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Ratgeber

Was Unternehmen von der Zusammenarbeit in Open-Source-Communitys lernen können

Es klingt erst mal absurd: Unternehmen tun sich mit der Konkurrenz zusammen, damit beide profitieren. Unser Gastautor erklärt, was hinter Co-opetition steckt und wem sie nutzen kann.

Von Oskari Saarenmaa
5 Min.
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Wie nutzen Firmen rund um den Globus Open-Source-Software? (Bild: Shutterstock/Rawpixel.com)

Co-opetition – eine Taktik, bei der zwei Konkurrenten zum beidseitigen Vorteil zusammenarbeiten – wird seit Ende des 20. Jahrhunderts praktiziert. Diese Strategie ist gerade in der Technologiebranche weitverbreitet und beispielsweise ein wichtiger Grundsatz bei der Entwicklung von Open-Source-Software.

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In Open-Source-Communitys arbeiten schließlich Entwickler:innen aus konkurrierenden Unternehmen zusammen und verbessern gemeinsam denselben frei verfügbaren Quellcode. Darüber hinaus hängt die Zukunft der Open-Source-Gemeinschaft tatsächlich von diesem kollaborativen Ansatz ab.

Im Fall von Open Source und im Tech-Ökosystem, das sich auf Open Source stützt, konkurrieren Unternehmen oder Menschen im weiteren Sinne nicht miteinander. Vielmehr teilen Menschen ihre Arbeit und ihre Erfahrungen miteinander – sodass alle davon profitieren können.

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Open Source ermöglicht es Entwickler:innen, zusammenzuarbeiten und den Quellcode für verschiedene Tools gemeinsam zu nutzen. Zwar konkurrieren die Unternehmen auf dem Markt unmittelbar miteinander, da es jedoch verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Angeboten und Produkten gibt, profitieren alle im weiteren Sinne von der Zusammenarbeit und der Verbesserung einer gemeinsamen Lösung.

Anstatt miteinander zu konkurrieren, sollten sich Unternehmen und Mitarbeiter darüber austauschen, was sie leisten, was sie gelernt haben und wie sie alle gemeinsam davon profitieren können.

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Co-opetition fördert Innovation und Zusammenarbeit

Die Open-Source-Gemeinschaft beruht auf Zusammenarbeit, weshalb Co-opetition logischerweise dazugehört. Leider sieht nicht jedes Unternehmen diese Angelegenheit gleich. Aus Angst, Kontrolle über die Kundenbeziehungen zu verlieren und Marktanteile an die Konkurrenz abzugeben, haben viele SaaS-Unternehmen ihren Schwerpunkt auf proprietäre lizenzierte Software verlagert. Allerdings können vage Lizenzen, die nicht klar festlegen, welcher Teil zum Betriebssystem gehört und welcher proprietär ist, mehr Schaden anrichten. Das kann vor allem den Open-Source-Bereich betreffen, wo die Kollaboration von entscheidender Bedeutung ist.

Einige Unternehmen neigen dazu, sich als „Open-Source-Softwareunternehmen“ zu bezeichnen, während sie in Wirklichkeit die Lizenz subtil verbiegen, um Teile ihrer Software vor der Nutzung durch andere zu schützen.

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Priorisieren Unternehmen auf diesem Wege Kapital gegenüber Kooperation, werden sie dem grundlegenden Open-Source-Gedanken den Rücken kehren. Das Problem ist, dass viele dieser Unternehmen sich trotzdem selbst als Open-Source-Softwareunternehmen bezeichnen, während sie in Wirklichkeit die Lizenz subtil verbiegen, um Teile ihrer Software vor der Nutzung durch andere zu schützen. Dass diese Lizenzen fast immer vage sind und Außenstehende im Unklaren darüber lassen, welche Teile der Software sie verwenden dürfen, macht die Sache noch komplizierter.

Dieses Vorgehen behindert das Wachstum im Open-Source-Bereich – wenn Unternehmen weiterhin Kapital gegenüber Kooperation priorisieren, ist die Open-Source-Gemeinschaft in Gefahr. Wenn sich Unternehmen, die ihre Wurzeln im Open-Source-Bereich haben, für den proprietären Weg entscheiden und der Gemeinschaft den Rücken kehren, um vorrangig auf Kapital statt auf Zusammenarbeit zu setzen, verstoßen sie gegen die Grundsätze von Open Source und das bedroht die von ihnen entwickelten Projekte.

Glücklicherweise teilen Nutzer:innen und Entwickler:innen von Open Source in den meisten Fällen das gemeinsame Verständnis, dass die gemeinsamen Lösungen von und für alle gleichzeitig verbessert werden sollten.

