Kleine süße Tierchen sitzen am Fließband. Sie verrichten Schwerstarbeit. Die Pinguine stapeln sich, um ein Haus zu bauen, und goldige Schäfchen stehen hinter einem Schutzwall aus Sandsäcken und feuern mit Maschinengewehren. Das Spiel Palworld liefert durchaus seltsame Bilder. Die Pals, die stark an Pokémon erinnern, und die brutalen Waffen und die Ausbeutung sorgen für einen merkwürdigen Kontrast.
Das Early-Access-Spiel Palworld erobert gerade die Steam-Charts. Innerhalb der ersten sechs Tage wurde das Spiel über acht Millionen Mal heruntergeladen. Und auch die Reviews des Spiels sind überwiegend positiv. 93 Prozent der über 80.000 Bewertungen auf Steam sind positiv.
Das Monster-Pendant von Pokémon ist schon jetzt der erste große Spielhit des Jahres. Da bietet sich doch mal die Gelegenheit, Parallelen zu ziehen. Denn während bei Palworld gerade euphorische Aufbruchsstimmung herrscht, waren die letzten Spiele der Pokémon-Reihe enttäuschend.
Was Palworld so gut macht
Palworlds Erfolg geht auf viel mehr zurück, als dass es ein Pokémon-Spiel mit Waffen ist. Dass das Spiel für sowohl Xbox als auch den PC erhältlich ist, dürfte ein weiterer Grund für den Erfolg sein. Die Pokémon-Hauptreihe ist nämlich seit jeher ein Exklusivtitel für die Nintendo-Konsolen.
Ganz so gleich sind Pokémon und Palworld aber nicht – nicht nur wegen der Waffen. Das Spiel des japanischen Entwicklers Pocket Pair hat einen ganz anderen Fokus. Bei Palworld geht es ums blanke Überleben. Im Kampf gegen die Wilderer (oder mit ihnen) sind die Pals beim Survival-Game nicht nur zum Fressen süß, sondern auch eine gute Nahrungsquelle. Ansonsten können dir Wasser-Pals bei der Bewässerung deiner Äcker helfen.
Zusätzlich ist es möglich, deine eigene Basis zu bauen – auch wieder mithilfe der Pals. Die nächsten Schritte sind eigene Fabriken, bei denen Feuer-Pals die Öfen am Laufen halten und Elektro-Pals für Strom sorgen. Auch für die Fließbandarbeit sind einige Monster geeignet. Mit der Massenproduktion von Waffen durch die süß aussehenden Wesen treibt das Spiel zwar die Absurdität an die Spitze, sorgt dadurch aber auch für eine Menge Spielspaß.
Die Pals sind nicht nur irgendwelche Viecher, die du einmal fängst und von denen du einige bis zum Ende des Spiels durchzerrst. Vielmehr sind die Wesen durch ihre Funktionen als Nutz-Monster komplett ins Spielgeschehen integriert. Dadurch erleichtern dir die Pals den Alltag – was zwar einerseits zu skrupelloser Ausbeutung führen kann, aber auch zu einer engeren Bindung.
Genau diese Interaktionsmöglichkeiten machen das Spiel in Kombination mit der mehr als soliden Grafik so nahbar. Auch in den Steam-Rezensionen schwärmen Gamer:innen von der so lebendigen Welt.
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Ist Pokémon zu seelenlos?
Schaut man sich die Landschaften von Pokémons neuesten Haupttiteln Karmesin und Purpur an, sind die Umgebungen dort viel trister. Die Landschaft ist groß, aber hat wenige Details. Auch die Pokémon interagieren kaum miteinander. Stattdessen ploppen sie aus dem Boden und wandern ein wenig umher, als würden sie nur darauf warten, endlich bekämpft zu werden, damit etwas passiert. Intensivere Interaktionen mit der Spielfigur oder den anderen Wesen, wie es bei Palworld der Fall ist, fehlen hier komplett. Auch anstelle vieler verschiedener Reit- und Flugmonster gibt es bei Karmesin und Purpur nur eines der beiden legendären Moped-Pokémon, mit dem du durch die Gegend fahren kannst.
Natürlich darf man auch nicht die Auswahl ignorieren. Bei Palwold gibt es bislang 113 Pals. Viele von denen ähneln vorhandenen Pokémon. Der große Stromteddy Grizzbolt erinnert beispielsweise Elektek. Noch stärker fallen die Gemeinsamkeiten zwischen dem Pal Robinquill und dem Pokémon Silvarro aus. Beide sind grünmützige Bogenschützen aus dem Wald. Lediglich die Eulenelemente fehlen bei der Version von Palworld. Eine Userin auf X machte sich sogar die Mühe, einmal die Wesen der beiden Franchises zu vergleichen. Bei über 1.000 Pokémon sind einige Übereinstimmungen bei den Elementen allerdings unvermeidbar. In den neuesten Teil der Reihe haben es bis zu den DLCs trotzdem nur 400 geschafft.
Pokémon zählte in den letzten Jahren immer noch zu den umsatzstärksten Franchises der Welt. Umso enttäuschender ist es für viele Fans, wie durchschnittlich die letzten Spiele der Reihe waren. Dass nun ein Spiel wie Palworld von einem recht unbekannten Entwicklerstudio eine so lebendige Welt gestaltet, zeigt auf jeden Fall, dass ein besseres Spiel möglich ist.