Ökostrom für Europa: Ägypten und Griechenland wollen riesiges Stromkabel durchs Mittelmeer legen

Solarparks funktionieren da am besten, wo die Sonne scheint. (Foto: Shutterstock.com)
Die Absichtserklärungen zur Errichtung der sogenannten Greece-Egypt-Interconnection (GREGY) durchs Mittelmeer wurden im Herbst 2021 von Vertretern beider Länder gezeichnet. Kern der noch vagen Vereinbarung ist der Bau eines Wind- und Solarparks im ägyptischen Wadi El Natrun durch die griechische Copelouzos Group.
Dieser Ökostrompark soll eine Leistung von 9,5 Gigawatt erreichen und den erzeugten Strom nach Europa liefern. Über fast 600 Kilometer sollen Kabel den Strom bis in den Küstenort El Sallum im äußersten Nordwesten des Landes transportieren.
In El Sallum soll dann das Unterseekabel beginnen, das mit einer Länge von 950 Kilometern das längste und mit einer Kapazität von 3.000 Megawatt zudem eines der weltweit leistungsfähigsten Kabel seiner Art sein wird. Damit würde GREGY die bisher längste Untersee-Stromleitung, den North Sea Link zwischen Norwegen und Großbritannien, mit 720 Kilometern und einer Leistung von 1.400 MW in den Schatten stellen.
Wieder an Land gehen soll das geplante Kabel dann im griechischen Attika. Griechenland will zwei Drittel des ankommenden Stroms im eigenen Land verwenden und ein Drittel ins restliche Europa, vor allem nach Deutschland und Österreich, weiterleiten. Copelouzos plant, die Leitung in sieben bis acht Jahren in Betrieb zu nehmen.
„Mit dem geplanten Kabel bringen wir 3.000 Megawatt saubere und billige Energie über Griechenland nach Europa“, sagt Copelouzos-Manager Ioannis Karydas gegenüber der HAZ. „Damit helfen wir Europa, sich von den Importen fossiler Brennstoffe aus Russland zu lösen.“
Die Kosten des wegen der langen Übertragungswege und der großen Wassertiefen im Mittelmeer als technisch anspruchsvoll geltenden Projekts beziffert das Unternehmen auf rund 3,5 Milliarden Euro. In Anbetracht dieser Kosten strebt Copelouzos die Aufnahme des Projekts in die Liste der „Bedeutenden Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse“ (IPCEI) der Europäischen Union an, was es für Fördermittel qualifizieren würde.
Der möglicherweise maßgebliche Stolperstein für das Projekt könnte indes darin bestehen, dass das Seekabel durch ein Gebiet führen würde, das die Türkei als eigene Wirtschaftszone beansprucht. Dazu hatte sie 2019 ein Abkommen mit Libyen unterzeichnet, das die EU-Staaten als völkerrechtswidrig ablehnen. Dennoch dürfte eine Vereinbarung mit der Türkei unabdingbar sein, um größere Konflikte zu vermeiden.
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