Geht es nach Meta-Chef Mark Zuckerberg, dann arbeiten wir in Zukunft alle in dreidimensionalen virtuellen Büros zusammen. Wie das aussehen könnte, zeigt der Konzern mit der 2021 gestarteten VR-Lösung Horizon Workrooms. Da aber offenbar selbst Zuckerberg klar ist, dass auf absehbare Zeit niemand den ganzen Tag eine klobige VR-Brille tragen will, ist die Software zunächst vor allem für virtuelle Meetings gedacht. Sprich: Das Zusammenkommen in dem virtuellen Konferenzraum bleibt auf die Dauer einzelner Termine beschränkt.
Andere Tool-Anbieter hingegen sehen virtuelle Büros schon jetzt als Dauerersatz für das klassische Großraumbüro – und übertragen all dessen Nachteile ohne Not auf das verteilte Arbeiten.
Digitale Miniatur-Büros
Plattformen wie Kosy, Cosmos, Spot, Teamflow oder My Digital Office (um nur ein paar zu nennen) sehen die Zukunft des verteilten Arbeitens offenbar in zweidimensionalen Nachbauten klassischer Büroflächen. Mitarbeiter:innen werden hier als Avatare dargestellt, die per Tastatur durch eine isometrische Bürominiatur schlendern können. Die Anbieter bezeichnen ihre Lösungen bisweilen als „smarte Alternative zum Chat“ oder preisen „Geist und Nutzen der Anwesenheit im selben physischen Büro in einer digitalen Erfahrung“ an. Nur: Wie sinnvoll ist das eigentlich?
Virtuelle Büros bringen die Nachteile physischer Büros in die Remote-Arbeitswelt
Rein psychologisch betrachtet ergibt das Konzept schon irgendwie Sinn. Während sich viele Menschen während der Corona-Pandemie in die Arbeit im Homeoffice verliebt haben, mussten andere leidvoll feststellen, dass sie dafür schlicht und ergreifend nicht gemacht sind. Genau diese Menschen dürfte das Konzept eines virtuellen Büros im Videospiel-Look ansprechen.
Nur praktisch ist es am Ende eben nicht. Wer in einem physischen Büro zum Schreibtisch von Kolleg:innen wandert, der steht immerhin auf und tut etwas für den Kreislauf. Einen Avatar von einem virtuellen Schreibtisch zum nächsten zu bewegen, hat gesundheitlich hingegen keinerlei Vorteil. Tatsächlich wird der Vorgang im Vergleich zu gängigen Team-Messengern hier nur unnötig kompliziert gemacht.
Zwar bieten einige der genannten Tools durchaus Möglichkeiten, um das unnötige Herumbewegen des Avatars zu vermeiden, aber warum braucht es das Ganze dann überhaupt? Gängige Tools bieten schon jetzt eine Vielzahl von Möglichkeiten zum kollaborativen Arbeiten und dem kleinen Plausch mit Kolleg:innen.
Zumal es eben durchaus Gründe dafür gibt, warum skeuomorphistische, also auf Nachahmung bestehender Gegenstände bedachte Interfaces im heutigen Oberflächen-Design weitestgehend vermieden werden. Eine Notiz-App profitiert genauso wenig von der Nachahmung eines Spiralblocks wie die Remote-Arbeit von der Imitation eines Büroraums.
Was virtuelle Büroflächen leisten können
Interessant bleiben die virtuellen Büro-Plattformen aber dennoch. Zum einen als Experimentierfeld dafür, wie sich ein Bürogefühl auf die Remote-Arbeitswelt übertragen ließe – oder eben nicht. Zum anderen aber auch als kulturelles Phänomen. Die meisten dieser Tools entstanden während der Corona-Pandemie.
Letztlich sind die Plattformen zu einem gewissen Grad die Code-gewordene Manifestation des Wunsches vieler Menschen, ihre Kolleg:innen in einem vertrauten Rahmen wiederzusehen. Das wiederum lässt sich immerhin als Indiz dafür sehen, dass Zuckerberg mit seiner Idee vom Büro im Metaverse nicht völlig danebenliegt. Auch wenn die dafür notwendige Hardware noch ein gutes Stück leichter, günstiger und leistungsfähiger werden muss.
das hat Secondlife schon vor 15 Jahren gehabt und gehyped….naja was daraus geworden ist sehen wir ja…:)