
Seit Monaten versuchen Tesla- und xAI-CEO Elon Musk und sein Anwaltsteam, gegen die Bestrebungen OpenAIs vorzugehen, sich in ein profitorientiertes Unternehmen zu verwandeln. Erst Anfang Dezember 2024 war vor diesem Hintergrund eine einstweilige Verfügung eingereicht worden.
OpenAI erwägt Werbemodell – oder doch nicht?
Wenig schmecken dürfte Musk daher ein Bericht über mögliche Werbepläne des ChatGPT-Anbieters. In einem Interview mit der Financial Times (FT) erklärte Finanzchefin Sarah Friar, dass OpenAI eine Werbemodell erwäge. Man werde aber gut überlegen, „wann und wo Anzeigen implementiert“ würden.
Nach dem Interview ruderte Friar derweil zurück und erklärte, dass man „keine aktiven Pläne“ habe, Werbung anzubieten. Das existierende Geschäftsmodell wachse stark und biete genügend Möglichkeiten. OpenAI sei aber offen dafür, in der Zukunft andere Einnahmequellen zu erschließen.
Ein Dementi liest sich anders. Und: Möglicherweise ist die vorsichtige Ausdrucksweise auch dem aktuellen Rechtsstreit mit Musk geschuldet.
Werbeprofis von Google und Meta geholt
Schließlich soll OpenAI Insider:innen zufolge Werbeprofis von Google und Meta zu dem ChatGPT-Anbieter gelockt haben. Eine Analyse entsprechender Linkedin-Accounts habe dies bestätigt, heißt es dazu in der FT.
Im Mai 2024 etwa hatte OpenAI mit Shivakumar Venkataraman den Verantwortlichen für das Werbegeschäft bei Google an Bord geholt. Mittlerweile könne sich auch OpenAI-Chef Sam Altman für die Idee des Angebots von Werbeanzeigen erwärmen.
So weit hergeholt ist das Ganze also nicht. So könnte OpenAI Werbung etwa in seine KI-Suchmaschine SearchGPT integrieren. Der kleinere Wettbewerber Perplexity testet derzeit schon Werbeanzeigen in seiner eigenen Suchmaschine.
Manager mit Marketing-Know-how
Darüber hinaus hatte Friar im FT-Interview auch darauf hingewiesen, dass sowohl sie als auch der Chief Product Officer Kevin Weil über viel Erfahrung im Werbebereich verfügten. So war Weil bei Instagram und X für die Entwicklung werbefinanzierter Produkte zuständig.
Aktuell verdient OpenAI sein Geld vor allem mit der Bereitstellung des Zugriffs auf seine API sowie dem Verkauf von Nutzungslizenzen. Insbesondere das API-Geschäft biete aber keine hohen Gewinnspannen, wie Beobachter:innen meinen.
Weil Training und Betrieb von KI-Systemen enorm teuer sind, rechnet OpenAI für 2024 mit bis zu fünf Milliarden US-Dollar Verlust. Mit Gewinnen wird erst ab 2029 gerechnet, wenn der Umsatz 100 Milliarden Dollar betragen soll.
Zusätzliche Einkommensquelle willkommen
200 Milliarden Dollar will Altman bis Ende dieses Jahrzehnts in die KI-Forschung stecken. Auch wenn die Investor:innen derzeit noch Schlange stehen und Milliarden in den ChatGPT-Anbieter buttern, dürfte eine zusätzliche Einkommensquelle also durchaus willkommen sein.
Friar allerdings wies auch auf die Gefahren hin, die ein Einstieg ins Werbegeschäft mit sich bringen würden. So müsste das Unternehmen seinen Fokus von den Nutzer:innen stärker in Richtung der Werbekund:innen ausrichten.
Insgesamt schließe sie Werbung nicht aus, so Friar. Aktuell gebe es aber bei der Art wie OpenAI vorgehe, viele leicht zu erreichende Ziele.