New Deal bei der Schufa: So soll der gefürchtete Score überarbeitet werden

Schufa-Score, "Next Generation": Wie sich der Score wandeln soll. (Bild: T. Schneider/Shutterstock)
Die Schufa hat vor gut eineinhalb Jahren ihre Transparenzoffensive gestartet. Alles sollte, so erklärte das Unternehmen, möglichst transparent und für jeden nachvollziehbar ablaufen. Man wolle, dass die Bundesbürger:innen jederzeit darüber Bescheid wissen, welche Daten die Schufa über sie gespeichert hat.
Daraus entstanden sind unter anderem verschiedene (kostenpflichtige) Apps der Schufa sowie eine kostenfreie Abfrage über die Schufa-Tochter Bonify, die zudem auf Nachfrage proaktiv vor dem ersten negativen Eintrag warnt, wenn ein solcher eintritt. Während Bonify in der Basisfunktionalität weiterhin kostenlos bleiben soll und Geld mit zusätzlichen Diensten verdienen will, bietet auch die Schufa einen vergleichbaren Online-Service mit der App „Meine Schufa“. Die kostet zwischen 3,95 und 6,95 Euro im Monat. Die Schufa erklärt auf Nachfrage aber auch, dass sie ebenfalls an einer eigenen App arbeitet, die zukünftig den kostenlosen Dateneinblick sowie den Basisscore ermöglichen soll.
Was aber vor allem vielen Verbraucher:innen nur unzureichend klar war: Es gibt neben dem Schufa-Basisscore auch sechs branchenspezifische Scores, die sich auf Banken, Genossenschaftsbanken, Sparkassen, den Präsenzhandel, den E-Commerce oder Telekommunikationsunternehmen beziehen. Damit nicht genug: Denn darüber hinaus setzen etwa 30 Einzelunternehmen auf kundenindividuelle Scores, die die Schufa für sie errechnet und es gibt Scoremodelle für spezifische Geschäfte wie Inkassomaßnahmen und Hypthekengeschäfte.
In Zukunft nur ein branchenübergreifender Schufa-Score
Unterm Strich seien das rund 50 verschiedene Score-Varianten. Doch die wolle man in Zukunft vereinfachen, so erklärt das Unternehmen anlässlich einer Presseveranstaltung. Denn bereits im Vorfeld der Transparenzoffensive vor zwei Jahren wurde klar, dass all das alles andere als übersichtlich ist und darunter die Nachvollziehbarkeit leidet.
Die aktuelle dritte Generation des Schufa-Scores stammt aus dem Jahr 2016 – und man sei sich dessen bewusst, dass seitdem zum Beispiel die Zahl an Minikrediten gestiegen ist und das gesamte Buy-now-pay-later-Themenfeld nur unzureichend berücksichtigt werden könne. Umgekehrt könne es sein, dass eine große Zahl an Kreditkarten nicht mehr so starke Auswirkungen auf die Einschätzung der Kreditwürdigkeit habe. Hinzu komme laut einer Bitkom-Studie, dass immer mehr Personen Vergleichsportale nutzen und daher etwa häufiger als vor zehn Jahren die Hausbank wechseln, um sich so günstigere Konditionen zu sichern.
„Die Schufa-Scores sind zwar immer erklärbar, aber sie können häufig nur anhand des jeweiligen Einzelfalls erläutert werden. Dabei ist es nicht immer leicht, die dahinterstehenden, mathematisch-statistischen Methoden für Verbraucher:innen leicht verständlich darzustellen“, erläutert eine Schufa-Sprecherin.
Schufa „Next Generation“: Version 4 ist in der Erprobung
Bei der Entwicklung des neuen Scores, der deutlich einfacher sein soll, habe man sich am Basisscore und dem Bankenscore orientiert. Anders als heute, wo bis zu 50 Einflussmöglichkeiten und Parameter in die Berechnung der einzelnen Branchenscores eingehe, wolle man in Zukunft einen Score-Nukleus mit 10 bis maximal 15 Einflussmöglichkeiten verwenden. Der ist aktuell bereits in der Erprobung und Entwicklung. Ziel sei es, möglichst weiterhin valide Daten für die Unternehmen bereitzustellen, den Verbraucher:innen aber besser zu ermöglichen, die paar Parameter, um die es gehe, im Blick zu behalten.
In der Vergangenheit habe die Prognosegüte im Fokus der Entwicklung des Score-Modells gestanden, zukünftig wolle man mehr Wert auf die Verständlichkeit und Transparenz der Einflussfaktoren legen. Welche Faktoren das genau sein werden, dazu macht die Schufa noch keine Angaben. Man rechne damit, dass das neue System ab 2025 eingeführt werde, es aber wohl eine Übergangszeit gebe, in der sich Unternehmen umstellen. Bei der Ablösung der bis zu 50 Score-Varianten sei aber klar, so betont das Unternehmen, dass nicht nur die reine Zahl da stehe, sondern auch die Fakten dazu.
Also alles neu für die Kund:innen? Nein, nicht wirklich. Denn auch wenn die Schufa noch nicht erklärt, welche Einflussfaktoren die wichtigsten sein werden, sei klar, dass man weiterhin Ratenkredite, Kreditkarten und andere heute gültige Features berücksichtigen werde. Das Alter der Geschäftsbeziehung werde weiterhin positiv bewertet – und Zahlungsausfälle seien weiterhin negativ konnotiert. Doch beispielsweise die Anzahl der Kreditkarten oder die Zahl an Neuabfragen im E-Commerce sei aufgrund des Wandels nicht mehr so aussagekräftig wie bisher.
Schufa-Score darf nicht alleine über Kredite entscheiden
Unterm Strich könnte die Macht der Schufa in den nächsten Jahren aber ohnehin abnehmen. Denn laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Dezember 2023 darf in Zukunft ein einzelner (automatisierter) Faktor wie etwa der negative Schufa-Score ohnehin nicht mehr alleine ausschlaggebend für eine Entscheidung wie eine Kreditablehnung sein (mit einigen Ausnahmen im Detail).
Schon heute greifen viele Unternehmen nicht nur auf den Schufa-Score zu, dessen Abfrage im Branchenvergleich als relativ teuer gilt. Eine Vielzahl der Daten sind auch über andere Dienstleister erhältlich, oftmals aber nicht so detailliert.