Die Nvidia-Aktie glänzt mit neuen Rekorden – aber ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Kauf?

Der Chiphersteller Nvdida stellt an der Börse fortlaufend neue Rekorde auf. Gerade erst hat das Unternehmen eine wichtige psychologische Marke genommen und ist jetzt über drei Billionen Dollar wert. Damit zieht Nvidia zumindest für den Moment knapp an Apple vorbei und ist nun vom Börsenwert her Nummer 2 in der Welt hinter Microsoft.
Der Aktienkurs ist in der vergangenen Woche noch weiter gestiegen, von 1.134 US-Dollar am 3. Juni auf rund 1.253 US-Dollar am 6. Juni 2024. Knapp eine Woche zuvor hatte Nvidia sehr gute Quartalszahlen vorgelegt und gleichzeitig einen Aktiensplit angekündigt. Am Stichtag 7. Juni werden aus einer Aktie zehn, sofern du schon Aktionär:in bist. Für Neuinvestor:in ist das Papier dann für rund 125 Dollar zu haben – und damit deutlich erschwinglicher als zuvor.
Viele mögen sich jetzt beim Blick auf die Kurssprünge ärgern, nicht früher bei dem Chiphersteller eingestiegen zu sein. Oder sich fragen: Lohnt sich jetzt noch der Einstieg?
Sich von der Gier nach schnellen Gewinnen treiben zu lassen ist allerdings keine gute Idee, wie die Forschung zu den psychologischen Faktoren zeigt, von denen Anleger:innen sich steuern lassen.
Ist die Zukunft bereits eingepreist?
Viele Analyst:innen gehen davon aus, dass Umsatz und Gewinne bei Nvidia, getrieben vom KI-Boom, noch weiter steigen werden – und die aktuell hohe Bewertung damit gerechtfertigt ist. Schließlich gibt es momentan für Firmen, die an KI-Anwendungen arbeiten wollen, kaum eine Alternative zu den Chips von Nvidia. Zu den größten Abnehmern zählen momentan Meta, Microsoft, Alphabet, Amazon und Oracle. Der Marktanteil von Nvidia-Chips liegt bei über 80 Prozent.
Der geplante Aktiensplit könnte den Kurs noch einmal steigen lassen, denn wahrscheinlich werden auch wieder mehr Kleinanleger:innen bei der Nvidia-Aktie zugreifen, wenn diese deutlich günstiger zu bekommen ist. Außerdem könnte der Split dazu führen, dass Nvidia in den Dow Jones aufgenommen wird.
Doch ist keineswegs ausgemacht, dass die Aktie weiterhin derart überperformt wie im Moment. Denn mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell 97 ist sie bereits ziemlich teuer, was darauf hindeutet, dass der Markt weitere Gewinnerwartungen bereits eingepreist hat. Die KGV-Kennzahl gibt den Wert einer Aktie in Relation zu ihrem Gewinn wieder, was Rückschlüsse darauf erlaubt, wie viel Investor:innen bereit sind, für einen Dollar oder Euro Gewinn des Unternehmens zu zahlen.
Aber auch das Geschäft von Nvidia könnte Rückschläge erfahren, etwa wenn es zu Verzögerungen in der Lieferkette kommt oder regulatorische Beschränkungen drohen.
Dass gerade viele Tech-Aktien derart hoch bewertet werden, ruft bereits Mahner:innen auf den Plan, die vor einer KI-Blase an der Börse warnen. Manche sehen gar Parallelen zwischen dem aktuellen KI-Boom an der Börse und der Dotcom-Blase der Neunzigerjahre.
Fehler in der Anlageentscheidung
Hypephasen genauso wie fallende Kurse beeinflussen die Entscheidungen von Anleger:innen. Viele machen dabei Fehler, weil sie in eine psychologische Falle tappen. Diese Denkfehler aus der Finanzpsychologie solltest du kennen, um bessere Entscheidungen zu treffen.
Gerade in einer Hypephase neigen Anleger:innen zur Selbstüberschätzung und folgen der Masse. In der Behavioral-Finance-Forschung wird dieser Effekt als Herding und Overconfidence beschrieben. Anleger:innen tendieren dann zum Herdenverhalten, was zu einer Spekulationsblase führen kann – so wie in der Dotcom-Blase Ende der 1990er-Jahre.
Gleichzeitig neigen Anleger:innen dazu, ihre eigene Fähigkeit zu überschätzen, den Markt vorherzusagen oder „den richtigen Moment“ zu erkennen. Das kann dazu führen, dass sie zu hohe Risiken eingehen.
Aktuelle Ereignisse nehmen wir außerdem stärker wahr als langfristige Trends. Das bedeutet, dass Anleger:innen vermeintliche Marktsignale wie etwa das Erreichen einer bestimmten Wertschwelle viel Beachtung schenken. Gleichzeitig fällt es uns deutlich schwerer, die Komplexität des Marktes umfassend zu überblicken.
Außerdem neigen Anleger:innen dazu, sich zu stark an ursprünglichen Informationen oder früheren Kursen zu orientieren, man spricht auch vom Anchoring-Effekt.
Wie du deinen Investment-Bias austrickst
- Vergiss das Warten auf den richtigen Zeitpunkt: Niemand hat eine Glaskugel und kann künftige Gewinne korrekt vorhersagen. Versuche daher gar nicht erst, den richtigen Zeitpunkt für ein Investment abzupassen. Langfristige und regelmäßige Investitionen, beispielsweise durch Sparpläne, sind oft erfolgreicher als der Versuch, kurzfristige Bewegungen vorherzusagen und von ihnen zu profitieren.
- Nicht vom Plan abweichen: Du solltest dir eine individuelle Anlagestrategie überlegen, die deinen Finanzmitteln, deiner Renditeerwartung und deiner Risikobereitschaft entspricht. Auch wenn es an der Börse auf und ab geht, solltest du immer wieder auf diese Vorgaben zurückkommen. Vermeide es, aus Angst oder Gier von deinem Plan abzuweichen.
- Diversifizieren, diversifizieren, diversifizieren: Streue deine Anlagen über verschiedene Sektoren und Anlageklassen. Das reduziert das Risiko und hilft, die Auswirkungen schwankender Märkte abzufedern.
- Überprüfung und Rebalancing: Überprüfe regelmäßig dein Portfolio. Passt es noch zu deinem Anlageplan oder haben sich Investments anders entwickelt als gedacht? Passe es an deine Ziele und die aktuellen Marktbedingungen an, um deine ursprüngliche Asset-Allokation beizubehalten.
- Behalte die Kontrolle über deine Emotionen: Mach dir bewusst, von welchen kognitiven Verzerrungen du dich beeinflussen lässt, und entwickle Strategien, um impulsive Entscheidungen zu vermeiden. Dabei kann dir beispielsweise ein Investment-Tagebuch helfen, in dem du deine Anlageentscheidungen notierst. Vielleicht kannst du daraus Muster erkennen und deine Anlagestrategie verbessern.