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PR in der Wikipedia: So geht’s richtig

Egal ob Bell Pottinger, Daimler oder zuletzt Gibraltar: Sie alle haben mit zweifelhaften Methoden die Wikipedia manipuliert und sich damit unbeliebt gemacht. Dabei geht PR-Arbeit in der Enzyklopädie auch ganz anders, erklärt Markus Franz in einem Gastbeitrag.

5 Min. Lesezeit
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Wikipedia-Artikel zum t3n Magazin

Content Marketing ist in aller Munde und die meisten PR-Leute haben längst verstanden, dass sich das in der Wikipedia viel besser umsetzen lässt als mit Facebook, Twitter und selbst der offiziellen Internetpräsenz eines Unternehmens.

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Allerdings müssen PR-Manager aufpassen, sich dabei nicht in die Nesseln zu setzen und einen Shitstorm auszulösen, wie es selbst großen Konzernen schon passiert ist. Wer sich an einige einfache Regeln hält, kann in der Wikipedia gut überleben.

Wisst, was ihr da eigentlich tut.

Die gute Nachricht zuerst: Paid Editing ist nicht verboten. Die Wikipedia sieht es zwar nicht gerne, wenn Autoren für ihre Arbeit an der Enzyklopädie bezahlt werden, hat das aber nie offiziell verboten. Das liegt einerseits daran, dass die Plattform jedes Jahr etwa 5.000 aktive Autoren verliert und so händeringend nach neuen Nutzern sucht.

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Gleichzeitig fördert die Wikimedia, Betreiberin der Wikipedia, selbst Paid Editing in Form des Projekts Wikipedian in Residence. Seit Frühjahr 2012 ist zum Beispiel am Deutschen Archäologischen Institut in Berlin ein Wikipedianer angestellt, der Inhalte aus dem Fundus des Instituts der Enzyklopädie beisteuert – mit Unterstützung der Wikimedia.

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Erstellt euch ein Benutzerprofil.

Die meisten PR-Manager versuchen, einen Artikel ohne eigenes Konto in der Wikipedia zu bearbeiten. Die Idee ist aber nicht zu empfehlen: Bei Bearbeitungen wird dann nämlich die IP-Adresse des Nutzers aufgezeichnet, die sich ohne großen Aufwand zurückverfolgen lässt. Wenn andere Wikipedianer sehen, dass der Standort der IP mit dem Hauptsitz des betreffenden Unternehmens identisch ist, rückt es das in ein nicht sehr gutes Licht.

Es empfiehlt sich immer – auch für zwei oder drei kleine Änderungen – ein eigenes Konto in der Wikipedia anzumelden. Das ist in wenigen Minuten erledigt und erfordert keinerlei persönliche Daten, nicht einmal eine E-Mail-Adresse muss angegeben werden.

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Versteckt euch nur, wenn nötig.

Die Wikipedia gewährt jedem Nutzer das Recht, anonym zu bleiben. Wer sich also ein persönliches Konto erstellt, kann dafür ein Pseudonym verwenden uns muss gegenüber niemandem seinen echten Namen offenlegen. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn ein Artikel bearbeitet wird, der heiß diskutiert ist – zum Beispiel zum Klimawandel oder religiösen Themen. Manchmal lösen gleiche Inhalte völlig unterschiedliche Reaktionen in der Wikipedia aus, je nachdem ob sie von einem anonymen oder transparenten Konto eingestellt werden.

PR-Manager sollten von Fall zu Fall also genau abwägen, welche Informationen sie der Community preisgeben.

Das Recht auf Anonymität bedeutet gleichzeitig aber auch, dass PR-Manager nur dann davon Gebrauch machen sollten, wenn es wirklich nötig ist. Wer lediglich den Artikel seines eigenen Unternehmens mit aktuellen Umsatz- und Mitarbeiterzahlen auffrischen will, sollte das idealerweise mit seinem echten Namen tun und auf der Benutzerseite auf den Umstand hinweisen, dass er für Firma XY arbeitet.

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Verwendet ein verifiziertes Profil.

Ein transparentes Konto mit echtem Namen schafft Vertrauen. Wer häufiger Änderungen am Artikel seines Unternehmens vornehmen will, sollte noch einen Schritt weiter gehen und sein Benutzerprofil verifizieren lassen: Es gibt die Möglichkeit, durch eine kurze Mail an das Support-Team der Wikipedia zu beweisen, dass sich hinter dem entsprechenden Konto wirklich ein Mitarbeiter des angegebenen Unternehmens verbirgt.

Damit kann niemand anderes mehr behaupten, er würde in der Wikipedia für Firma XY in der Wikipedia arbeiten. Prominentestes Beispiel für ein solches Vorgehen ist Microsoft Deutschland, dessen PR-Abteilung schon seit März 2011 mit einem eigenen Konto in der Wikipedia arbeitet und dort bis heute über 40 Bearbeitungen vorgenommen hat.

