
Im Rahmen der Artemis-I-Mission sollen Menschen auf den Mond zurückkehren. Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist die Riesenrakete SLS mit der von ihr getragenen Orion-Raumkapsel. Seit dem Start des Raketenprojekts 2010 hat sich die Fertigstellung stets weiter verschoben. Die Kosten sollten unter elf Milliarden US-Dollar liegen und haben inzwischen den Wert von 20 Milliarden Dollar überstiegen. Flugbereitschaft sollte ursprünglich 2016 erreicht werden.
Es läuft nicht gut: Covid verzögert Vorbereitungen weiter
Die letzte Planung sah vor, den ersten Testflug der Schwerlastrakete noch vor dem Ende dieses Jahres durchzuführen. Das scheint unwahrscheinlich, denn wie ein Insider gegenüber Ars Technica bestätigt, liegt die Nasa bereits erneute zwei Monate hinter den internen Zielvorgaben für die Erprobung und Integration der Rakete im John-F.-Kennedy-Space-Center auf Merritt Island im US-Bundesstaat Florida zurück. Von den kritischen Vorflugtests sei noch keiner gefahren worden.
Daher sei der Sommer 2022 als Zeitpunkt des ersten Testflugs inzwischen weit realistischer. Nasa-Pressesprecherin Kathryn Hambleton räumt ein, dass die Raumfahrtbehörde Terminverschiebungen zu verzeichnen habe. „Die Agentur beobachtet weiterhin den Anstieg der Covid-19-Fälle in der Kennedy-Region, was sich zusammen mit anderen Faktoren wie dem Wetter und dem erstmaligen Betrieb auf unseren Zeitplan auswirkt“, sagte sie. „Schritt für Schritt nähern wir uns dem Start und sorgen gleichzeitig dafür, dass unser Team so sicher wie möglich ist.“
Vormontage abgeschlossen – alle Tests fehlen noch
In diesem Sommer wurde zwar die Montage der SLS-Rakete und ihrer seitlichen Booster abgeschlossen. Auch der Massensimulator, also eine der Orion ähnliche und gleich schwere Kapsel, war auf der Rakete platziert worden. Dann sollten im Juli die Vibrationstests an der zusammengebauten Konfiguration erfolgen. Die Ergebnisse der Tests sind wichtig für die Konfiguration der Flugsoftware. Tatsächlich aber dauern die Vibrationstests auch im September noch an.
Erst nach Abschluss der Tests kann die eigentliche Orion-Kapsel den Massensimulator ersetzen. Allein der Austausch der Raketenkuppel wird mit mehreren Wochen Aufwand veranschlagt. Ist das erledigt, wird die Rakete zur Startrampe verbracht, um dort in die Phase der Generalproben mit Betankung und Countdown einzusteigen. Bei diesem sogenannten „Wet Dress Test“ werden die Triebwerke nicht gezündet. Der soll laut Informationen von Ars Technica wahrscheinlich im November oder Dezember stattfinden. Weitere Tests schließen sich an.
Insider: In Anbetracht der bevorstehenden Tests ist der Zeitplan faktisch nicht zu halten
Allein dieser Zeitverlauf macht es unmöglich, die SLS-Konfiguration noch im Jahr 2021 zu starten. Unter der Prämisse, dass sämtliche Tests völlig ohne Probleme durchlaufen und keine weiteren Verzögerungen auftreten, könnte ein Starttermin im Frühjahr 2022 gehalten werden. Damit rechnet aber realistisch wohl niemand. Hambleton verspricht, in Kürze ein voraussichtliches Datum für die Generalprobe und den Start der Rakete selbst bekanntzugeben.