Rechtsstreit à la Kindergarten: Wieso WordPress-Nutzer jetzt Ananas-Pizza mögen müssen
Zwischen WordPress-Mitgründer und Automattic-CEO Matt Mullenweg und der auf WordPress-Websites spezialisierten Hosting-Plattform WP Engine ist ein Rechtsstreit aufgeflammt. Ausgelöst wurde die Auseinandersetzung im September 2024.
WP Engine ist nicht WordPress
In einem Blog-Eintrag betonte Mullenweg, dass „WP Engine nicht WordPress“ sei. Aber das Hosting-Unternehmen würde von dem Namen WP – als Abkürzung für WordPress – wirtschaftlich profitieren. Die Firma müsse daher eigentlich eine Lizenzgebühr für die Weiterverwendung des Namens zahlen.
Mullenweg ging allerdings noch weiter: WP Engine sei „ein Krebsgeschwür für WordPress“, weil es Kernfunktionen nutze, aber noch nie für das Open-Source-Projekt gespendet habe. WP Engine reagierte auf den persönlichen Angriff mit einer Unterlassungserklärung – die wiederum Mullenweg nicht unterschrieb, wie Gizmodo schreibt.
Stattdessen schärfte er die Nutzungsbedingungen von WordPress so nach, um dort gegen WP Engine nachzutreten. Zwar sei WP kein geschützter Begriff. Seine Verwendung würde aber Nutzer:innen glauben lassen, dass das Unternehmen direkt mit WordPress in Verbindung stehe, hieß es dort dann.
WP Engine verliert Zugang zu WordPress-Funktionen
Nächste Eskalationsstufe: Mullenweg verhinderte, dass WP Engine auf Elemente, Plugins oder Themes von WordPress zugreifen konnte – was negative Auswirkungen auf zahlreiche Website-Betreiber:innen hatte. WP Engine wiederum warf Mullenweg vor, seine Macht über die WordPress Foundation zu missbrauchen.
Das brachte diesen wiederum dazu, Nutzer:innen von WordPress.org bei der Anmeldung die Zustimmung dazu abzuringen, dass diese nichts mit WP Engine zu tun hätten. Das kam nicht nur in der WordPress-Gemeinde gar nicht gut an. Vor Gericht wurde einer einstweiligen Verfügung von WP Engine gegen das Vorgehen von Mullenweg stattgegeben.
WordPress-Nutzer müssen Ananas-Pizza lieben
Und jetzt kommen wir zu der Ananas-Pizza. Denn wohl als kindische Reaktion auf das Verbot des Kontrollkästchen mit der WP-Engine-Abfuhr müssen WordPress.org-Nutzer:innen jetzt zustimmen, dass „Ananas auf Pizza köstlich“ sei, wenn sie Zugang zu ihrem Konto haben wollen. Auch, wenn sie anderer Meinung sind.
Auch dieser Mullenweg-Move kommt bei vielen gar nicht gut an, wie Reaktionen darauf bei X zeigen. Das Problem: Es handelt sich – anders als es aussehen mag – eben nicht um eine vorgeblich witzige Auseinandersetzung zwischen zwei seltsamen Streithähnen.
Auf WordPress basieren geschätzt 44 Prozent aller Websites im Internet. Für viele Menschen hängt von deren Funktionieren ihr Lebensunterhalt an. Andere sind aus anderen Gründen darauf angewiesen, dass die entsprechenden Websites reibungslos laufen.