eltern rät, damit Homeoffice und Homeschooling klappen.

5 Min.
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Homeschooling und Homeoffice gehören nun für viele zum Alltag. (Foto: Shutterstock)

Nicola Becker ist Redakteurin bei SOS Kinderdorf e.V. und seit Jahren eine erfahrene Heimarbeiterin. Schon als ihr Kind noch klein war, hat sie im Homeoffice gearbeitet, und Matilda, wie ihre Tochter heißt, parallel um sich gehabt. Heute ist Matilda im Schulalter und wegen Schulschließungen und Quarantänesituation wieder öfter daheim. Homeoffice und Homeschooling sind Herausforderungen, die viele Menschen mit der Berufstätigen teilen und die, mal mehr und mal weniger, gelingen. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie im März dieses Jahres hat sich für viele Eltern der Alltag dramatisch geändert. „Damit das halbwegs parallel funktionieren kann, braucht es vor allem Struktur und Disziplin“, verrät die berufstätige Mutter im t3n-Gespräch.

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Konkret heißt das: „In der Zeit, in der meine Tochter zu Hause lernt, beginnt mein Tag schon um 6 Uhr. Dann checke ich die nötigen Homeschooling-Onlineportale nach den neusten To-dos und überlege, was Matilda gut alleine schafft.“ Ihr habe die Erfahrung gezeigt, dass es wichtig sei, besonders jüngeren Kinder aktiv bei der Tagesplanung zu helfen, „da sonst Dinge übersehen, überlesen oder gleich von Anfang an missverstanden werden“, so Nicola Becker. Das hole einen dann schnell ein. Unterstützung bekommt sie durch ihren Mann, der sich um Struktur bemüht und angefangen hat, die „gefühlt 200 ausgedruckten Arbeitsblätter“ nicht mehr „wild auf diversen Stapeln“ zu häufen, sondern in Heftern nach erledigt und noch zu tun zu sortieren.

Kinder im Homeoffice: Genug Zeitpuffer einplanen

Homeschooling und Homeoffice: Mit Druck klappt gar nichts. (Foto: Shutterstock)

Die ersten Stunden des Morgens gehören Matilda. Nachdem die Tagesplanung fix ist, wird gemeinsam gefrühstückt. Für Nicola Becker beginnt der Arbeitstag dann um 9 Uhr, wie sie wissen lässt, und geht bis zur ersten Pause, also mindestens bis 12 Uhr. „In dieser Zeit darf die Mama nur im Notfall gestört werden“, verrät Nicola Becker. Das funktioniert mal besser und mal schlechter, weiß sie. „Ich habe schnell festgestellt, dass so ein Lern-Stundenplan anders als in der Schule nicht vier oder fünf Stunden am Stück funktioniert. Schule ist Schule, Zuhause ist Zuhause“, sagt sie im t3n-Gespräch. Deshalb haben Eltern und Tochter eine Liste mit Tätigkeiten erarbeitet, die sie selbsttätig zwischendurch machen kann, falls Matilda sich mal ablenken will.

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Diese „Langeweile-Liste“, wie Nicola Becker sie nennt, wächst ständig weiter und hängt mit Tesafilm gut sichtbar an der Zimmertür der Tochter. Sie sei vor allem dann immer eine Orientierungshilfe, wenn Kinder sich alleine beschäftigen müssen, aber nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. „Da stehen ganz banale Dinge drauf wie ‚zwei Kapitel im Buch lesen‘, ‚die Oma, Freundin oder Tante anrufen‘, ‚eine Runde im Park joggen gehen‘, ‚drei Songs lang verrückt tanzen‘ oder ‚einen Kuchen backen‘.“ Je nach Alter des Kindes sehe so eine Liste natürlich bei allen anders aus. Die Heimarbeiterin meint, der Kreativität seien da keine Grenzen gesetzt. Aber: „Je genauer diese Dinge formuliert sind, desto eher werden sie verstanden und gemacht.“

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Schon als Matilda noch klein war, habe Familie Becker zudem die Erfahrung gemacht, dass die Verständlichkeit von Zeitspannen eine große Rolle spielt. Eine Viertelstunde die Vokabel zu lernen, höre sich nicht so lang an, wie das ganze Kapitel lesen zu müssen. Drei Songs lang das Zimmer aufräumen, funktioniere besser, als zu sagen, dass das Kind das ganze Zimmer aufräumen solle. „Früher haben wir eine Eieruhr ticken lassen, heute stellt sich Matilda selbst den Handy-Wecker“, erklärt Nicola Becker. Außerdem rät sie dazu, in der Langeweile-Liste so viele Bewegungsideen wie möglich zu integrieren. „Auch wenn Aufgaben, wie Milch im Supermarkt zu holen, erst unsinnig erscheinen, sorgen sie für frische Luft, Bewegung und für Eltern eine ruhige halbe Stunde.“

