Peak-Zuschläge: Paketpreise im Onlinehandel werden sich drastisch verändern

Zukünftig können Händler Peak-Zuschläge wohl bei allen Paketdiensten erwarten. (Bild: © Kzenon - Fotolia.com)
Hermes berechnet als erster Paketdienst Onlinehändlern und anderen Geschäftskunden Zuschläge für die Beförderung von Paketen an Weihnachten. Diese Entscheidung wird den Weg ebnen für weitere Paketdienste, die Hermes vermutlich als Versuchsballon beobachten und in absehbarer Zeit nachziehen werden. Im Ergebnis wird der Versand im Onlinehandel teurer werden.
Paketzuschläge an Weihnachten sind ein Warnsignal
Paketzuschläge gibt es bei verschiedenen Paketdiensten für verschiedene Auslöser. Beispielsweise für die Samstagszustellung oder für die Zustellung auf eine der deutschen Inseln an der Nord- oder Ostseeküste. Konkrete Zuschläge für die Spitzenzeit des Jahres galten bisher als Tabu, lieber haben die Paketdienste allgemein die Preise angepasst und die Mehrkosten über das Jahr verteilt.
Weihnachten ist die wichtigste Saison im Handel, hier schwarz auf weiß festgeschriebene Zusatzkosten zu berechnen, ist aus psychologischen Gründen ein schwieriges Pflaster. Dass dieses Tabu jetzt fällt, ist ein Warnsignal. Die Logistikbranche ist überlastet, leidet an Personalmangel – und muss an Weihnachten Höchstleistungen erbringen. Investitionen in die Infrastruktur sind vielfach zu zögerlich eingebracht und umgesetzt worden. Damit das Wachstum des Onlinehandels voranschreiten kann, muss mehr investiert werden. Das wird jetzt mehr Kosten für Onlinehändler erzeugen, die Paketzuschläge von Hermes sind das erste Anzeichen. Aber nicht die Einzigen.
Paketdienste achten intensiver auf Kosten
Auch die Vertragsbedingungen werden schärfer überwacht: Vereinbarte Paketmengen überschreiten oder unterschreiten, Gurtmaße oder Abmessungen der Pakete nicht einhalten, viele Jahre lang haben Paketdienste ihre Alltagspraxis sehr locker gehandhabt. Die Logistikbranche wird zukünftig weniger Nachsicht bei Einlieferungen und Vertragsbedingungen haben. DHL hat schon angekündigt, darauf strenger zu achten. Die anderen Paketdienste werden dabei nicht zurückstehen. Das ist nur fair, die Mehrkosten werden sonst nur auf die Masse der Kunden verteilt.
Paketzuschläge könnten zur Norm werden
Die diesjährigen Preiserhöhungen sind ein weiteres Zeichen, dass die Logistikbranche Geld in ihre Kassen spülen muss. Deshalb ist damit zu rechnen, dass weitere Erhöhungen 2019 spürbar belastend ausfallen werden. DHL hat schon entsprechende Erhöhungen für den 1. Januar angekündigt.
Die sogenannten Peak-Zuschläge, also Paketzuschläge bei besonderen Lastspitzen, sind nach der Einführung von Hermes jetzt vermutlich auch von anderen Paketdiensten zu erwarten. Es musste nur einer vorangehen und den ersten Schritt wagen. Nachdem der große Kundenexitus bei Hermes ausbleibt, sind die Folgen jetzt absehbar: Die Verlockung, den Mehraufwand an Weihnachten direkt weiterzugeben, dürfte für die Paketdienste zu groß sein. Alles in allem wird das Thema Logistik für den Onlinehandel in Zukunft teurer werden.
Auch wenn es, wie oben bemerkt, fair ist, die Einhaltung der Vertragsbedingungen bei den Händlern zu überwachen, ist es weniger fair, die Händler jetzt für die Versäumnisse der Paketdienste nachträglich zur Kasse zu bitten. Denn der fade Beigeschmack, dass die Investitionsversäumnisse der Vergangenheit jetzt durch Zuschläge vom Händler getragen werden sollen, bleibt.
Passend zum Thema: DHL abhängig von Amazon: Und immer noch wird alles unterschätzt
Auch Dpd hat für Nov. und Dez. für viele Kunden einen Aufschlag eingeführt.
Dhl und Gls sind auch dabei an der Preisschraube zu drehen.
Problem ist eben nur, dass das oft nicht die großen Kunden betrifft und vielen kleinen Händlern dadurch das Geschäft erheblich erschwert wird. Aber die Leute wollen ja ohnehin nur bei Amazon einkaufen
Stimme ich vollkommen zu. Einen großen Modeversender oder amerikanischen E-Commerce Riesen werden die Paketdienste wohl kaum in mehr Zuschuss bitten. Im Gegenteil, wenn hier die Preise erhöht werden sollten, dann sind diese Dienstleister abgestraft. Letztlich macht der amerikanische Gigant aus seiner Perspektive betrachtet alles richtig. Am Ende leidet die Vielfalt ~ der mittelständige Händler und seine Mitarbeiter.
Merkwürdig wie alle Verständnis für die Paket Dienste haben. Wenn ein (Staats-) Konzern ein EBIT von 3,7 Mrd (2017) einfährt und dann erklärt er müsste die Preise anziehen aufgrund steigender Kosten dann ist das gelinde gesagt augenwischerei. Wenn von diesen Preiserhöhungen wenigstens etwas in den Aufbau von Personal und optimierteren Prozessen in den HUBs und in der letzten Meile geschehen würde, könnte man ja noch etwas Verständnis haben. Unsere Gespräche mit verschiedensten DHL Mitarbeitern zeigen jedoch ein gegenläufiges Bild. Somit freut sich am Ende nur das Management und Insbesondere die Aktionäre (z. B. die KfW mit ihren 21%).
Eine kritische Auseinandersetzung und Berichtserstattung mit diesem Thema ist definitiv etwas anderes. Hört sich hier für mich eher an wie eine indirekte Werbekampagne.
Ich weiß ehrlich nicht, wo Sie in meinem Artikel großes Verständnis für die Paketdienste herauslesen.
Am Ende des Artikels steht klar und deutlich, dass es unfair ist den Investitionsstau auf den Schultern der Händler abzuladen.
Hat nicht viel von einer Werbekampagne, oder?
„Denn der fade Beigeschmack, dass die Investitionsversäumnisse der Vergangenheit jetzt durch Zuschläge vom Händler getragen werden sollen, bleibt.“
Natürlich werden die Händler sich als kapitalistische Samariter weit in Selbstlosigkeit üben und keinen Cent an die Kunden weiter geben…
Bei UPS werden auch ab 04.11.18 bis Ende des Jahres diese Zuschläge fällig …
Kollege Bezos lacht sich doch jetzt schon ins Fäustchen. Die Herren DHL, Hermes und Co schaufeln sich ihr eigenes Grab. Weitsichtigkeit ist den agierenden Managern eben fremd. Amazon baut eine eigene Flotte auf, scheut keine Investitionen und Innovationen. Sie werden noch mehr Händler in Amazon ziehen und am Ende ihre Logistik Dienstleistung der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.
Die, die Höchstleistungen erbringen, sind die Zusteller. Und bei denen wird von diese Zuschlägen sicherlich kein Cent ankommen.