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Recruiting from scratch: Was junge Startups von Einhorn und Jimdo lernen können

Junge Startups haben wenig Geld und brauchen starke Talente. Wie Einhorn und Jimdo anfangs rekrutiert und die Prozesse inzwischen perfektioniert haben, beschreibt Andreas Weck.

4 Min.
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Recruiting: Jedes Startup kann nur so gut sein, wie sein Team. (Foto: Shutterstock-Rawpixel.com)

Ein gutes Recruiting ist für jedes Unternehmen wichtig. Für Startups jedoch kann es sogar überlebenswichtig sein. Denn Gründer fischen bei dem Thema anfangs oft noch im Trüben: Zum einen haben sie kaum Routine, was ein effektives Bewerbermanagement angeht. Zum anderen sind Jungunternehmen in der Regel noch nicht zahlungskräftig genug, um die besten Talente anzuheuern. Jedes Unternehmen lotet somit zunächst für sich selbst aus, welche Anforderungen wichtig und welche Prozesse zu kultivieren sind. Und doch lohnt sich der Blick auf andere Startups, die bereits eigene Erfahrungen gemacht haben.

Einhorn: Bewerber müssen für ihre Sache brennen

Die Einhorn-Gründer (v.l.): Waldemar Zeiler und Philip Siefer. (Foto: Einhorn)

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Ein Jungunternehmen, das sich anfangs mit Geldmangel herumschlagen musste und seinen Weg gefunden hat, ist Einhorn. Das Berliner Startup, das sich auf die Produktion und den Verkauf fair hergestellter, veganer Kondome konzentriert, hat zu Beginn noch viel mit Freiwilligen gearbeitet, die das Projekt aus individuellen Gründen unterstützen wollten. „Anfangs waren wir nur zwei Gründer und ein Praktikant, den wir speziell für die Crowdfunding-Phase geholt haben“, erklärt Waldemar Zeiler, der Einhorn zusammen mit Philip Siefer im März 2015 an den Start gebracht hat.

Die Unternehmer verzichten bis heute bewusst auf Investoren. Sie wollen unabhängig bleiben und sich nicht festnageln lassen. Diese Mentalität spiegelt sich in den Anfangstagen auch bei der Zusammensetzung des Teams wieder. Einhorn hat wichtige Aufgaben zunächst an Freelancer vergeben. Der Vorteil ist, dass das Know-how auf Stundebasis oder begrenzt für ein Projekt ins Unternehmen geholt wird. „Generell lernen wir die Menschen gerne erst kennen, bevor wir heiraten“, gibt Zeiler zu verstehen. Die erste Festanstellung, eine fähige Designerin, hat sich zunächst ebenfalls als Solo-Selbstständige bewährt.

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„Leidenschaft triggert mich am meisten“ – Waldemar Zeiler, Einhorn.

Für den Einhorn-Gründer sind einige Dinge bei potentiell neuen Kollegen besonders wichtig. Zeiler muss das Gefühl haben, dass sie für ihre Sachen brennen und bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen. „Leidenschaft triggert mich am meisten“, verrät der Berliner in astreinem Startup-Deutsch. „Und wenn jemand dann noch unternehmerisch denkt, bin ich sowieso hin und weg.“ Wer einen Arbeitsvertrag erhält, entscheiden er und sein Mitgründer allerdings seit längerer Zeit nicht mehr alleine. Denn verschiedene Position würden auch verschiedene Eigenschaften verlangen. Das zu beurteilen ist somit inzwischen auch Aufgabe der Team-Leiter.

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Einig ist man sich bei Einhorn immer darin, dass der Cultural Fit passen muss. Der Begriff, der auf den Sozialphilosophen und New-Work-Guru Frithjof Bergmann zurückgeht, beschreibt die völlige Übereinstimmung der Bewerber und des Arbeitgebers hinsichtlich verinnerlichter Werte. Kurzum: Es wird geschaut, ob der Bewerber zur Unternehmenskultur passt. Die fußt bei den Einhörnern auf drei Grundsätze: Erstens Fairstainable, zweitens Unicornique und drittens Fight & Hug. Gemeint ist, dass Bewerber Nachhaltigkeit vorleben, kreative Lösungen suchen und fähig sind, sich mal zu streiten, ohne das gleich böses Blut aufkommt.

