Pinterest verbannt Fehlinformationen zum Klimawandel
Pinterest hat bereits in der Vergangenheit schneller als andere Online-Plattformen auf fragwürdige Inhalte reagiert und solche, die es als schädlich ansah, verboten. Dieses Prinzip wendet es nun auch auf den großen Themenkomplex Klimawandel an.
Richtlinie gilt auch auf Marketingebene
Das US-Unternehmen führt eine Richtlinie ein, die Fehlinformationen über den Klimawandel verbietet, einschließlich der Leugnung des Klimawandels, falscher Behauptungen über mögliche Lösungen rund um den Klimawandel, falscher Darstellungen wissenschaftlicher Daten und „schädlicher“, falscher Aussagen über Naturkatastrophen. Mit anderen Worten: Solche Behauptungen werden wahrscheinlich von Pinterest verschwinden, wenn sie dem wissenschaftlichen Konsens widersprechen sollten.
Eine Aktualisierung der Pinterest-Anzeigenrichtlinien verbietet zudem auch „ausdrücklich“ Marketingmaterial, das Fehlinformationen und Verschwörungstheorien zum Klimawandel fördert. Die neuen Richtlinien wurden mit Hilfe von Expert:innen entwickelt, zu denen die Climate Disinformation Coalition und das Conscious Advertising Network gehören. Zweiteres ist ein freiwilliger Zusammenschluss von mehr als 70 Organisationen, der dafür sorgen soll, dass die Ethik der Branche mit der Technologie der modernen Werbung Schritt hält.
Pinterest erneut einen Schritt voraus?
Pinterest sagt von sich selbst, die erste große Internetplattform mit „klar definierten“ Richtlinien zu sein, die falsche Behauptungen zum Klimawandel sowohl auf Inhalts- als auch auf Anzeigen-Ebene verbietet. Laut dem Blog-Netzwerk Engadget sei das bis zu einem gewissen Grad wahr. Facebook kennzeichne vor allem Fehlinformationen und schränke deren Verbreitung ein, Twitter versuchte während der UN-Klimakonferenz in Glasgow im Jahr 2021 Unwahrheiten zu entlarven, wollte sie aber nicht verbieten. Bei Youtube können Klimawandelleugner:innen ihre Videos zumindest nicht zu Geld machen.
Das Timing von Pinterest scheint passend zu sein. Aus einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht geht hervor, dass die Weltgemeinschaft noch drei Jahre Zeit hat, die CO2-Emissionen zu senken, wenn sie künftige Umweltkatastrophen vermeiden will, und dass diese Emissionen bis 2030 um ein Viertel sinken müssen. Pinterest stützt sich bei seinen neuen, strengeren Richtlinien nicht auf diesen Bericht, teilt aber anscheinend die Ansicht, dass eine einheitliche öffentliche Haltung auf der Grundlage genauer Informationen notwendig ist, um die globale Erwärmung zu begrenzen.
Gut, dass Pinterest über ausgewiesene Klimaexperten verfügt. Noch besser, dass nun eindeutig festgeschrieben ist:
– Es existiert ein wissenschaftlicher Konsens.
– Worin dieser besteht, können die ausgewiesenen Experten von Pinterest zweifelsfrei feststellen.
– Alles, was dem „wissenschaftlichen Konsens“ widerspricht, ist zwangsläufig falsch.
– Dass der wissenschaftliche Konsens von gestern der Aberglaube von heute ist und wir daher erwarten können, dass der Konsens von heute der Unsinn von morgen ist, ist eine Ideologie, die von Schwurblern, Verschwörungstheoretikern und russischen Geheimdiensten unter die Leute gebracht wird. (Man sollte dann aber auch so konsequent sein, unter anderem Raumfahrt auf der Basis des ptolemäischen Weltbilds zu betreiben und den Aderlass als Allheilmittel gegen Gebrechen aller Art zu propagieren.)
– Und damit niemand an dieser Weisheit zweifelt, kommen Zweifler gar nicht erst zu Wort.
Und noch besser ist, dass es Magazine wie t3n gibt, deren Redakteure an solchen Praktiken keine Kritik üben und uns so vor der Idee bewahren, dass (in einer Gesellschaft, die sich als liberal und pluralistisch versteht) an diesen Praktiken irgendetwas merkwürdig sein könnte.