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Neue Studie zeigt: Die beste Lernmethode gibt es nicht

Neue Experimente deuten darauf hin, dass es für das Einprägen von Informationen – gemeinhin Lernen genannt – keinen Königsweg gibt. Vielmehr scheint die optimale Methode zu variieren, je nachdem, woran wir uns erinnern wollen.

3 Min.
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Lernen kennt keinen Königsweg. (Foto: fizkes/ Shutterstock)

Eine Grundlagenstudie der US-amerikanischen Universität von Pittsburgh stellt den bislang anerkannten Konsens zu optimalen Lernmethoden infrage. Offenbar lernen wir Dinge mit unterschiedlichen Methoden unterschiedlich gut, ja nachdem in welchem Kontext wir uns befinden.

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Abstandseffekt nicht mehr Non-Plus-Ultra

„Viele frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass Lernen und Gedächtnis von zeitlich gestaffelten Lerneinheiten profitieren“, sagt Psychologieprofessor Benjamin Rottman und ergänzt, was wir alle kennen: „Wenn Sie zum Beispiel in der Nacht vor einem Test pauken, können Sie sich vielleicht am nächsten Tag für den Test an die Informationen erinnern, aber Sie werden sie wahrscheinlich ziemlich schnell wieder vergessen. Wenn Sie dagegen den Stoff an verschiedenen Tagen vor der Prüfung lernen, werden Sie ihn mit größerer Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum im Gedächtnis behalten.“

Das nennen wir „Abstandseffekt“. Dabei handelt es sich um die etablierteste Erkenntnis der psychologischen Lernforschung. Was bislang dabei vergessen wurde, ist, dass die Annahme nur dann gültig ist, wenn sich das, was man zu lernen versucht, jedes Mal in gleicher Weise wiederholt.

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Dies ist jedoch im wirklichen Leben selten der Fall. Denn selten lernen wir vollkommen neue Dinge. Meist ändern sich nur einige Aspekte bisherigen Wissens. Das Pittsburgher Forschungsteam führt das Beispiel des örtlichen Cafés an, in dem wir zwar die gleichen Tische, Sitze und Dekorationen sehen, aber vielleicht von einem neuen Barista bedient werden. Es sei nicht klar, ob der Abstandseffekt angesichts solcher Veränderungen auf die gleiche Weise funktioniere.

Ungewöhnlicher Versuchsaufbau näher an der Realität

In zwei Experimenten baten die Forscher:innen deshalb die Teilnehmer:innen, wiederholt Paare von Gegenständen und Szenen zu betrachten. Die bleiben entweder bei jeder Wiederholung gänzlich identisch waren oder der Gegenstand blieb identisch, aber die Szene veränderte sich jedes Mal.

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Eines der Experimente funktionierte unter Einsatz eines Smartphones. Dabei wurden die Teilnehmer:innen gebeten, die genannten Paare zu verschiedenen Tageszeiten über 24 Stunden hinweg zu lernen und dann ihr Gedächtnis über ihr Smartphone selbst zu testen. Das entspräche der Art, wie Menschen im Alltag tatsächlich Informationen verarbeiten, mehr als bisherige Versuchsaufstellung, so das Team.

Die Versuchsanordnung ermöglichte es dem Team, die Auswirkungen des Erinnerns sowohl über verschiedene Zeiträume als auch über den Inhalt des Erinnerns zu untersuchen, erläutert Studien-Hauptautorin Emily Cowan.

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„Damit konnten wir die Frage stellen, wie sich das Gedächtnis sowohl auf das Gelernte auswirkt – ob es sich um eine exakte Wiederholung handelt oder stattdessen Variationen oder Veränderungen enthält – als auch darauf, wie es bei wiederholten Lerngelegenheiten gelernt wird.“

Zunächst schien sich die bisherige Erkenntnis, dass sich die Teilnehmer durch das Lernen in Abständen besser an die Aufgaben erinnern konnten, zu bestätigen. Allerdings fanden die Forscher:innen auch heraus, dass die Teilnehmer:innen sich besser an die Gegenstände erinnern konnten, die mit verschiedenen Szenen gepaart waren, als an Gegenstände, die wiederholt mit derselben Szene gezeigt wurden. Wenn man sich etwa den Namen einer neuen Person merken wolle, könne es hilfreich sein, den Namen zu wiederholen, ihn aber mit anderen Informationen über die Person zu verbinden, schlagen die Forscher:innen vor.

Andererseits, so Rottman, schien Stabilität die Art von Gedächtnis zu fördern, bei der Gegenstände und Szenen miteinander verbunden werden: „Die Abstände wirkten sich nur bei den Paaren positiv auf das Gedächtnis aus, die exakt wiederholt wurden, und auch nur dann, wenn zwischen den Lerngelegenheiten ziemlich lange Abstände lagen, d. h. Stunden bis Tage. Wenn man zum Beispiel versucht, sich den Namen einer neuen Person und etwas über sie zu merken, wie ihr Lieblingsessen, ist es hilfreicher, dieselbe exakte Paarung von Name und Essen mehrmals zu wiederholen, mit einem Abstand dazwischen.“

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Ergebnis: Gedächtnis ist sehr differenziert, Königsweg gibt es nicht

Am Ende hat sich gezeigt, dass „das Gedächtnis sehr differenziert ist“. Daher sei es „schwierig, klare Ratschläge für Dinge wie das Lernen für einen Test zu geben, da die Art des Materials so unterschiedlich sein kann“, sagt Rottman.

„Theoretisch sollten unsere Ergebnisse jedoch für verschiedene Arten von Aufgaben relevant sein, wie z. B. das Erinnern an den Namen einer Person und Dinge über sie, das Lernen für einen Test und das Erlernen neuer Vokabeln in einer Fremdsprache.“

Es kann sich demnach lohnen, sich nicht mehr bloß auf das Abstandsprinzip zu veranlassen, denn auch die Variabilität scheint eine Verbesserung unseres Gedächtnisses herbeiführen zu können.

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Alle Einzelheiten lassen sich der Studie entnehmen.

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