Auf der Suche nach Leben: Nasa schickt nach 30 Jahren wieder Missionen zur Venus
Im zweiten Anlauf hat die Nasa entschieden, zwei Discovery-Missionen zur Venus zu schicken. Sie heißen Davinci Plus und Vertias. 2017 gehörten die beiden bereits zu den Finalisten, doch die Nasa entschied sich für die zwei Asteroidenerkundungen Lucy und Psyche. Ende dieses Jahrzehnts ist es soweit: Dann starten die Schwestermissionen zu der infernoartigen Welt. Dabei soll Davinci Plus die Atmosphäre untersuchen. Parallel startet Veritas eine neue Kartierung des Planeten. Die zurzeit verwendeten Karten der Magellan-Sonde stammen von Anfang der 90er, die Technik der Sonde aus den 80ern.
Davinci auf der Suche nach Leben in den Wolken
Das Wetter auf dem Schwesterplaneten der Erde kann als höllisch bezeichnet werden: Die Temperatur an der Oberfläche ist mit durchschnittlich über 460 Grad Celsius so heiß, dass dort Zinn und Blei schmelzen würden. Zudem herrscht mit rund 92 Bar ein Druck, der rund 92 Mal so hoch ausfällt wie auf der Erde. Er entspricht in etwa dem Druck in 900 Metern Meerestiefe. Dennoch haben Wissenschaftler Anzeichen von Leben auf dem Planeten gefunden. Monophosphin ist ein Abbauprodukt lebender Organismen und wurde in den Wolken nachgewiesen, dort herrschen angenehmere Temperaturen. Davinci Plus könnte das Vorhandensein zweifelsfrei bestätigen.
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Sie fliegt nach Plan zunächst 2030 zweimal an der Venus vorbei und nimmt Messungen vor. Ein Jahr später soll sie eine Sonde abwerfen, die beim Abstieg mit einem Apparat von Instrumenten eine Stunde lang Gase analysiert. Der leitende Forscher James B. Garvin sagte: „Die Messungen, die wir beim Abstieg zu den Wolken machen, werden sehr genau sein, vergleichbar mit denen, die wir von Mars und Erde kennen.“ Die Wissenschaftler erhoffen sich dadurch Hinweise, wie die Venus und ihre Atmosphäre entstanden sind und ob Wasser von dort ins All entwichen ist. Auch das Monophosphin könnten die Messungen direkt nachweisen und weitere Diskussionen über das Leben auf dem vermeintlich lebensfeindlichen Planeten entfachen.
Veritas, der 3D-Kartograph
Veritas steht für „Venus Emissivity, Radio Science, InSAR, Topography & Spectroscopy“. Die Kartierungsmission soll die niedrig aufgelösten Karten der Magellan-Sonde ersetzen, die Experten zufolge nicht einmal eine Verwerfung wie die Sankt-Andreas-Spalte anzeigen können. „Wir haben nur so etwas wie eine sehr grobe topografische Karte“, erklärt Geophysikerin Suzanne Smrekar, die die Mission leitet. Veritas kann 100 Mal bessere Messungen liefern als der Vorgänger. Sie sollen am Ende zu einer hochauflösenden 3D-Karte führen. Via Spektroskopie wollen die Forscher mehr über die Gesteinszusammensetzungen und somit über den Vulkanismus herausfinden. Suzanne Mrekar erklärt, man werde darüber auch nach aktivem Vulkanismus und Wasser suchen, das aus den Vulkanen austritt. „Es gibt die Idee, dass die Venus im Inneren vielleicht trocken ist“, so die Wissenschaftlerin.
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Internationales Interesse an der Venus
Die ESA umkreiste mit dem Venus Express acht Jahre lang den Zwillingsplaneten, bevor die Sonde 2014 in der Atmosphäre verglühte. 2018 startete sie mit der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa zusammen die Merkursonde Bepicolombo, die am 15. Oktober 2020 das erste Swing-by-Manöver an der Venus vollführte. Am 10. August steht ein Zweites an. Dabei wollen die Partner Instrumente testen und Atmosphäre sowie Ionosphäre untersuchen. Die japanische Sonde Akatsuki befindet sich zudem seit 2015 im Venusorbit und beobachtet den Planeten mit gekühlten Infrarotkameras. Russland legte mit dem Venera-Programm den Grundstein zur orbitalen Venuserforschung. Zwischen 1961 und 1983 schickte die Sowjetunion eine ganze Reihe Sonden und Lander im Zuge des Venera-Programms auf den Schwesterplaneten. 1970 landete man zum ersten Mal auf der Venus und will mit der Venera-D-Mission an alte Erfolge anknüpfen. Sie soll 2025 starten. Bei der Nasa ist eine Flagship-Mission zur Venus noch nicht vom Tisch, bei der ein oder zwei große Ballons in der Atmosphäre betrieben werden wollen.