Sicherer Auftritt, klare Stimme: Zwei Übungen und drei Tipps für eine gute Rhetorik
Ob Mitarbeitergespräch, Präsentation oder Bühnenauftritt: Wer überzeugend vor Menschen sprechen muss, braucht eine gute Rhetorik. Neben der deutlichen Aussprache gehört dazu der richtige Körpereinsatz. Rhetorikberaterin Nerissa Rothhardt hat dafür zwei einfache Übungen und drei hilfreiche Tipps.
Übung 1: Halbe Karotte in den Mund
Ein Tipp, der gern beim Radio verwendet wird, ist, einfach den geknickten Daumen in den Mund zu stecken und so den Text zu sprechen. Davon rät Rothhardt jedoch ab. Der Finger sei in der Regel viel zu groß, dadurch wird die Sprache unnatürlich.
Zur Übung hilft stattdessen eine halbierte Karotte. Klemm sie zwischen deine Vorderzähne und sprich. Dadurch soll sich die Aussprache verbessern.
Übung 2: Das ganze Gesicht sprechen lassen
Ebenfalls lässt sich die Aussprache durch eine Art Mundgymnastik verbessern. Hierfür sprichst du deinen Text oder einfach eine ausgedachte Geschichte mit besonders großen Mundbewegungen. Probiere, das ganze Gesicht einzusetzen: Augen aufreißen, den Mund mal möglichst breit und mal möglichst weit öffnen, die Lippen weit nach vorn bringen.
Neben den beiden Übungen hat Rothhardt noch Tipps für Vorbereitung und Umsetzung.
Tipp 1: Keine Texte, sondern Bilder
Wer sich im Vorfeld Notizen macht, muss laut Rothhardt auf geschriebenen Text verzichten. Stattdessen helfen Zeichnungen. „Das Auge schaut auf das Bild und ist sofort in der Lage zu assoziieren, was zu sagen ist“, so Rothhardt.
Die Zeichnungen zeigen das Bild, das den Zuhörer:innen zu vermitteln ist – denn: Rothhardt verweist auch darauf, dass ein interessanter Vortrag eine bildreiche Sprache braucht. Text lenkt hingegen ab, etwa, wenn Notizen vor Nervosität plötzlich nicht mehr lesbar sind. Schlimmstenfalls, Rothhardt hat es selbst erlebt, tanzen die Buchstaben nur noch vor den Augen.
Tipp 2: Nicht hinter Gegenständen verstecken
Das Pult lädt zum Anlehnen ein, der große Stuhl zum Versinken und der Tisch zum Verstecken: Bei einem Auftritt und Gespräch stören Möbel manchmal. „Wenn ich allein auf der Bühne bin, wird das Pult ignoriert, ist doch klar“, so Rothhardt. Redner:innen stützen sich darauf auf, rutschen mit den (schwitzigen) Händen an den Seiten ab und machen plötzlich eine ungewollte Verbeugung.
Leichter ist, solche Gegenstände daher zu ignorieren. Dadurch entsteht auch nicht der Eindruck beim Publikum, der:die Vortragende würde sich verstecken. Gleichzeitig empfiehlt Rothardt generell, sich an die Umgebung anzupassen. Ist etwa ein Setting zum Sitzen aufgebaut und befinden sich mehrere Gesprächspersonen auf der Bühne, muss das entsprechend beachtet werden.
Tipp 3: Bäume und Tiger gezielt einsetzen
Dabei kommt auch der dritte Tipp zum Tragen. „Der Rednertyp Baum verwurzelt sich gern und wirkt daher irgendwann langweilig. Die Tiger rennen dagegen ohnehin herum“, fasst die Rhetorikberaterin zusammen. Keins der Extreme ist sinnvoll. Zwar mag der Typ Tiger dynamischer wirken, aber gleichzeitig bekommen seine Aussagen weniger Gewicht.
Ein Test: Einfach mal selbst durch einen Raum rennen und dabei probieren, überzeugende Argumente und klare Positionen vorzutragen. Das wird nicht funktionieren, die Bewegung schadet der Stärke der Aussage. Sinnvoll ist daher ein Mix aus beiden Rednertypen. Wer das Publikum gerade binden will, möglicherweise ein Thema einführt, darf sich gern etwas bewegen; wer ein Statement macht, sollte dabei auch eine klare und stabile Körperhaltung einnehmen. „Alles, was wir tun, muss ein Ziel haben“, gibt Rothhardt dazu als Leitsatz mit.
Weitere Tipps zum Thema Rheotrik – etwa, wie die Skizzen als Notizen mit Wissensinseln bestückt werden – gibt Rothhardt in dieser Folge von t3n Interview: