Plötzlich Raspberry Pi – und jetzt? Die ersten Schritte mit dem Minicomputer
Erst zwei Jahre alt und schon nicht mehr wegzudenken aus der Entwicklerwelt: der Raspberry Pi. Erst im März verkündeten seine Macher, dass bereits über 2,5 Millionen der Minicomputer verkauft worden seien. Und der Preis des Raspberry Pi ist wirklich sehr verlockend: Schon für knapp 28 Euro ist das Einsteigermodell zu haben. Da die anfänglichen Lieferprobleme schon längst Geschichte sind, ist die Platine auch schnell nach Hause geliefert. Aber wo ist eigentlich die Gebrauchsanweisung? Eine kurze Übersicht über die unterschiedlichen Modelle sowie Tipps zur Handhabung helfen über mögliche Startschwierigkeiten hinweg.
Vom Raspberry Pi gibt es zwei Modelle: A und B. Dazu kommt bald das angekündigte Compute Modul. Von Model A und B wurden bereits mehr als 2,5 Millionen Platinen verkauft. Bestellt man nun Modell A oder B, kommen diese – abhängig vom jeweiligen Händler – in einem weißen Karton oder in einer rosafarbenen Plastikschachtel, sehr kompakt verpackt. Enthalten ist lediglich die Platine mit einem kleinen Faltblatt. Der Unterschied zwischen Model A und B besteht im vorhandenen Speicher (A mit 256 Megabyte, B mit 512 Megabyte), Anzahl der USB-Anschlüsse (A mit einem, B bringt zwei mit) und Ethernet (A hat keinen, B einen). Durch die bessere Ausstattung verbraucht Modell B auch mehr Strom, nämlich 700 Milliampere statt 500 für Modell A.
Und wie bringe ich nun Saft in die Himbeere?
Wer sich nicht vor der Bestellung seines ersten Pis ausreichend informiert hat, wird nach dem Kauf zunächst enttäuscht sein. Denn vom direkten Loslegen ist der nackte Raspberry Pi sehr weit entfernt. Es wird mindestens ein Netzteil und eine SD-Karte benötigt. Für den Dauereinsatz sollte noch über ein Gehäuse nachgedacht werden. Hier bietet das Internet zahlreiche Händler an. Zur Not lässt sich auch selbst ein Gehäuse aus Pappe oder beispielsweise aus Lego-Steinen bauen.
Neben einem ausreichend dimensionierten Netzteil (1.000 Milliampere) entscheidet vor allem die richtige SD-Karte über den langfristigen Spaß mit dem Raspberry Pi. Die Auswahl an verfügbaren SD-Karten ist riesig. Nebst Bauart (SDHC) ist Speichergröße (mindestens zwei Gigabyte sollten es schon sein) und Geschwindigkeit (Class zehn für Multimedia) wichtig. Vor dem Kauf sollte die Liste der unterstützten SD-Karten geprüft werden, um nicht eine böse Überraschung zu erleben. Die SD-Karte muss dazu auch noch mit einem passenden Betriebssystem bespielt werden. Hierfür wird ein Rechner mit SD-Kartenleser benötigt. Durch den großen Erfolg des Raspberry Pi ist die Installation inzwischen aber viel einfacher geworden als bei der Veröffentlichung des ersten Betriebssystems im Jahr 2012. Heutzutage nimmt NOOBS (New Out Of Box Software) vieles dem Benutzer ab.
Mit NOOBS wird auf der SD-Karte nicht das Betriebssystem installiert, sondern der Installer. Ein Installationsdialog führt durch die Installation. NOOBS bietet verschiedene Betriebssysteme zur Auswahl an. Für Einsteiger ist Raspbian sicher die beste Wahl. Raspbian kann sowohl über Konsole als auch über eine grafische Oberfläche bedient werden. Die anderen Betriebssysteme bleiben auf der SD-Karte vorhanden und können bei Bedarf installiert werden. Hierfür die Umschalt-Taste beim Booten drücken.
Raspberry Pi als PC-Ersatz
Nach der Installation des Betriebssystems steht nun ein vollwertiger PC mit Linux zur Verfügung. Für die Erweiterung der Basisinstallation steht etliche (kostenlose) Software zur Verfügung. Die Installation kann klassisch über Pakete (Kommando: apt-get install
) erfolgen oder auch über den Pi Store. Sollte der Downloadclient für den Pi Store noch nicht installiert sein, wird dieser wie folgt mit apt-get installiert:
sudo apt-get update
sudo apt-get install pistore
Der Name „Store“ leitet sich von dem bekannten App Store von Apple ab. Die meisten Programme im Pi Store sind kostenlos. Der vorhandene Katalog kann online durchgeblättert werden. Damit kann der Minicomputer schon als vollwertiger PC eingesetzt werden.
