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Analyse

Warum Philips jetzt 3D-gedruckte Leuchten aus CDs anbietet

Beleuchtungsmarktführer Signify sucht nach neuen Geschäftsmodellen. Nach smarten Leuchtmitteln unter der Produktmarke Philips Hue will er mit Philips Mycreation nun Lampen aus dem 3D-Drucker groß rausbringen – zum Teil recycelt aus alten CDs.

Von Berti Kolbow-Lehradt
4 Min.
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Designer-Lampen aus recyelten CDs im 3D-Drucker erstellen - wie das mit dem Web-Shop von Philips MyCreation zum Massengeschäft werden soll, zeigte uns Signify anhand des Lampenmodells Quartz. (Foto: t3n)

In einem neuen Onlineshop namens Philips Mycreation werdet ihr zum Lampen-Designer. Mit wenigen Klicks könnt ihr euch einen Lampenschirm in Form, Muster und Farbe eurer Wahl gestalten. Verschiedene Design-Optionen stehen dafür zur Auswahl. Anschließend fertigt Signify (ehemals Philips Lighting) den Lampenschirm im 3D-Druck und schickt ihn euch inklusive Fassung und Kabel innerhalb von zwei Wochen ohne Versandkosten nach Hause. Wenn ihr wollt, bestellt ihr euch gleich eine smarte Birne von Philips Hue mit. Die Lampengehäuse von Philips Mycreation akzeptieren aber auch jedes andere Leuchtmittel mit E27-Sockel – ob smart oder nicht.

Philips MyCreation Konfigruration Original Three L

Online passt ihr eine Basisversion eines Lampenschirms so in Form, Muster und Farbe an, bis sie euch gefällt. Ein Leuchtmittel bestellt ihr wahlweise mit dazu. Was das Modell in der jeweiligen Konfiguration kostet, seht ihr im Shop von Philips Mycreation sofort. (Screenshot: t3n)

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Zum Marktstart wählt ihr zwischen den Pendelleuchtenserien „Original“ (100 bis 155 Euro) und „Double“ (140 bis 215 Euro) sowie der Tischleuchtenserie „Quartz“ (100 bis 120 Euro). Den Basismodellen gebt ihr verschiedene Formen, Texturen und Farben. Von der Kombination hängt der Endpreis ab. Angesichts von über 300 möglichen Variationen könnt ihr davon ausgehen, dass so schnell niemand sonst die gleiche Lampe bei sich zu Hause hat.

Im Vergleich zur Auswahl für Geschäftskunden ist das Angebot im Mycreation-Shop aber noch klein. Für Großabnehmer hat Signify deutlich mehr Muster und Farbtöne in petto, wie der Hersteller während einer 3D-Druck-Demo in Hamburg präsentierte. Sogar Lampengehäuse mit integrierten Leuchtdioden und Steuerung über das Internet of Things sind für Geschäftskunden verfügbar.

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In dieser Lampe ist Musik drin

Dafür können sich Konsumenten bei Philips Mycreation mit der „Quartz“-Serie eine Lampe liefern lassen, die aus 24 alten Compact Discs besteht. Denn die Polycarbonatbasis ausgemusterter Scheiben taugt prima als Rohmaterial für den 3D-Druck hitzebeständiger Lampenschirme.

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Jedes Modell der Leuchtenserie Quartz entsteht aus dem Material 24 alter CDs. (Foto: Signify)

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So schließt sich ein Kreis: Philips hatte die CD zusammen mit Sony in den 1980er Jahren marktfähig gemacht, und hat nun eine sinnvolle Idee, was mit den Bergen ausgemusterter Scheiben anzufangen ist. Angewiesen ist Signify auf diese Recyling-Aktion aber offensichtlich nicht. Denn die anderen Lampenmodelle entstehen aus Polycarbonat, das aus anderen, industrieüblichen Quellen stammt. Trotzdem plant Signify, weitere Modelle aus alten CDs einzuführen.

Aus ökologischer Sicht lohnt sich das laut dem Beleuchtungskonzern in jedem Fall. So falle der CO2-Fußabdruck einer 3D-gedruckten Leuchte aus recycelbarem Polycarbonat um 47 Prozent geringer aus als der einer konventionell hergestellten aus Metall. Der Klimabonus ist begrüßenswert, allerdings nicht der Hauptantrieb für Signifys Vorstoß in den 3D-Druck.