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Haltet euch an die Richtlinien.

Für eine nachhaltige Arbeit in der Wikipedia ist es essentiell, sich mit den Gepflogenheiten der Enzyklopädie vertraut zu machen. In der deutschsprachigen Wikipedia gibt es für jede nur erdenkliche Kleinigkeit eine eigene Richtlinie: Beginnend bei der Frage, was relevant ist, über die korrekte Formatierung von Quellen bis hin zu Zitaten aus dem Koran und der Bibel. Auf den ersten Blick mag das bürokratisch aussehen, im Detail erweisen sich die meisten Richtlinien aber als notwendig.

Wer Artikel bearbeiten will, sollte zumindest die wichtigsten Regeln kennen. Ein erster Anhaltspunkt dafür ist die Begrüßungsseite für neue Wikipedianer. Am Anfang empfiehlt es sich, zunächst nur in einer Sprachversion zu arbeiten, um sich mit den Richtlinien dort anzufreunden. Erst, wenn die eigene Arbeit dort gut angenommen wird, können sich PR- Manager an eine andere Wikipedia wagen – jede Ausgabe besitzt nämlich eigene Regeln, die sich teilweise gravierend unterscheiden.

Stellt Inhalt in den Vordergrund.

Neben der Richtlinien für Interessenkonflikte ist die wichtigste Regel für PR-Manager wohl, in der Wikipedia eben nicht wie ein PR-Manager zu denken. Es darf niemals Werbung für das eigene Unternehmen im Vordergrund stehen, sondern ausschließlich der Inhalt. Nur wer sinnvolle Informationen ergänzt und inhaltlich einen Mehrwert leistet, verschafft sich Respekt in der Community und stellt sicher, dass die eingestellten Inhalte nicht mit der nächsten Bearbeitung gleich wieder gelöscht werden.

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Interessanter und relevanter Inhalt ist die beste PR-Arbeit für ein Unternehmen – und die Wikipedia ermöglicht genau das wie keine andere Plattform.

Sprecht mit anderen Nutzern.

Die Wikipedia ist keine Einbahnstraße: Wer in der Enzyklopädie arbeitet, wird früher oder später irgendwo anecken oder sich über die Bearbeitungen eines anderen Nutzers ärgern.

In einem solchen Fall gilt es, aktiv zu kommunizieren: Man sollte sich nicht davor fürchten, Kritik auf der Diskussionsseite des eigenen Profils oder eines Artikels zu besprechen.

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Sofern die eigenen Bearbeitungen nicht immer auf ein positives Echo stoßen, bedeutet das nicht, dass man sich für seine Inhalte schämen muss. Mitunter wurden vielleicht nur Quellen vergessen oder andere formale Kriterien nicht eingehalten. Wer nicht weiß, was an einem bestimmten Artikel falsch gemacht wurde oder ein anderes Problem hat, kann sich jederzeit auch gerne an die Administratoren wenden. Sofern freundlich gefragt wird und ein Nutzer keinen absoluten Unsinn getrieben hat, bekommt er in der Regel sehr schnell Hilfe.

Und sollte der Ton doch einmal etwas rauer werden: Keine Angst. Das ist vollkommen normal in der Wikipedia und praktisch nie böse gemeint.

Engagiert euch für Wikimedia.

Wer in der Wikipedia arbeitet, sollte stets bedenken, dass es sich dabei um ein absolut werbefreies Projekt mit gemeinnützigem Charakter handelt. Trotzdem verursacht der Betrieb der Enzyklopädie enorme Kosten, da die Server der Plattform täglich Millionen Besucher bedienen müssen. Wer will, dass die Wikipedia langfristig erhalten bleibt und nicht gegenüber Facebook und Co. an Bedeutung verliert, sollte neben der inhaltlichen Arbeit auch über eine Spende an die Wikimedia nachdenken.

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Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen können zum Beispiel bei Wikimedia Deutschland als Mitglied aufgenommen werden und freies Wissen so aktiv unterstützen.

Über den Autor

Markus Franz (Twitter) ist geschäftsführender Gesellschafter von Sucomo Consulting, einer auf die Wikipedia spezialisierten Online-Marketing-Agentur.

