N26 könnte zum ersten deutschen 10-Milliarden-Dollar-Fintech werden

Die Berliner Digitalbank N26 bereitet offenbar seine Series-E-Finanzierungsrunde vor. Die Bewertung dürfte laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg bei über zehn Milliarden US-Dollar liegen. N26 würde damit als erstes deutsches Fintech zum Decacorn, zum zehnfachen Einhorn werden. Bislang liegt die Firmenbewertung bei 3,5 Milliarden Dollar. Das Unternehmen selbst will sich zu dem Sachverhalt derzeit nicht äußern.
Ob N26 damit allerdings höher bewertet ist als der Zahlungsdienstleister und E-Commerce-Plattformbetreiber Klarna und somit zugleich auch europaweit das Fintech mit der höchsten Bewertung wird, ist unklar. Und da ist noch ein dritter Player, der sich um eine zweistellige Milliardenbewertung streitet: die britische Neobank Revolut. Die wurde im vergangenen Jahr mit rund 5,5 Milliarden taxiert, sei aber – so sieht das zumindest Revolut-CEO Nikolay Storonsky – schon heute mehr als zehn Milliarden Dollar wert. Auch hier ist in Kürze mit einer neuen Finanzierungsrunde zu rechnen. Zum Vergleich: Die Commerzbank, immerhin Deutschlands zweitgrößte Bank, kommt auf eine Bewertung von zurzeit 8,3 Milliarden Dollar.
Als sicher gilt dagegen, dass die N26-Finanzierungsrunde die letzte vor dem seit Jahren erwarteten Börsengang des Berliner Unternehmens sein wird. Kürzlich trat der neue Finanzchef Jan Kemper, der bereits den Onlinehändler Zalando an die Börse begleitete, seinen Dienst an.
Obwohl sich N26 angesichts des weiterhin niedrigen Zinsniveaus im Geldmarkt nicht leichttut, könnte die Challenger-Bank in den nächsten Monaten reichlich Kunden gewinnen. Denn zum einen kämpfen die Banken mit einem BGH-Urteil, das ihnen kürzlich die stillschweigende Umsetzung von Preiserhöhungen untersagte. Das könnte dazu führen, dass viele Banken die Gebührenerhöhungen der letzten Jahre zurücknehmen und das zusätzlich eingenommene Geld zurückzahlen müssen. Zum anderen suchen immer mehr Bankkunden angesichts abgeschaffter Gratiskonten und steigender Grundgebühren nach Alternativen für grundgebührenfreie oder günstige Konten.
Doch auch N26 leidet unter Wachstumsschmerzen: Inzwischen hat die Digitalbank sieben Millionen Kunden in 25 Länden, ist aber nirgendwo so erfolgreich wie in Deutschland. Davon abgesehen hat die Bank im letzten Jahr ihr Großbritannien-Geschäft ad acta gelegt – hier waren wohl Mitbewerber wie Revolut und Monzo schon zu präsent – und tut sich auch mit der US-Expansion schwerer als erwartet. Immerhin: Die Bank hat kürzlich in Kooperation mit Weltsparen ein Tagesgeldangebot gelauncht und bietet außerdem Ratenkredite. Für Ende des Jahres steht der Start einer Kryptohandelsfunktion an, sofern nichts dazwischen kommt.
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