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Onlyfans: Warum es nicht ok ist, wenn Finanzinstitute das Internet regulieren

Unter dem Vorwand der Missbrauchsprävention ändern Payment-Provider die Regeln für Plattformen mit explizitem Content. So sah sich Onlyfans kurzzeitig gezwungen, Sexarbeit von der Plattform zu verbannen. Das zeigt, wer bestimmt, wie „das Internet™“ auszusehen hat.

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Onlyfans. (Bild: Onlyfans / Screenshot: Golem.de)


Auf Druck von Payment-Providern und Banken hatte Onlyfans am 20. August eine tiefgreifende Änderung der Nutzungsbedingungen bekannt gegeben. Bisher vor allem für Inhalte bekannt, die auf anderen Plattformen nicht zugelassen sind, wollte das Netzwerk sich von sogenanntem Erwachsenen-Content verabschieden. Anders als viele Medien zunächst titelten, wollte die Plattform damit nicht vorrangig das eigene Image aufpolieren. Vielmehr sah Onlyfans sich infolge massiven Drucks von Payment-Providern und Banken dazu gezwungen, sich von seinem Kerngeschäft zu verabschieden.

Mastercard ändert zum 1. Oktober 2021 seine Geschäftsbedingungen dahingehend, dass Onlyfans sie unter Aufrechterhaltung seines bisherigen Geschäftsmodells nur bedingt und unter erheblichem Mehraufwand erfüllen könnte. Expert:innen gehen davon aus, dass weitere Payment-Provider sich diesem Schritt anschließen werden. Gegenüber der Financial Times benannte Onlyfans-CEO Tim Stokely Banken als primären Treiber hinter dem Kurswechsel. Sie hätten dem Netzwerk keine andere Wahl gelassen, als sexuell explizite Inhalte künftig zu verbieten.

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Am Mittwoch legte das Netzwerk die Entscheidung dann vorläufig auf Eis. In einem Tweet verkündete das Unternehmen, es habe Möglichkeiten erarbeitet, wie Sexarbeit auch weiterhin auf der Plattform stattfinden könne – allerdings ohne genauer zu spezifizieren, wie.

Die Exklusion von Sexarbeit hat Tradition

Onlyfans wäre nicht die erste Plattform, die so einen beträchtlichen Teil ihrer Reichweite verloren hätte. Tumblr ereilte 2013 ein ähnliches Schicksal, Pornhub verzeichnete seit der Umstellung auf Kryptowährungen als alleinige Bezahlmöglichkeit einen beträchtlichen Rückgang seiner Premiumuser:innen. Infolge eines umfangreich recherchierten Meinungsstückes der New York Times, das offenlegte, wie wenig Pornhub sich darum scherte, was User auf der Plattform veröffentlichen, hatten sowohl Visa als auch Mastercard der Plattform die weitere Nutzung ihrer Karten untersagt. Paypal war diesen Schritt bereits 2019 gegangen.

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Die systematische Exklusion von Sexarbeit aus der transaktionalen Infrastruktur hat Geschichte. Entgegen des gängigen Framings geht es dabei nicht ausschließlich darum, gegen Missbrauch vorzugehen und (vor allem) Frauen und Minderjährige zu schützen. Vorrangig steht im Fokus, Sexarbeit und andere von diesen Akteur:innen unerwünschte Aktivitäten komplett zu eliminieren. Das zeigen Fälle wie Wepay im Jahr 2014, Wikileaks im Jahr 2010, Rushcard im Jahr 2015 oder auch die Verbote sexuell expliziten Contents auf Ebay, Craigslist, Reddit oder Tumblr.

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Hausrecht ist hier ausnahmsweise kein Argument

Zu argumentieren, es sei das Hausrecht der Banken und Zahlungsvermittler, Bedingungen aufzustellen, unter denen sie zur Durchführung von Transaktionen bereit sind und diese Dienste bei einer Zuwiderhandlung eben zu verweigern, greift zu kurz. Damit Menschen an einer Gesellschaft teilhaben können, brauchen sie eine verlässliche Möglichkeit, für ihre Arbeit bezahlt zu werden, Spenden zu sammeln, Waren oder Dienstleistungen anzubieten. Müssen sie sich dabei auf einen Mittelsmann verlassen, der die Macht hat, ihnen die dafür nötige Infrastruktur jederzeit zu entziehen, ist das die wohl wirksamste Form der zwischengeschalteten Zensur – effektiv bestimmen dann Finanzinstitutionen, was im Internet – und ultimativ auch überall sonst – erwünscht ist und was nicht.

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Dein t3n-Team

xX--Patte--Xx

Genau deswegen braucht es dezentrale Kryptowährungen.
Aber das wussten wir ja alle.

Antworten
Titus von Unhold

Nein, es braucht für gar nichts Kryptozeug. Zumal eine Währung per se ein gesetzliches Zahlungsmittel in Geld ist.

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