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Analyse

Ökobilanz: Wie wir es schaffen, dass der Onlinehandel umweltfreundlich ist

Eigentlich ist der Onlinehandel umweltfreundlicher als der Gang ins Geschäft. Doch es gibt einen Faktor, der die positive Ökobilanz im E-Commerce zunichte macht.

Von Tobias Weidemann
3 Min.
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Gesammelter Versand kann die gute Umweltbilanz im Onlinehandel zuninchte machen. (Foto: Antonio Guillem / Shutterstock)

Nicht erst seit den Fridays for Future machen sich immer mehr Menschen Gedanken um ihre CO2-Bilanz und um Themen wie Nachhaltigkeit. Die einen verkneifen sich das Fliegen bei innerdeutschen Geschäftsreisen, andere denken über mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit Kunststoffen nach, wiederum andere über ein Elektroauto. Einen breiten Bereich unseres täglichen Lebens lassen dabei viele außer Acht: den Einkauf und die Versorgung mit den Gütern, die man jede Woche beschafft, und denen, die man nur alle paar Jahre anschafft.

E-Commerce an sich ist weniger schädlich als Handel vor Ort

Grundsätzlich sind die zahlreichen Pakete, die jeder Deutsche bekommt – 24 sind es im Schnitt pro Jahr, hat eine McKinsey-Studie ermittelt –, gar nicht mal schlimmer für die Umwelt als wenn wir die ganzen Waren in den Innenstädten kaufen würden – verbunden mit den gesamten Hin-, Weg- und Irrwegen, bis wir das gefunden haben, wonach wir suchen. Für die Studie mit dem Titel „Klimafreundlich einkaufen“ hat das beauftragte Deutsche Cleantech-Institut (DCTI) die CO2-Emissionen beim Kauf im Einzelhandel und beim Kauf im Onlinehandel gegenübergestellt. Das Ergebnis der Studie, die vom unabhängigen Öko-Institut in Freiburg geprüft wurde, ist bemerkenswert: Sie zeigt, dass die CO2-Emissionen beim Einkauf im Einzelhandel höher sind als beim Einkauf im Onlinehandel. Begründet wird dies mit der Verdichtung der Lieferungen im Onlinehandel: Wenige Fahrzeuge liefern viele Pakete aus, sind also effizienter. Im Einzelhandel hingegen nehmen viele Kunden den Pkw für einzelne Fahrten.

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Doch es gibt einen Punkt, der die positive Bilanz für den Onlinehandel zunichte machen kann: die diversen Services für eilige Zustellung. In dem Kontext sind nämlich naturgemäß mehr Zusteller für einzelne Lieferungen unterwegs, als nötig wäre. Auch die aus Sicht von vielen Händlern vielleicht effiziente Praxis, eine Lieferung in mehrere Teillieferungen zu splitten, bringt zwar dem Versender Geld und dem Händler vielleicht die Möglichkeit, früher beim Kunden abzurechnen, umweltfreundlich ist es nicht. Ein Beispiel: Ich habe kurz vor Weihnachten bei einem großen deutschen Versender einen Raspberry Pi, das Gehäuse dazu, das Netzteil und eine Speicherkarte bestellt. Es kamen: vier Pakete (deren Waren jeweils einen niedrig zweistelligen Wert hatten)! Mal abgesehen davon, dass man die Ware ohnehin erst mit Erhalt der letzten Teillieferung nutzen konnte, ist das gerade vor Weihnachten, wenn ohnehin alle Zusteller am Limit arbeiten, alles andere als effizient und nachhaltig.

Gesammelter Versand muss eine verbindliche Option werden

Und auch wenn insbesondere die großen Versender mit vielen verschiedenen Warenlagern arbeiten und schon deswegen auf die Stückelung von Paketen setzen, müsste es eine Lösung geben, die dem Kunden die Zusammenfassung von Paketen ermöglicht – und das nicht nur als „möglichst“, sondern als verbindlich für den Händler kennzeichnet. Oft ist es nämlich gar nicht im Sinne des Kunden, wenn der sich als berufstätiger Mensch seine Lieferung bei sämtlichen Nachbarn und Paketdiensten zusammensammeln muss. Und gerade die Programme für schnelle Lieferungen sorgen dafür, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ein Bote mit wenigen, schnell zuzustellenden Lieferungen losgeschickt wird – das hat das US-Verbrauchermagazin Axios ausgerechnet.

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In den nächsten Jahren sollte man Onlinehändler also auch daran messen, was sie für die Umwelt tun – nicht nur im Hinblick auf Allgemeinplätze wie Green IT, was heute selbstverständlich sein sollte –, sondern auch im Hinblick auf ihre Lieferkette. Die Kehrseite von Programmen, die dank Liefer-Flatrate dazu einladen, auch kleine Warenkörbe zu bestellen, ist nämlich ein größerer Aufwand für die Versender – und eine weniger nachhaltige Zustellung.

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