Private Wallboxen sollen weiter gefördert werden – fordern Verbraucherzentrale und Autoindustrie

Wenn zu irgendeinem Thema in Sachen Elektromobilität überhaupt Einigkeit zu erzielen ist, dann wohl zu diesem. Der Erfolg der Elektromobilität in der Breite steht und fällt mit dem Zugang zu Ladestationen. Deshalb ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur der kritische Punkt des gesamten Konzepts. Diesbezüglich sind sich sogar zwei Organisationen einig, die sonst nicht mit übergroßer Einigkeit glänzen – der Verband der Automobilindustrie VDA und der Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV). Sie fordern unisono die Wiederaufnahme der Wallbox-Förderung.
Förderung klar, aber nicht ohne Bedingungen – sagt der VZBV
Während aber VDA-Präsidentin Hildegard Müller eine schlichte Neuauflage – mithin frisches Geld – für geboten hält, will VZBV-Vorstand Klaus Müller die Förderung an den Kauf oder das Vorhandensein eines E-Autos im beantragenden Haushalt knüpfen. „Um Mitnahmeeffekte zu verhindern, sollte die Förderung an den Besitz oder den nachzuweisenden Kauf eines E-Autos gekoppelt werden“, sagte Müller der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) vor Weihnachten. Zudem solle geprüft werden, inwieweit es zu einer verpflichtenden Teilung privater Ladestationen mit anderen Stromer-Besitzern kommen könnte.
Tatsächlich ist nach dem bisherigen, von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) betreuten Fördermodell, das einen Betrag von bis zu 900 Euro pro privater Wallbox vorsieht, das Vorhandensein eines Elektro-Autos als Antragsvoraussetzung nicht erforderlich. Dass das problematisch sein könnte, wurde bislang in der Breite nicht eingewendet. So sieht es auch der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH).
Förderung klar, aber ohne Bedingungen – sagen VDA und ZVEH
Im Gegenteil seien solche Mitnahmeeffekte sogar erwünscht, ließ der Verband gegenüber der NOZ verlauten. Schließlich lasse sich niemand eine Wallbox installieren, wenn nicht „zumindest langfristig“ die Absicht bestünde, ein E-Auto zu kaufen. Das scheint durchaus plausibel, denn die Wallbox kann keinem anderen Zweck dienen.
Der Bund der Steuerzahler pflegt einen kritischen Ansatz. Nach dessen Präsident Reiner Holznagel wäre eine technologieoffene Förderung besser als voll auf Batteriefahrzeuge zu setzen. Dennoch begrüßt Holznagel den Infrastruktur-Ansatz der Wallbox-Förderung. Das sei immer noch besser, als direkt den Kauf von E-Autos zu bezuschussen, „wie dies über die Kaufprämie für E-Autos seit Jahren praktiziert wird.“
Öffentliche Ladepunkte wachsen ebenfalls zu langsam
Dabei ist die Wallbox-Förderung nur ein relativ kleiner Baustein in der erforderlichen Ladeinfrastruktur Deutschlands. Wie VDA-Präsidentin Müller schon mehrfach vorgerechnet hatte, müssten pro Woche rund 2.000 neue Ladepunkte geschaffen werden, um die E-Auto-Planung der Bundesregierung realistisch zu mit Kapazitäten zu hinterlegen. Tatsächlich seien es gerade mal 300, so Müller.
Dass sie dabei noch zu hoch schätzt, entspannt die Lage nicht. Denn Daten der Bundesnetzagentur zeigen, dass von Dezember 2020 bis Dezember 2021 gerade einmal gemittelt 223 Ladepunkte pro Woche hinzugekommen sind. Ebenfalls nicht überzeugend ist der sehr geringe Anteil an Schnellladepunkten. Die machen gerade einmal knapp 15 Prozent des Gesamtangebots aus.