Netflix-Erfolg Squid Game hat jetzt einen Krypto-Coin – der könnte Scam sein
Seit dem 26. Oktober 2021 ist ein neuer Altcoin auf Coinmarketcap gelistet – der Squid-Token, der am 20. Oktober ins Leben gerufen wurde und auf der Binance Smart Chain existiert. Inspiriert von der Netflix-Erfolgsserie Squid Game hatten findige Entwickler, die offensichtlich nichts mit den Machern der Originalserie zu tun haben, einen Coin mit dem Kürzel Squid auf den Markt gebracht und über soziale Medien intensiv promotet.
Squid-Coin explodiert
Seit dem 28. Oktober zündet der Coin richtig. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags lag Squid bei 7,53 Dollar, ausgehend von 2,14 Dollar zu Tagesbeginn. Insgesamt ist Squid damit ein Wachstum von über 56.000 Prozent in drei Tagen gelungen.
Nachdem der Herausgeber behauptet, mehr 720 Millionen Squid-Coins im Umlauf zu haben, würde sich die Marktkapitalisierung des Token nach wenigen Tagen bereits auf über 5 Milliarden Dollar belaufen. Dass dem so ist, bezweifeln offenbar auch die Betreiber von Coinmarketcap und platzieren gleich an mehreren Stellen Warndreiecke – unter anderem beim Circulating Supply, also den im Umlauf befindlichen Coins und der daraus resultierenden Marktkapitalisierung. Coinmarketcap hält derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 590 Millionen und damit etwa ein Zehntel der vom Projekt selbst angegebenen Umlaufmenge für wahrscheinlicher.
Ebenso häufen sich Berichte, dass der Coin nicht unproblematisch gehandelt werden kann, weshalb Coinmarketcap diesen Warntext einblendet:
Wir haben mehrere Berichte erhalten, dass Benutzer nicht in der Lage sind, diesen Token in Pancakeswap zu verkaufen. Bitte beachten Sie Ihre eigene Sorgfaltspflicht und lassen Sie beim Handel Vorsicht walten! Dieses Projekt ist zwar eindeutig von der gleichnamigen Netflix-Serie inspiriert, aber es ist unwahrscheinlich, dass es mit der offiziellen IP in Verbindung steht.
Man beachte die Formulierung. In einfacherem Deutsch bedeutet die, dass Menschen den Coin zwar kaufen, aber nicht wieder verkaufen können. Das geht auf „normalen“ Kryptobörsen nicht, Pancakeswap aber erlaubt das und weist natürlich auf dieses Risiko auch hin.
Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass die Macher des Coins in ihrem sogenannten Whitepaper genau darauf auch hinweisen. Danach könne der Coin immer nur im Verhältnis 2:1 gehandelt werden. Ebenso gebe es eine globale Begrenzung auf die Hälfte des Umlaufvolumens nach Definition der Macher – mit anderen Worten: Niemand kann nachvollziehen, wann diese Grenze erreicht ist. Ist sie jedenfalls erreicht, können keine Coins mehr verkauft werden, selbst wenn die persönliche Ratio das noch erlauben würde. Das kann man für innovativ halten, man kann aber auch massive Red Flags darin erkennen.
Weitere Warnzeichen, die euch von Squid-Coins fernhalten sollten
Dem Squid-Token schadet das zunächst nicht. Der Kurs steigt weiter. Wer sich das Projekt näher ansieht, kann indes schnell weitere Warnzeichen erkennen. So ist etwa der Twitter-Account des Projekts so konfiguriert, dass keine Kommentare möglich sind. Projekte, die eine lebhafte Community aufbauen wollen, gehen so nicht vor. Projekte, die einen Haufen negativer Kommentare erwarten, schon. Ebenso ist der Telegram-Kanal des Projekts konfiguriert.
Es ist offensichtlich, dass die Coin-Macher nicht mit den Produzenten der Serie zu tun haben, dennoch lebt die Website des Squid-Coins von Vollbild-Videosequenzen aus der Serie. Dabei dürfte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um eine Urheberrechtsverletzung handeln. Wer sich das Whitepaper ansieht und des Englischen mächtig ist, gerät ins Staunen ob der grammatikalischen Kreativität der Schreibenden.
Das soll laut Machern hinter dem Squid-Game-Token stecken
Der Squid-Coin ist von der erfolgreichsten Netflix-Serie aller Zeiten inspiriert. Die brutale Serie namens Squid Game konnte in den ersten 27 Tagen seit ihrem Start über 111 Millionen Zuschauende erreichen – absoluter Rekord. Da liegt es nahe, sich an dem Erfolg zu nähren. Das könnte das Ziel der Macher des Squid-Coins sein.
Dabei wirkt das Konzept hinter dem Krypto-Asset zunächst einigermaßen glaubwürdig. Ein auf der Website des Projekts verfügbares Whitepaper erläutert, dass es sich beim Squid-Coin um die offizielle Währung für das sogenannte Squid-Game-Project handeln soll. Dahinter soll sich ein im November startendes Online-Turnier mit – wie in der Serie – sechs Runden verbergen.
Wer an diesem Turnier teilnehmen möchte, muss Startgelder zahlen, die mit jeder Runde höher werden. Diese Startgelder müssen in Squid oder NFTs, die auf der Plattform gekauft werden können, gezahlt werden. Schon die erste Runde soll 456 Squid kosten, was nach aktuellem Kurs über 3.400 Dollar wären. Das Startgeld für die letzte Runde soll 15.000 Squid, nach aktuellem Stand also über 110.000 Dollar betragen.
Interessenten zieht das Projekt damit an, dass es verspricht, alle Startgelder an die schlussendliche Gewinnerin oder den Gewinner der Endrunde auszuzahlen – abzüglich einer Provision von zehn Prozent, die an die Entwickler gehen soll.