Wenn es um das Steigern der Produktivität geht, scheint es auf den ersten Blick wenig erfolgversprechend, weniger zu tun oder sich gar vom eigenen Arbeitsplatz zu entfernen. Dabei ist es durchaus wissenschaftlich belegt, dass ab einem gewissen Punkt die Produktivität mit zunehmender Arbeitszeit nicht mehr steigt – im Gegenteil.
Langsame Produktivität: Kino statt Büro
In dieses Horn stößt auch Cal Newport, Professor an der Georgetown University und Autor des Buches „Slow Productivity“. Einer seiner Tipps: Einfach einmal im Monat während der Arbeitszeit ins Kino oder ins Museum gehen.
In seinem Buch beschreibt Newport Wege, wie man gegen die sogenannte Pseudo-Produktivität ankämpft und diese durch eine ergebnisbasierte Arbeitsweise ersetzt. Letzteres reduziere die Burnout-Gefahr und ermögliche sinnvollere Arbeit.
„Was zählt, ist, was man im Laufe der Zeit produziert, und wie gut das Zeug ist, das man produziert“, erklärt Newport CNBC Make It. Gehe man von der Priorisierung von Aktivitäten im Moment zur Erbringung von Ergebnissen im Laufe der Zeit über, ändere sich die Art und Weise, wie man über die Erledigung von Dingen denke, so Newport.
Newport: Weniger ist mehr – und besser
Newports Theorie kurz zusammengefasst: Weniger Dinge tun, in einem natürlichen Tempo arbeiten und auf Qualität achten. Beim Wechsel zur langsamen Produktivität helfe etwa, sich Tage freizuhalten, an denen keine Meetings stattfinden oder sich – stundenweise – Zeit für produktive Arbeitseinheiten zu nehmen.
Und was ist mit dem Kino? Das dient Newport als Beispiel für eine Miniauszeit, nach der die Produktivität wieder steigt. Am Ende könnten so bessere Ergebnisse erzielt werden, sei es durch ein gesteigertes Engagement oder mehr Kreativität.
Die Pseudo-Produktivität à la Newport habe es stattdessen an sich, dass sichtbare Aktivität als Zeichen für nützliche Tätigkeiten missverstanden werde. Dieser Ansicht nach werde ein sich Entfernen aus den Büroräumen natürlich als schädlich für die Arbeitsleistung angesehen.
Unbemerkt das Büro verlassen?
Dabei, so der Professor, werde es kaum jemandem auffallen, wenn ein:e Büromitarbeiter:in einmal in 30 Tagen für einen Nachmittag nicht am Platz sitze. Newport trifft hier einen Gedanken, der aktuell vor allem in der Tech-Branche (Stichwort: Bullshit-Jobs) diskutiert wird.
Und egal, ob man an diesem einen Nachmittag im Monat ins Kino oder ins Museum gehe oder einen Ausflug mache, die Vorteile liegen laut Newport auf der Hand: „Die wichtigste Beobachtung hierbei ist, dass selbst ein zurückhaltender Zeitplan für Ausflüge unter der Woche ausreichen kann, um die Erschöpfung einer ansonsten regelmäßigen Routine zu verringern“.
Miniauszeit auch am Arbeitsplatz möglich
Aber selbst, wer seinen Arbeitsplatz nicht physisch verlassen könne, hat laut dem Experten Möglichkeiten, eine Miniauszeit zu nehmen. Etwa bei der oben schon erwähnten Meeting-Pause. Außerdem könnte man sich nach besonders anstrengenden Projekten ein paar Tage Ruhezeit gönnen – also weniger intensiv arbeiten, um wieder Energie zu tanken.
Zunächst müsse man innerhalb der Firma aber zeigen, dass man die erwarteten Ergebnisse auch wirklich erbringt. Daher gelte es insbesondere für Berufsanfänger:innen, sich auf eine gute Selbstorganisation zu konzentrieren und sich eine gewisse Reputation in der Firma zu erarbeiten.