Neuer Kurs, neue Finanzierung, neuer Boss: Magic-Leap-CEO tritt seinen Posten ab
Drei Milliarden US-Dollar steckten Investoren seit 2011 in Magic Leap. Mit dem Geld wollte Firmengründer Rony Abovitz seinen Traum von einer Augmented-Reality-Brille für den Massenmarkt wahr machen. Doch der große Durchbruch blieb bis heute aus. Im April 2020 entließ das Unternehmen 1.000 Mitarbeiter und erklärte, sich zukünftig auf AR-Produkte für den Unternehmensmarkt zu konzentrieren. Um den Plan umzusetzen, erhielt Magic Leap jetzt Medienberichten zufolge erneut 350 Millionen Dollar. Die Umsetzung wird aber ein anderer angehen: Abovitz wird seinen Chefposten räumen.
„Ich habe dies mit dem Vorstand besprochen, und wir sind übereingekommen, dass es jetzt an der Zeit ist, einen neuen CEO einzustellen, der uns helfen kann, unseren fokussierten Plan für räumliche Datenverarbeitung in Unternehmen zu kommerzialisieren“, heißt es in einem Blogbeitrag von Abovitz. Laut der Mitteilung wird Abovitz den CEO-Posten noch für eine Übergangsphase behalten. Magic Leap sei aber bereits aktiv auf der Suche nach einem Nachfolger.
Magic Leap: Der geplatzte Traum vom AR-Mainstream
Eigentlich war es immer der Plan gewesen, mit der von Magic Leap entwickelten AR-Brille den Massenmarkt zu erobern und Augmented Reality zu einem Teil unseres Alltags zu machen. Am Ende war die Brille aber einfach zu teuer, wirkte auf viele längst nicht so beeindruckend, wie es sich Magic Leap gewünscht hätte, und damit blieben auch sinnvolle Einsatzgebiete rar.
Nach Angaben von The Information verkaufte Magic Leap im ersten halben Jahr nach dem Verkaufsstart gerade mal rund 6.000 AR-Brillen. In dem Zeitraum wollte das Startup eigentlich 100.000 Einheiten an den Mann bringen. Und die geplante nächste Version der Brille könnte aufgrund „fundamentaler technischer Beschränkungen“ möglicherweise erst in einigen Jahren fertiggestellt werden.
In Anbetracht des mangelnden Erfolgs im Privatkundenbereich entschied die Magic-Leap-Führung dann, dem allgemeinen Markttrend zu folgen: Statt an Konsumenten soll die Brille an Unternehmen verkauft werden. Ähnlich erging es zuvor auch Microsofts Hololens-Brillen und der Google Lens. Beide werden mittlerweile als Unternehmenswerkzeuge vermarktet und dienen dort als Grundlage für verschiedene Anwendungen in der Industrie.