Warum Netflix über die Disney-Kündigung noch lachen wird

Netflix-Chef Reed Hastings. (Foto: dpa)
Nach nicht mal einem Jahr haben es sich die Manager von Disney anders überlegt: Der weltweit größte Unterhaltungskonzern will seine Filme und Serien nicht länger bei Netflix zeigen. Der erst im September vergangenen Jahres mit dem Streaming-Dienst geschlossene Vertrag wird aufgelöst.
Stattdessen will Disney seine Produktionen ab 2019 auf dem eigenen Streaming-Portal Disney Plus veröffentlichen. Damit wird Netflix noch die nächsten beiden Star-Wars-Filme zeigen können, aber das Ende der Trilogie nicht mehr. Auch Toy Story wird es nicht mehr zum Abruf geben. Das klingt nicht nur in den Ohren von Filmfans nach einem schweren Schlag: Die Netflix-Aktie fiel nachbörslich um mehr als drei Prozent.
Ganz so düster, wie die ersten Reaktionen andeuten, dürfte es um die Zukunft von Netflix aber nicht bestellt sein. Im Gegenteil: Das Unternehmen aus Kalifornien um dessen Geschäftsführer Reed Hastings könnte der geplatzte Schulterschluss sogar egal sein. Und dafür gibt es gleich mehrere Gründe.
Netflix ist nicht von Disney abhängig
Der Erste: Netflix ist nicht so stark von Disney abhängig wie manche einem Glauben schenken wollen. Zwar dürfte Netflix die Kooperation mit Disney ursprünglich vor allem eingegangen sein, um neue Abonnenten durch die Strahlkraft der zahlreichen Franchises anzulocken. Dies hat offenkundig auch funktioniert.
Allerdings wächst Netflix nicht erst seit vergangenem Jahr rasant. Schon 2015 steigerte das Unternehmen die Zahl seiner Abonnenten im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen um das Doppelte. Bedeutet: Schon lange vor dem Disney-Deal hat Netflix bewiesen, aus eigener Kraft an Popularität gewinnen zu können.
Eigenproduktionen sind längst das Zugpferd
Und zweitens: Dies dürfte vor allem jenen Inhalten geschuldet sein, die nicht von Disney und anderen Produktionsfirmen stammen. Seit Jahren investiert Netflix Milliarden in den Dreh eigener Filme und Serien. Der Streaming-Dienst will sich so von der wachsenden Konkurrenz absetzen. Mit Erfolg: Eigenproduktionen wie „House of Cards“, „Stranger Things“ oder das Pablo-Escobar-Biopic „Narcos“ avancierten schnell zum Kassenschlager. Allein im zweiten Quartal dieses Jahres veröffentlichte Netflix 14 neue Serienstaffeln, neun Filme, sechs Dokumentationen und sieben Kinderserien.

Disney will Netflix mit einem eigenen Streaming-Dienst attackieren. (Foto: Shutterstock)
Zwar überwiegt im Katalog noch die Zahl der Fremdinhalte. Allerdings sorgen vor allem erfolgreiche Eigenproduktionen dafür, dass die Nutzer dauerhaft für einen Streaming-Dienst bezahlen. Man nennt das auch Lock-in-Effekt: Für Netflix-Nutzer bedeutet dieser, dass sie die Plattform nicht verlassen können, selbst wenn sie es möchten, weil sie sonst nicht mehr in den Genuss ihrer Lieblingsserien kommen. In dieser Hinsicht hat sich Netflix über die Jahre gegenüber Konkurrenten wie Amazon oder Sky bereits einen Vorteil erarbeitet – erst recht gegenüber Disney, das ja erst in zwei Jahren – und dann auch nur in den USA – mit einem eigenen Angebot starten will.
Netflix kann zur Plattform für alle werden
Nichtsdestotrotz hat der Trend hin zu mehr Eigenproduktionen bei den Streaming-Inhalten auch Nachteile. Ähnlich wie zurzeit bei den Fußball-Übertragungsrechten geht die zunehmende Fragmentierung von Streaming-Inhalten auf Dauer zulasten ihrer Nutzer. Denn um das größtmögliche Angebot an Filmen und Serien nutzen zu können, müssen zwei oder gar mehr Abonnements abgeschlossen werden. Eines für Netflix, eines für Amazon und vielleicht auch bald eines für Disney. Das wird teuer.
Jedoch könnte Netflix auch hier der Nutznießer dieser Entwicklung sein. Denn drittens: Im Vergleich zu Disney ist das Angebot der Kalifornier von Natur aus nicht nur auf Animationsfilme und die großen Franchises um Star Wars beschränkt. Das könnte nicht nur für Fans das ausschlaggebende Argument sein, sich bewusst für Netflix zu entscheiden: Gerade Produzenten werden sich im Zweifel für die maximale Reichweite ihrer Filme entscheiden. Diese Plattform könnte Netflix auch ohne Disney sein. Voraussetzung dafür ist, dass Netflix trotz zunehmender Eigenproduktionen seinen offenen Charakter erhält und für fremde Filmstudios zugänglich bleibt. Dann gewinnen nicht nur die Anbieter und Filmfans, sondern auch Netflix.
Interessant dürfte werden, ob Disney dann auch die ganzen Marvel Lizenzen – da Marvel ja eine Disney Tochter ist – in den eigenen Dienst überführt, was Netflix durchaus schwerer treffen dürfte.
Das ist für mich auch der Punkt. Disney ist mit egal, aber noch weniger marvel Filme …