Jetzt ist es also auch bei mir so weit: Ein Aushang im Treppenflur lädt alle Bewohner:innen des Mietshauses dazu ein, sich einer Whatsapp-Gruppe anzuschließen. Da könnten wir Mieter:innen „Probleme des Hauses besprechen“. Welche das sein mögen, geht aus der Nachricht nicht hervor.
Mir schwant Übles. Mich mit meinen Nachbar:innen darüber zu echauffieren, dass jemand Müll in die falsche Tonne gepackt oder den Kellerraum nicht abgesperrt hat, gehört eher nicht zu den Dingen, für die ich meine begrenzte Lebenszeit aufbringen möchte. Und die Benachrichtigungen erst.
Bei sechs Etagen mit je zwei Wohnungen im Vorderhaus und demselben im Seitenflügel sowie dem Hinterhaus kämen in der angestrebten Nachbarschaftsgruppe eine ganze Menge Menschen zusammen. Klar, am Ende machen natürlich nicht alle mit. Das zu erwartende Nachrichtenaufkommen in der Whatsapp-Gruppe könnte dennoch schnell ein Maß erreichen, das ich mir ungern antun würde.
Für mich ist daher schnell klar, dass ich der Gruppe nicht beitrete. Kein Problem, denn am Ende bleibt es recht unwahrscheinlich, dass ich etwas wirklich Wichtiges verpasse. Eltern haben diesen Luxus aber häufig nicht.
Nicht alle Whatsapp-Gruppen lassen sich so leicht ignorieren
Wer Kinder im Kita- oder Schulalter hat, dürfte in vielen Fällen das Phänomen der Elterngruppen kennen. Die können mitunter die perfekte Plattform für überkommunikative Helikoptereltern sein. Wichtige Informationen für das eigene Kind wollen viele Menschen dann aber trotzdem nicht verpassen.
Letztlich ist der direkte Austausch über Messenger-Apps in vielen Fällen praktisch. Nur kann es leider auch schnell mal anstrengend werden. Da hilft oft nur die Deaktivierung etwaiger Gruppen-Benachrichtigungen und sich selbst im Zweifel etwas herauszunehmen, um aufgeheizte Diskussionen nicht noch mehr zu befeuern.
Denn egal, wie man als Einzelperson zu Chatgruppen stehen mag, die Whatsapp-Gruppifizierung unseres Alltags wird in den kommenden Jahren sicherlich nicht abnehmen. Das verschärft auch den sozialen Druck. Am Ende bleibt es aber euch überlassen, ob ihr wirklich ein Mitglied in jeder Gruppe aus eurem Umfeld werden möchtet.