Jimdo: Recruiting hört nicht bei der Vertragsunterschrift auf

Die Jimdo-Gründer (v.l.): Fridtjof Detzner, Christian Springub und Matthias Henze. (Foto: Jimdo)

Auch die Hamburger Gründer von Jimdo stimmen da ein. Neben der fachlichen Exzellenz schauen Christian Springub, Fridtjof Detzner und Matthias Henze, dass neue Bewerber zur Unternehmenskultur passen. Das 2007 auf einem alten Bauernhof an der Nordsee gegründete Startup versteht sich darauf, seinen Kunden einen professionellen und leicht zu bedienenden Webseitenbaukasten an die Hand zu geben. „Wir machen Kleinstunternehmer erfolgreich unabhängig von großen Netzwerken“, erklärt Mitgründer Mathias Henze. „Das ist sinnstiftend!“ Dieser Umstand zahlt von Anfang an auf das Recruiting bei Jimdo ein.

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Gegründet haben die drei Nordlichter zu dritt. Nach einem Jahr, als das Unternehmen, das damals noch North Click hieß, nach Hamburg zog, stieß die erste Person in Festanstellung dazu. Also Jimdo nur wenige Monate später aus North Click heraus gegründet wurde, war das Team schon zu siebt. Gesucht haben sie vor allem im persönlichen Umfeld. „Wir haben bei Freunden, Bekannten und Partnern rumgefragt“, erklärt Henze. „Die meisten Kollegen kamen per Empfehlung zu uns.“ Das mache man heute immer noch so, allerdings kämen inzwischen auch so etliche Bewerbungen auf neue Stellen rein.

„Wir machen Kleinstunternehmer erfolgreich unabhängig“ – Matthias Henze, Jimdo.

Für Jimdo hat das zur Folge, dass der Recruiting-Prozess auf schnellen Entscheidungen beruhen muss. „Das macht oft den Unterschied, ob ein Talent ins Team stößt oder nicht“, erklärt Henze. Ebenso wichtig sei aber auch die Erkenntnis, dass das Thema mit der Vertragsunterschrift nicht beendet ist. Ein gutes Onboarding erhöhe die Chancen enorm, dass die Zusammenarbeit funktioniert und Spaß macht. Das Team ist alles. Und jedes Startup kann nur so gut sein, wie die Mitarbeiter es sind. „Dementsprechend lohnt es sich, viel Zeit in das Empowerment der eigenen Mitarbeiter zu stecken“, so Henze.

Eine Sache, die der Jimdo-Gründer jungen Unternehmern heute besonders ans Herz legt, dürfte fast schon als Blasphemie in der Startup-Szene gelten. Der Unternehmer rät nämlich dringend davon ab, das Team allein aus jungen Wilden zusammenzustellen. „Wenn ihr die Chance habt, seniorige Leute mit kulturellem Fit einzustellen, sollten ihr das auch tun.“ Henze weiß, dass die Bewerber in der Regel mehr kosten, allerdings können sie unbedingt notwendige Strukturen zumeist schneller und besser errichten, als es völlig unerfahrene Kollegen tun. Und das spart schlussendlich dann wieder Zeit und Geld ein.

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Sinn und Verantwortung schlägt Geld – darauf sollten Startups setzen

Grundsätzlich lässt sich wohl sagen, dass Startups ihre Bewerber durch sinnstiftende Aufgaben und ein hohes Maß an Verantwortung ins Unternehmen locken können. „Wenn du ein Unternehmen aufbaust, dessen ‚Why’ darin besteht, die Welt besser zu machen, ist das vielen oft mehr wert als reines Geld“, erklärt Einhorn-Gründer Waldemar Zeiler. Jimdo-Gründer Matthias Henze fügt hinzu: „Talente, die früh dazu stoßen, haben einen großen Einfluss auf das Produkt und das Unternehmen.“ Beides habe einen besonderen Reiz auf leidenschaftliche Menschen. Und die will man als Startup doch ins Team holen.

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Recruiting vom Erstkontakt bis zum Arbeitsbeginn – So geht’s richtig

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Kommentare (1)

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Mertens

Was für eine hohle Schnackerei, mein Gott. Meine Mitarbeiter würden das für einen peinlichen Witz halten, wenn ich denen mit solchen Wortduschen käme. Oder schnallen die Kids sowas wirklich nicht?

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