Nasdaq-Tief: Ist bei Technologie-Titeln die Luft raus?
Technologie-Titel sind die Zukunft – oder etwa doch nicht? In den vergangenen Wochen hat der US-Technologie-Index Nasdaq 100 den Rückwärtsgang eingelegt – und das, obwohl Apple, Amazon und auch Alphabet im ersten Quartal 2021 ihre Umsätze deutlich steigern konnten. Woran liegt das? Ein Teil der schwachen Entwicklung des Nasdaq ist sicherlich dem Zeitgeist geschuldet. Aktuell blicken Marktteilnehmer auf die Inflation: Kupfer und Öl steigen und die Verbraucherpreise in den USA haben jüngst mit 4,2 Prozent zum Vorjahresmonat das höchste Niveau seit 13 Jahren erreicht. Wachstumsunternehmen, die ihre Gewinne in der Zukunft machen, werden in diesem Umfeld eher abgestraft. Anleger wünschen sich Value-Werte und Zykliker, die von der aufstrebenden Wirtschaft profitieren und schon heute Cash generieren. Doch langfristig denkende Anleger sollten sich vom Zeitgeist nicht blenden lassen.
Tech-Konzerne haben viele Eisen im Feuer
Die großen Technologiekonzerne wie Apple, Alphabet, Facebook oder Amazon machen schon heute üppige Gewinne. Beispielsweise verdreifachte Amazon seinen Quartalsgewinn zuletzt, der Umsatz stieg um 44 Prozent. Auch Alphabet steigerte seine Erlöse deutlich um mehr als ein Drittel und ließ die Analystenschätzungen beim Gewinn je Aktie deutlich hinter sich. Wie sollten Anleger mit dieser Situation jetzt umgehen?
Die Kurse an den Märkten entwickeln sich in Wellen. Am Ende zählt der langfristige gleitende Durchschnitt. Bei den großen Technologie-Titeln spricht alles dafür, dass dieser langfristige Trend auch weiter nach oben zeigt. Zwischenzeitliche Korrekturen sind gute Gelegenheiten, um Positionen zu erhöhen oder erstmals aufzubauen. Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird einsehen, dass der Megatrend der Digitalisierung noch längst nicht ausgereizt ist. Die Pandemie hat offenbart, dass beispielsweise Verwaltung und Gesundheitssysteme noch große Potenziale haben. Auch vollzieht sich im Bereich der Mobilität gerade ein Paradigmenwechsel. Die E-Auto-Offensive von Volkswagen belegt, dass Verbrenner schon mittelfristig ausgedient haben könnten. Dass sich damit auch die Art, wie wir Mobilität begreifen, verändern wird, liegt nahe. Statt sportlicher Fahrwerke und grummelnder Motoren dürfte sich auch in der Autobranche schon bald die Vernunft weiter durchsetzen. Ein wachsender Anspruch an Sicherheit und Bequemlichkeit bedeutet gute Chancen auf das autonome Fahren. Dass damit weiteres großes Potenzial für Technologiekonzerne verbunden sind, liegt auf der Hand.
Kein Vergleich zu 1999
Das Gute an Alphabet, Apple und Co ist, dass der Erfolg eines Investments nicht nur von einem einzelnen Trend abhängt – das autonome Fahren ist nur eines von vielen heißen Eisen im Feuer der Technologiekonzerne. Das Internet der Dinge, die Industrie 4.0 und auch die digitale Finanzwirtschaft rund um Blockchain und Co bieten zahlreiche weitere Chancen. Aufgrund zahlreicher Patente und ihren enormen finanziellen Mitteln dürften die großen Technologiekonzerne alle Voraussetzungen mitbringen, um die nächsten digitalen Revolutionen in anderen Branchen rechtzeitig zu erkennen und sich dafür zu positionieren.
Natürlich sind Gedanken an eine Revolution im Finanzwesen oder den mitdenkenden Kühlschrank Zukunftsmusik. Doch es ist keinesfalls abwegig, dass diese Umbrüche schon innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre eingeleitet werden. Technologieunternehmen bringen alles mit, um bei neuen Trends früh dabei zu sein und sich rechtzeitig Marktanteile zu sichern. Da Apple, Amazon und andere schon heute enorme Gewinne machen, stört es aus Anlegersicht kein bisschen, dass in den Aktien eine gehörige Portion Fantasie schlummert. Der Unterschied zur Situation vor mehr als 20 Jahren ist deutlich: Damals hatten Technologie-Titel ausschließlich Fantasie eingepreist und machten sonst kaum Umsätze. Heute sieht das ganz anders aus.
Auf die Auswahl kommt es an
Anleger tun gut daran, die Schwäche des US-Index Nasdaq 100 in einem langfristigen Kontext zu sehen: Manchmal fallen Aktien, ohne dass es dafür rationale Begründungen gibt. Auch besteht ein Unterschied zwischen den „Big Five“ am Technologiemarkt und den zahlreichen kleineren Unternehmen. Bei Letzteren ist das Verhältnis zwischen soliden Umsätzen in der Gegenwart und Wachstumsfantasie womöglich ungünstiger verteilt als bei den Großen der Branche. Auch aus diesem Grund lohnt es sich, bei Technologie-Titeln ganz genau hinzusehen und attraktive Werte ganz nach dem persönlichen Geschmack zu selektieren. Auch wenn es aktuell ein wenig anders aussehen mag: Technologie-Titel haben auch weiter Zukunft!
Bitte beachtet den Haftungsausschluss.
Solche Aktienratschläge sind wie Gesundheitstipps vom Homoöpathen: Wirkt ein homoöpathisches Mittel, dann wirkt es. Wird es dagegen schlechter, so ist es die Erstverschlimmerung, nach der es besser wird.
So auch hier: Steigen Kurse, gut. Fallen sie, sind es Nachkaufoptionen, also auch gut.
Es war (und ist) viel silly money (aufgrund von 0-Zinsen) in Tech-Firmen unterwegs, dieses Geld wird gerade herausgezogen und darum wird meiner Ansicht nach der Abwährtstrend längere Zeit anhalten.
Und wer Tech-Aktien wegen Blockchains kauft, hat bestimmt auch vor 5 Jahren Aktien von Einzelhandelsunternehmen wegen Beacons als das next big thing gekauft