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Warum Signify mit Philips Mycreation in den 3D-Druck einsteigt

Licht braucht man immer. Deshalb macht Weltmarktführer Signify immer noch ein profitables Geschäft mit Leuchtmitteln für Haushalte, Ladengeschäfte, Büros und Industrie. Aber der Umsatz stagniert. Die alten fetten Jahre sind vorbei. Nicht zwingend, weil Leuchtdioden gefühlt ewig halten und seltener Ersatzkäufe erfordern. Denn bis allein alle Kommunen ihre konventionelle Beleuchtung gegen LED-Alternativen ausgetauscht haben, verdient Signify noch auf Jahre gutes Geld.

Schwerer wiegt für Signify, dass heutzutage viel mehr Wettbewerber in der Lage sind, moderne Leuchtmittel günstig und gut genug herzustellen. Dass chinesische Halbleiterhersteller und IoT-Spezialisten sich entlang der Wertschöpfungskette hochhangeln und als Lichtanbieter etablieren wollen, macht die Sache für Signify nicht einfacher.

Der niederländische Lichtgigant verfolgt daher seit längerem eine ähnliche Integrationsstrategie. Statt nur die Leuchtmittel selbst anzubieten, liefert er mit Software und Cloud-Infrastruktur alles, was man für eine moderne vernetzte Lichtsteuerung braucht. Die Platzhirschrolle für die Konsumentenlösung Philips Hue zeigt: Signify hat aufs richtige Pferd gesetzt. Mit der Marke „Interact“ will der Konzern eine ähnliche Stellung im IoT-Markt für Geschäftskunden aufbauen. Andere Hoffnungsträger sind LED-Leuchten für die Agrarwirtschaft, Internet via Licht, wo WLAN nicht hinkommt oder zu unsicher ist, und eben der 3D-Druck.

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Direktvertrieb und Lizenzgeschäft für Webshops

Dabei will Signify einerseits mit Innovationen wachsen und andererseits mit niedrigen Produktionskosten die Margen hochhalten. Daher drängt der Konzern in den Direktvertrieb vor. In Maarheeze nahe des Hauptsitzes in Eindhoven will Signify bald 500 3D-Drucker damit auslasten, Lampenschirme zu fertigen. Anschließend komplettieren Menschen sie mit Fassung, Kabel und bei Bedarf Leuchtmittel und schicken sie direkt zu den Kunden. Drei weitere solcher Werke plant Signify in den USA, Indien und Indonesien. Die amerikanische Druckanlage in Burlington, Massachusetts, soll schon im Januar 2020 den Betrieb aufnehmen.

Philips MyCreation 3D-Druck Leuchten für B2B-Kunden

Geschäftskunden können sich auch Lampen bestellen, die es im MyCreation-Shop für Konsumenten nicht gibt. Komplette Spots mit eingebauten Leuchtdioden und eine knallblaue Tischleuchte zum Beispiel. Künftig sollen auch solche Modelle aus alten CDs gefertigt werden. Derzeit entstehen sie noch aus Kunststoff, der aus anderen Quellen stammt. (Foto: t3n)

Mit Bestellungen von Konsumenten wird Signify die 3D-Drucker vorerst kaum am Laufen halten können. Deswegen nimmt der Konzern für die Grundauslastung Großabnehmer ins Visier. Die Einzelhandelskette Marks & Spencer installiert derzeit tausende 3D-gedruckte LED-Leuchten von Signify in seinen britischen Geschäften. Die Fluggesellschaft SAS und die Mineralölfirma Total beliefert Signify ebenfalls schon mit Leuchten aus dem 3D-Drucker.

Signify 3D-Druck Marks & Spencer Manchester

Für Großabnehmer wie die Filiale von Marks & Spencer in Manchester 3D-druckt Signify derzeit bereits Tausende Lampen. (Foto: Signify)

Produzent Signify übernimmt damit tendenziell auch die Rolle eines Distributors. Das dürften bestehende Vertriebspartner argwöhnisch zur Kenntnis nehmen. Doch Signify-Deutschland-Chef Karsten Vierke hält die Skepsis für unbegründet. „Wir machen die bestehende Wertschöpfung nicht kaputt. Handel und Installateure bleiben im Geschäft“, sagte er während eines Pressetermins in Hamburg.

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Als Lizenzgeschäft könne Signifys 3D-Druckverfahren sogar zum Impuls für den Handel werden. Mittelfristig ist es angedacht, dass Großhändler die Technik lizenzieren und bei sich vor Ort verwenden. Und die Bestellsoftware von Philips Mycreation soll ebenfalls bald in Webshops aller Art integrierbar sein. Statt bei Signify bestellt ihr dann vielleicht eure individuelle Lampe beim Onlinehändler eures Vertrauens und erhaltet die Sendung von einem Großlager aus der Nähe.

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