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18 Kommentare
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Dein t3n-Team

ralph hunderlach

Auch ein Besuch bei dem nächsten Wikipediastammtisch kann helfen ein Gespür für die Arbeit in der Wikipedia zu bekommen.
Was man dort jedoch wohl nicht finden wird ist jemand, der mal schnell umsonst die Arbeit übernimmt für die ihr bezahlt werdet ;)

http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Treffen_der_Wikipedianer

Antworten
Stephan Jäckel

Wikipedia hat m.E. zwei grundsätzliche Probleme:
1) Komplexität von der Benutzung und der Oberfläche bis hin zu Regularien und schlimmstenfalls den Egos von Personen, die sich zu einem Thema berufen fühlen, aber nicht unbedingt Allwissend sind.
2) Fehlende Offenheit und Transparenz führen dazu, dass Beiträge eben nicht öffentlich von Dritten kommentiert werden können, insbesondere über verifizierte Profile auf anderen Plattformen und die Autoren können bei Bedarf immer unerkannt bleiben, was das Einpflegen von Unwahrheiten in Wikipedia nun einmal erleichtert.

Denn es geht doch weniger um die eigene Unetrnehmensseite in Wikipedia. Was in dem vorstehenden Artiekl „wie man es richtig macht“ leider nicht erwähnt wird, ist, dass „richtig machen“ für viele Unternehmen heißt professionell Beiträge editieren zu lassen, die vermeintliches Basiswissen weitergeben. Damit meine ich nicht Mathematikformeln oder Wissen der Physik oder Chemie, aber solches welches nicht auf verfizierbaren Formeln beruht. Neben Bildmaterial, welches im Zusammenhang mit Unternehmen oder Technologien steht, gehören dazu Links auf Unternehmensseiten, „relevante“ Quellen oder Portale die Interessensgruppen durch PR-Dienstleister aufsetzen und betreiben lassen. Relativierende Textformulierungen und tendenziöse Formulierungen, effizient durch Quellen belegt, sind dann die Kür.

Und seien wir realistisch: Wer Wikipedia zitiert, googelt, findet die Seite, überfliegt den Inhalt, zitiert und bemerkt seltenst wenn Wochen danach irgendwo ein Shitstorm losbricht, weil irgendwer, irgendwo, irgendwie etwas falsches eingepflegt hatte – bewußt und in niederer Absicht. Das Referat ist gehalten, der Vortrag gelaufen, die Arbeit abgegeben und der Manipulator hat das Ziel erreicht – tendenziöse und falsche Informationen als Wissen verbreitet.

Wer finanziell davon lebt Einträge zu editieren wird langfristig immer den längeren Atem haben, als eine engagierte Gemeinde, deren einzelne Mitglieder schnell einmal entnervt aussteigen können – sei es weil sie sich von einigen Charakteren individuell genervt oder gemobbt fühlen, oder weil ihnen eben die durch Einkommen finanzierte Zeit fehlt, immer wieder PR-Änderungen zu beseitigen oder auch nur stundenlang diskutieren zu müssen.

Antworten
Christian Dingler

Was Pseudonyme als Autorenangaben angeht – ein kurzer Blick in die Selbstverpflichtungen der DPRG hilft. …

Antworten
Markus Franz

Kurz zur Klarstellung, da es Nachfragen gab: Das Projekt „Wikipedian in Residence“ wird vom deutschen Verein Wikimedia Deutschland e.V. gefördert, Betreiberin in der Wikipedia ist die Wikimedia Foundation in den USA. Wikimedia Deutschland ist ein sogenannter Chapter der Wikimedia Foundation.

Zur genauen Struktur könnte man ein ganzes Buch schreiben: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cf/WikimediaMovementMindmap-October2012.svg ;-)

Antworten
Catrin Schoneville

Als Ergänzung und Richtigstellung zur Aufgabe des ‚Wikipedian in Residence‘:

Mit dem Wikipedian in Residence setzt das Deutsche Archäologische Institut (DAI) ein internationales Projekt der Wikipedia-Community in Deutschland um. Über einen Zeitraum von sechs Monaten soll ein langjähriger Wikipedia-Autor den Austausch zwischen dem DAI und der ehrenamtlichen Wikipedia-Community anregen und professionell begleiten. Seine erste Aufgabe war es beispielsweise Wikipedia und den freien Zugang zu Wissen in der Langen Nacht der Wissenschaften in der Zentrale des DAI in Berlin zu präsentieren.

Zu den weiteren Aufgaben als Wikipedian in Residence gehört, die Wissenschätze des DAI für Wikipedia zu identifizieren sowie Workshops mit Kuratoren, Fachwissenschaftlern und anderen Mitarbeitern des Instituts zu realisieren. Ziel ist es, alle diese Gruppen zu befähigen, zu Wikipedia beizutragen und Artikel erstellen zu können. Darüber hinaus wird der Wikipedian in Residence Tagungen und Treffen zwischen Wikipedianern und Wissenschaftlern organisieren. Dazu sind Führungen mit Ehrenamtlichen geplant, die Informationen oder Bilder für Artikel generieren können.

Es handelt sich hier nicht um eine Funktion im Sinne von Paid Editing. Vielmehr versteht sich der Wikipedian in Residence als Schnittstelle zwischen einer wissenschaftlichen Einrichtung und der freien Online-Enzyklopädie.

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