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Auch wenn die Nutzung von Open-Source-Software kostenlos ist, sollten wir ihre Wartung nicht vernachlässigen. Wir müssen in Open-Source-Software investieren. Indem wir nicht nur Geld, sondern auch die Zeit unserer Mitarbeiter dafür aufwenden, sorgen wir dafür, dass diese Projekte in einem stabilen Zustand sind. Basierend auf dieser Software kann jeder nachhaltig Geschäfte aufbauen.

Die Wahrheit über Co-opetition

Die Kooperation bei Open-Source-Zusammenarbeit treibt Innovation voran. Ohne diese Zusammenarbeit gäbe es viele der heutzutage alltäglichen Technologien wie etwa Mobiltelefone nicht. Es ist daher Zeit, mit einigen Mythen aufzuräumen und einen Blick auf die Bedeutung des kollaborativen Ansatzes für Unternehmen zu werfen.

  • Organisationen und Menschen können die Richtung des Projekts beeinflussen. Co-opetition wird dazu beitragen, dass das Open-Source-Projekt ein neues Level erreicht, denn je heterogener eine Arbeitsgruppe ist, desto besser sind die Ergebnisse, die sie produziert.
  • Organisationen müssen keine Angst davor haben, Marktanteile zu verlieren. Organisationen müssen nicht den gesamten Markt besitzen. Richtig gehört! AWS und Azure zum Beispiel sind beide erfolgreiche und profitable Unternehmen. Dennoch hält AWS 33 Prozent des Cloud-Marktanteils, Azure 21 Prozent. Es gibt Platz für mehrere Unternehmen, signifikante Anteile am Markt zu besitzen.

Co-opetition ist eine Win-win-Situation: Das Anbieterunternehmen muss keine proprietäre Software von Grund auf entwickeln, Open-Source-Entwickler:innen lernen voneinander und bauen Partnerschaften mit Anbietern auf. Indem sie mit anderen Entwickler:innen auf ein gemeinsames Ziel – Innovation und Wachstum – hinarbeiten, ermöglicht Co-opetition Vorteile, die allen Beteiligten zum Erfolg verhelfen.

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3 Tipps für mehr Co-opetition

Bei Co-opetition geht es nicht nur um die Verbesserung der Rentabilität. Nutzen Organisationen ihre jeweiligen Stärken, wird das gemeinsame Ziel nachhaltiger und reibungsloser erreicht, als wenn jede Seite versucht, allein ihren Weg einzuschlagen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 zum Thema Vorteile und Nachteile von Kooperationen besteht bei Kooperationsbeziehungen von drei bis fünf Jahren eine über 50-prozentige Chance, die Betriebskosten für beide Seiten zu senken.

Erfolgsfaktoren für untypische Partnerschaften:

  1. Vergleichen der Vorteile und Nachteile vor der Entscheidung für oder gegen eine Partnerschaft: Eine Partnerschaft ist nicht immer die richtige Entscheidung. Denn manchmal überwiegen potenzielle Nachteile die potenziellen Vorteile.
  2. Lücken schließen: Organisationen gewinnen gezielt Partner für Bereiche, die bis dato nicht zur eigenen Kernkompetenz zählen. Es ist effizienter und kostengünstiger, bestimmte Geschäftsfunktionen auszulagern, als diese selbst aufzubauen. Etwa wenn ein Konkurrent über mehr Ressourcen verfügt oder ein Experte auf diesem Gebiet ist.
  3. Gegenleistung anbieten: Co-opetition ist ein Geben und Nehmen. Manche Software wurde anfangs als Open Source entwickelt. Doch als die Unternehmen ihre Meinung änderten, wurde sie proprietär, und andere konkurrierende Mitglieder der Open-Source-Gemeinschaft haben ihren eigenen „Fork“ entwickelt, haben also den ursprünglichen Open-Source-Code zur Entwicklung ihrer eigenen Software verwendet.

Das Engagement in der Open-Source-Gemeinschaft ist entscheidend für die Innovation und das Wachstum moderner Software. Auch wenn die Nutzung von Open-Source-Software kostenlos ist, arbeiten Unternehmen eng mit anderen Mitgliedern in diesem Bereich zusammen, um Fachwissen und Ressourcen zu teilen – denn ein Win für Open Source ist ein Win für alle Unternehmen und alle Kunden. Für führende Tech-Scale-up-Unternehmen ist die Konzentration auf die Bedürfnisse und Ergebnisse der eigenen Kunden und nicht auf die von Konkurrenten der Grundstein für Erfolg. Wenn man die Zusammenarbeit innerhalb von Open-Source-Communitys auf andere Geschäftsfälle überträgt, kann das zu einem 1+1=3-Szenario führen, das sicherstellt, dass letztendlich Kunden aller Unternehmen die klaren Gewinner sind.

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