
Team-Kollaboration muss auch im Homeoffice funktionieren. (Foto: Shutterstock)
Der am Dienstag offiziell gestartete Team-Messenger Quill will die Chat- und Kollaborationslösung für Menschen sein, die sich bei der Arbeit konzentrieren müssen. Mit dieser etwas provokanten Zielsetzung will sich das neue Tool gegen einen Wettbewerb positionieren, der sich aus Sicht der Quill-Entwickler zu sehr in den Vordergrund spielt.

Das ist Quill. (Screenshot: Quill/t3n)
Andere Philosophie: Quill will sich zurücknehmen
Nach der Quill-Philosophie muss ein Teamchat seine Nützlichkeit eher im Hintergrund ausspielen, um seine Verwender lediglich zu unterstützen, ohne dabei selbst zum Protagonisten zu avancieren. Deshalb verfolgt der neue Messenger im Kern einen etwas anderen Ansatz, während er sich optisch sehr deutlich am Wettbewerb, vor allem an Slack orientiert.
Das Kernstück der Andersartigkeit Quills ist das Konzept der „Structured Channels“. Diese Kanäle sind so angelegt, dass jeder Eintrag standardmäßig zu einem eigenen Thread wird. So können Nutzer im Channel schnell sehen, welche Themen gerade besprochen werden und bei Interesse in den entsprechenden Thread abtauchen. Das geht grundsätzlich zwar auch bei Slack, erfordert da aber eine dezidierte Aktion des auf ein Thema Antwortenden. Eröffnet der Antwortende keinen Thread, wird die Antwort einfach unter die Frage gesetzt. Dadurch wird ein Kanal schnell unübersichtlich.
Besonders interessant: Threads lassen sich bei Quill sehr einfach auch rückwirkend aus einer beliebigen Zahl bereits geposteter Nachrichten erstellen. Ebenso lassen sich aus einem Thread mehrere machen, wenn das sinnvoll erscheint, oder Nachrichten in einen Thread verschieben, der thematisch besser passt.

Links der strukturierte, rechts der soziale Kanal. (Screenshot: Quill/t3n)
Die Slack-Form des Channels gibt es bei Quill indes auch. Die heißt hier aber „Social Channel“ und ist gezielt als Wasserfall-Timeline gestaltet. In den „Social Channels“ sollen sich Nutzer nämlich ungezwungen und ohne Strukturvorgaben austauschen können – der typische Flurfunk eben.
Zu den „Structured Channels“ gesellt sich ein sogenannter Activity-Feed, der alle aktuellen Entwicklungen über alle Kanäle listet und so eine Art Meta-Übersicht bietet. Auch die Benachrichtigungen, die Quill absetzt, lassen sich granularer konfigurieren, als es bei Slack der Fall ist. So könnt ihr etwa festlegen, dass nur Messages, die zeitkritisch oder als prioritär gekennzeichnet sind, angezeigt werden.
Dazu führt Quill ein neues Mention-Format ein. Die @-Mention wie bei Slack gibt es bei Quill auch, ist da aber passiv und führt nicht zu einer Benachrichtigung des erwähnten Nutzers. Soll ein Nutzer informiert werden, muss die !!-Mention verwendet werden, die stets eine Push-Notification auslöst.
Interessantes Videochat-Feature, Voice-Channels in Arbeit
Quill bietet zudem Videochats auch mit Screencasts und arbeitet an einer Clubhouse-artigen Form, Voice-Channels zu betreiben. In Kürze soll auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung stehen. Ebenso wird an einer Kontext-Suchfunktion zur Ergänzung der bereits vorhandenen Keyword-Suche gearbeitet.

Video- und Textchat kombiniert. (Screenshot: Quill/t3n)
Der Videochat ist so konzipiert, dass er Seite an Seite mit einem Textchat funktioniert, über den auch Dateien oder Links während des Gesprächs unkompliziert ausgetauscht werden können. Dazu bietet Quill die Möglichkeit, weitere Dienste, darunter Dropbox, GitHub oder den Google Kalender, zu integrieren.
Preise und Verfügbarkeit
Ebenso wie Slack kann Quill von kleinen Teams kostenlos genutzt werden. Dann ist Quill auf 10.000 Nachrichten und fünf Dienste-Integrationen sowie fünf Gigabyte Speicherplatz pro User begrenzt. Im Pro-Plan für 15 US-Dollar pro Monat ist die Zahl der Nachrichten und der Integrationen unbegrenzt. Zudem stehen zehn Gigabyte Speicher zur Verfügung. An einem Angebot für größere Unternehmen arbeitet Quill noch.
Wie seine Wettbewerber bietet auch Quill native Apps für MacOS, Windows und Linux sowie die mobilen Betriebssysteme iOS und Android an. Zudem kann Quill per Browser verwendet werden. Neben Quill versucht auch Rocketchat, sich ein Stück vom Teamchat-Kuchen zu sichern.
Wer hinter Quill steckt
Quill ist kein Schnellschuss. Seit drei Jahren arbeiten die Entwickler an dem Tool. Quill wurde gegründet von Ludwig Pettersson, dem vormaligen Kreativdirektor des Payment-Dienstes Stripe. Pettersson gilt als der Erfinder der einfachen Oberfläche, die zu einem erheblichen Teil den Erfolg Stripes begünstigt hatte. Mit diesen Meriten ausgestattet, konnte Pettersson auch für sein neues Projekt auf einige Vorschuss-Lorbeeren bauen.
Über verschiedene Finanzierungsrunden hat Quill bisher rund 14,5 Millionen Dollar akquiriert und wird auf einen Marktwert im oberen zweistelligen Millionenbereich taxiert.