Manche Schriftarten dominieren den öffentlichen Raum und trotzdem nehmen wir sie gar nicht bewusst wahr. Dazu zählen zum Beispiel die Schriften von Straßenschildern und Straßennamen. Manche dieser Schriftbilder treten zugunsten der Botschaft komplett hinter dem Inhalt zurück. Mit anderen verbinden wir etwas. Die Schriftzüge der hölzernen Schilder US-amerikanischer Nationalparks sind ein Beispiel für eine solche Schrift.
Ursprünglich zum Fischen im Rocky Mountain National Park fürchtete Jeremy Shelhorn schon, er hätte sich auf einem der Wildpfade, die über die Zeit von den Fischern vereinnahmt worden waren, verlaufen, als er schließlich auf eines der typischen Schilder aus unbehandeltem Holz stieß, in das der Schriftzug „Rocky Mountain National Park“ eingeschnitzt war. Dabei fiel ihm auf, dass das Schriftbild einem bestimmten Muster folgte: Abgerundete Serifen und einfache Winkel zeichneten die Schriftzüge auf allen Wegweisern des Parks aus. Shelhorn fragte sich unvermittelt, ob es sich dabei wohl um einen tatsächlichen Font handelte, den man downloaden konnte? Den die Ranger des Parks vielleicht sogar ganz selbstverständlich für Briefköpfe, Präsentationen und Mail-Signaturen nutzten?
Keine Schriftart, ein System
Seine Recherchen ergaben, dass es sich dabei um keine Schriftart sondern vielmehr um ein System aus Linien, Punkten und Kurven handelte, nach dem die Buchstaben in das Holz gefräst werden. Shelhorn, seine Partnerin und zwei Studierende der University of Kansas replizierten in Zusammenarbeit mit einem Ranger den Look der Schriftzüge auf den Wegweisern anhand von Bleistiftabrieben. Zum Download verfügbar ist das Ergebnis in drei Schriftschnitten sowie als Konturschriftart.
Der Herr heißt Shellhorn mit zwei L laut nationalparktypeface.com.