Das erste eigene Maker-Projekt
Der Raspberry Pi kann aber weit mehr als nur ein Linux-Desktop zu sein. Bei den Makern ist der Raspberry Pi vor allem wegen der programmieren GPIO (General-Purpose-Input/Output) beliebt. Die GPIO ist die Tür zur Elektronikwelt mit dem Raspberry Pi. Diese Schnittstelle kann z.B. mit der leicht zu erlernenden Programmiersprache Python programmiert werden. Wem hier die passende Idee fehlt, sollte sich bei Instructables.com inspirieren lassen. Hier finden sich zahlreiche Projekte zum Raspberry Pi mit entsprechender Erklärung. Für den Einstieg am besten ein kleines Projekt aussuchen und nachbauen. Denn nur durch Selbermachen wird man selbst zum Maker. Weitere Hilfe findet man im nächstgelegenen Fablab oder auch am 15.07.2014 in den Maker Spaces der Developer Week 2014.
Minicomputer ja, aber welcher?
Neben dem Raspberry Pi erscheinen ständig neue Minicomputer: Cubieboard, Banana Pi und Co. Trotz der Vielfalt haben sich Raspberry Pi und Arduino durchgesetzt und sind nicht aus Maker-Projekten wegzudenken. Für den Arduino UNO spricht, dass er ebenfalls sehr verbreitet ist und ein bisschen günstiger als der Raspberry Pi. Aber wo ist der Unterschied?
Raspberry Pi und Arduino sind mit der gleichen Vision, aber mit unterschiedlicher Ausrichtung gestartet. Der Arduino wurde entwickelt, um Studenten schnell an die Entwicklung von Elektronik heranzuführen. Der Raspberry Pi wurde entwickelt, um Studenten schnell an die Programmierung heranzuführen. Der Arduino ist ein Mikrocontroller-Board, der Raspberry Pi ein vollwertiger Mini-PC. Beide Boards sind erweiterbar und haben Ein-/Ausgänge für Elektronik. Im Unterschied zum Raspberry Pi kann der Arduino auch mit analogen Signalen umgehen.
Was man nun einsetzt, hängt sicher von der eigenen Vorbildung und dem geplanten Einsatzzweck ab. Ein Arduino als Mikrocontroller ist eher dem Elektroniker zugewandt und ein Raspberry Pi eher dem Informatiker. Beide Boards haben eine große Community und es existieren viele Anleitungen und Projekte im Internet. Wer schon einmal programmiert hat und noch keine Elektronik-Erfahrung mitbringt, ist mit dem Raspberry Pi eindeutig besser beraten. Der Elektroniker wird mit dem Arduino schneller Erfolge erzielen. Beide Platinen eignen sich hervorragend für eigene Make-Projekte. In diesem Sinne: let’s make.
Über die Autoren
Florian Bender ist langjähriger Kenner der Softwareentwickler-Szene und verfügt über ein exzellentes Netzwerk in die IT-Branche. Als Projektleiter des Entwickler-Events Developer Week, verbindet er Branchenwissen und neueste Trends aus den Bereichen .NET, Mobile und Web-Entwicklung zu einer Pflichtveranstaltung für Software Developer.
Mehr Informationen zur Developer Week: www.developer-week.de
Vielleicht auch interessant: Hier findet ihr eine große Sammlung von Projekten, die sich mit Raspberry Pi verwirklichen lassen.
Danke. Wir brauchen mehr solcher Artikel um die Aufmerksamkeit auf die MINT Fächer zu stärken. Der Raspberry ist wirklich ein super Ding. Ich finde er sollte nicht erst im Studium, sondern bereits in der Schule zum Einsatz kommen. Hier kann man lernen mit Spaß verbinden.
Ein sehr schöner Beitrag der gut geeignet ist den einen oder anderen Interessierten den letzten Anstoß zum eigenen Projekt zu geben.
Und die kleinen Boards sind mehr als nur ein nettes Spielzeug.
Wir haben uns letztes Jahr für den Arduino als Plattform Entschieden und es ist erstaunlich was aus dem kleinen Mega Board alles herauszuholen ist.
Wer Lust auf einen Selbstbau Rasenroboter hat kann ja mal vorbei schauen.
http://www.ardumower.de
Informativer Beitrag :) Ich bin beigeisterter Raspberry Pi Fan. Deshalb habe ich auch die Seite http://www.einplatinencomputer.com/ ins leben gerufen. Für Einsteiger und Fortgeschrittene finden sich da einige Anleitungen und Informationen :)
Auf http://www.bananapi-kaufen.de/erster-eindruck-und-vergleich/ wird der neue Namensverwandte Banana Pi vorgestellt. Dieser bringt in Sachen Schnittstellen und Leistung etwas mehr mit als der Raspberry Pi.