„Power 100“-Ranking: Kein Mensch, sondern NFT auf Platz 1

Die kleinen Cryptopunks-Bildchen gehören zu den erfolgreichsten NFT-Projekten. (Foto: Rokas Tenys / Shutterstock.com)
Non-Fungible-Token (NFT) stehen an der Spitze des diesjährigen weltweiten Kunstrankings „Power 100“. Die jährlich vom britischen Magazin Artreview veröffentlichte Liste umfasst die nach Ansicht einer anonymen Jury 100 einflussreichsten Persönlichkeiten und Bewegungen der aktuellen Kunst.
Als Beispiel für NFT-Kunstwerke nennt die Jury das bereits vor einigen Jahren entstandene Projekt Cryptopunks, bei dem Interessierte einzigartige, digital generierte zweidimensionale Porträts erwerben konnten.
Während noch unklar sei, ob es sich bei den NFT um einen kurzfristigen Hype handele oder sie sich in der Kunstwelt etablierten, hätten sich etliche Museen, Künstler und Galerien in den vergangenen zwölf Monaten mit dem Thema beschäftigt, hieß es von der Jury. Für Werke wie jene des Digitalkünstlers Beeple seien beträchtliche Preise erzielt worden. Außerdem stelle der Schutz von digitalen Originalen für Künstlerinnen und Künstler eine Alternative zu den herkömmlichen Vermarktungswegen dar.
Auch deutsche Vertreter in den Top 5
Platz 2 belegt die amerikanische Anthropologin Anna L. Tsing, die für ihre Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft im Angesicht der ökologischen Katastrophe ausgezeichnet wurde. Mit ihren Darstellungen – unter anderem aus der Sicht eines Pilzes – schaffe sie Raum für neue Perspektiven.
Deutschland spielt unter den ersten fünf Plätzen des Rankings gleich zweimal eine Rolle: Auf Platz 3 wurde das indonesische Kollektiv Ruangrupa geehrt, das die künstlerische Leitung der anstehenden Documenta in Kassel inne hat. Die deutsche Künstlerin Anne Imhof, 2017 mit dem deutschen Pavillon in Venedig Preisträgerin des Goldenen Löwen, schaffte es auf Platz 5 der „Power 100“. Die Jury hob ihre „dunkel-abstrakten, ritualisierten Spektakel“ besonders hervor und rühmte die Künstlerin für ihre bislang größte Ausstellung „Natures Mortes“ im Pariser Palais de Tokyo.
Kriterium für die Jury ist, dass die Bewegungen und Persönlichkeiten in den vergangenen zwölf Monaten aktiv global Einfluss darauf genommen haben, wie zeitgenössische Kunst entsteht. Künstlerinnen und Künstler, die sich mit den Themen Klimawandel und Rassismus oder Diskriminierung auseinandersetzen, waren gleich mehrfach in der Liste vertreten. Im vergangenen Jahr stand die „Black Lives Matter“-Bewegung auf Platz 1 der Liste. dpa