Ein Problem, mit dem sich viele Eltern konfrontiert sehen, ist der digitale Heimunterricht, der, laut Nicola Becker, so gut wie gar nicht funktionieren würde. „Meistens werden nur Arbeitsblätter verteilt oder Buchkapitel zum Selbsterarbeiten aufgegeben“, sagt sie. „Wenn man Glück hat, ist mal ein Lehrvideo dabei.“ Es sei schwierig, den Kindern neuen Stoff zu vermitteln. In vielen Themen stecke sie selbst nicht drin und müsse sich ebenfalls erst einarbeiten. Eine große Hilfe sei da Youtube. „Es gibt inzwischen tolle Erklärvideos zu fast allen Fachgebieten, die auch Kinder verstehen“, sagt Becker. Matilda schaue die Videos erst selbst, bei Fragen helfe ihr die Mutter dann, indem sie versucht, ihr den Stoff mit eigenen Worten zu erklären.

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„Wenn ich in den vergangenen Monaten aber eines gelernt habe: Mutter ist Mutter und Lehrer ist Lehrer“, sagt sie. „Gerade in der Pubertät kochen oft die Emotionen hoch. Obwohl das Kind sicherlich verstehen will, ist es automatisch auf Abwehr gepolt, weil es in dieser Lebensphase ja auch darum geht, die eigene Identität zu entwickeln und sich abzugrenzen.“ Diskussionen und Streit bleiben nicht aus. In so einem Fall weichen die Eltern auf die Großeltern aus, die über Skype schon mal gefordert sind, Bruchrechnen oder Grammatik zu erklären. Manchmal tauschen die Eltern auch die Kinder mit anderen Eltern. Auch Freundinnen lassen sich einbeziehen: Eine konzipiert als Lehrerin einen Geschichtstest, eine andere einen Vokabel-Test.

Homeoffice und Homeschooling: Ein langer Lernweg

Kinder im Homeoffice: Mit Struktur und Disziplin kann auch Homeschooling klappen. (Foto: Shuttestock)

Was sich jetzt relativ leicht anhöre, sei ein langer Lernweg für alle gewesen, so Nicola Becker. Jedoch war eine Sache schnell klar: „Genervt und mit Druck funktioniert gar nichts“, sagt die Mutter. Am wichtigsten sei für sie gewesen, genug Zeitpuffer beispielsweise durch das frühe Anfangen oder auch das Schieben von Aufgaben auf das Wochenende einzubauen. Meist hätten Lehrer absolutes Verständnis gehabt, wenn Aufgaben nicht geschafft wurden. Früh genug angesprochen, wurden Abgabefristen verlängert. Auch die Kolleginnen und Kollegen früh einzubeziehen, sei wichtig. „Homeschooling und Homeoffice ist eine Ausnahmesituation“, sagt sie. „Je kleiner die Kinder sind, desto unmöglicher ist es, sieben bis acht Stunden am Stück zu arbeiten.“

Arbeitszeiten habe sie dann gestückelt. Je genauer dem Chef und den Kollegen jedoch die Shifts, wie Nicola Becker die Unterbrechungen nennt, kommuniziert werden, desto mehr Vertrauen herrscht bei allen im Team, dass auch von zu Hause aus alles erledigt wird – wenn auch zu etwas unüblicheren Zeiten. Abschließend räumt sie jedoch auch ein, dass sie im Vergleich zu anderen Eltern in einer privilegierten Position zu sein scheint: „Bei uns funktioniert es so gut, weil ich zu Hause arbeiten darf und das auch kann. Außerdem haben wir ein gutes familiäres Netzwerk, das viel hilft.“ Mitgefühl hat sie für die vielen Kinder, die gerade hinten anstehen, weil die Eltern nicht zu Hause arbeiten können, sondern den ganzen Tag unterwegs sein müssen.

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Zudem gebe es ja noch wesentlich mehr Voraussetzungen, die zunächst nicht offensichtlich scheinen mögen, aber ebenso erfüllt sein müssen: „Viele Eltern können schon aufgrund sprachlicher Hürden diese Mehrarbeit gar nicht leisten“, sagt Nicola Becker. Auch sei sie sich sicher, dass sich nicht alle Familien die technische Ausstattung leisten können. „Damit Homeschooling überhaupt klappen kann, braucht ja eigentlich jedes Kind einen eigenen Laptop, denn wenn Unterricht mal wirklich digital stattfindet, belegen sie sonst den Arbeitslaptop mindestens den ganzen Vormittag.“ Auch ein Headset, Drucker oder überhaupt erst einmal ein Internetanschluss muss als Basis vorhanden sein. Das habe dann gar nichts mehr mit Wollen, sondern mit Können zu tun.

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