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Interview

Ritter-Sport-CEO Andreas Ronken: „Wir fühlen uns wie ein Startup mit 100 Jahren Erfahrung“

Mit dem Video- und Podcast-Format Changerider wollen Etventure-Gründer Philipp Depiereux und t3n den Menschen die Angst vor der Digitalisierung und dem Wandel nehmen. In der aktuellen Folge fährt Andreas Ronken mit, CEO des Schokoladenherstellers Ritter Sport.

Von Christian van Alphen
5 Min.
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(Screenshot: Changerider/t3n)

Fiebermessung, Schnelltests, die nach 15 Minuten ein Ergebnis ausgeben, Luftreiniger oder CO2-Melder in Meeting-Räumen – so begegnet Ritter Sport der aktuellen Corona-Pandemie. „Wir nutzen sehr viel Technik“, sagt Ronken im Changerider-Interview, „bisher ist alles noch sehr gut, aber wir sitzen hier in Baden-Württemberg auch in einem relativen Hotspot.“ Aber letztendlich ginge es doch auch darum, dass jeder Einzelne vernünftig handelt, appelliert Ronken.

„Gewinnen kann bei einer solchen Pandemie wirklich keiner“

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Mit Blick auf die Unternehmenszahlen sagt Ronken: „Ich würde nicht sagen, wir sind ein Gewinner der Coronakrise. Gewinnen kann bei einer solchen Pandemie wirklich keiner. Aber im Lebensmittelhandel geht Schokolade ganz gut.“ Dort konnte das Unternehmen seinen Abverkauf um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Auch wenn man ihn nicht genau bestimmen kann, da ist auch ein Corona-Effekt mit drin, ist sich Ronken sicher. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch die negativen Effekte: Coronabedingt sei das Geschäft etwa an Flughäfen komplett eingebrochen. „Wir nennen den Bereich ‚Travel Retail‘. Der ist im Prinzip nahe Null. Aber wir wollen uns nicht beklagen.“ Andere Industrien habe es definitiv härter getroffen.

Ronken bezeichnet Ritter Sport als mitten auf der Digitalisierungs-Journey. „Wir probieren in der ‚Business Unit‘ in China digitale Geschäftsmodelle aus, die darüber hinausgehen, ein Onlineshop zu sein. Es macht auch keinen Sinn, eine klassische 100-Gramm-Schokolade online zu verkaufen.“ Weil der asiatische Markt in Sachen Digitalisierung schon weiter ist, lernt das Unternehmen in Sachen digitaler Geschäftsmodelle vor allem in China, um dann erfolgreiche Themen nach Europa zu transferieren. „Die Purmacherei“ ist eine Gründung in Deutschland, ein internes Startup, das Snacks aus natürlichen Zutaten entwickelt und verkauft. Damit wolle man das Unternehmertum bei Ritter Sport fördern und die Mitarbeiter ermutigen, Entscheidungen zu treffen sowie die einfachen und kurzen Wege jenseits der „Konzerneritis“ zu suchen. „Da haben wir jetzt eine kleine Keimzelle“, so Ronken. Und nun gehe es um die Frage, wie mehr Mitarbeiter davon profitieren können und um den Transfer der Erfahrungen in das Unternehmen. „Das ist eines unser Zukunftsthemen.“

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„Generell fühlen wir uns wie ein Startup mit 100 Jahren Erfahrung“, sagt Ronken, berichtet im Changerider-Interview aber auch von einer Startup-Scheitergeschichte. „Wir haben uns mal an Chokri beteiligt. Da kann man aus 70 bis 80 Zutaten seine individuelle Schokolade kreieren – ein bisschen wie Mymüsli für Schokolade. Wir haben dort viel über den Markt und über Onlineshopping gelernt, aber im Endeffekt war es für uns nicht erfolgreich.“ Zum einen sei es ein Kulturproblem zwischen Startup und mittelständischen Unternehmen gewesen, aber für Ronken war auch das Geschäftsmodell letztlich nicht ganz überzeugend und habe nicht so funktioniert. „Was ich für mich gelernt habe, ist: Wenn man alles zu 100 Prozent selber machen kann, ist das gar nicht so begehrlich. Aber ich bin froh, dass es sie noch gibt. Es ist zwar für uns gescheitert, aber es gibt sie noch und es gibt Arbeitsplätze.“

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„Wir sind aus unserer Kernkompetenz herausgegangen und haben gesagt, wir werden Kakaofarmer“

Ein zentrales Thema im Changerider ist immer auch Mut. In seinem neuen Buch fordert Changerider-Initiator und Moderator Philipp Depiereux entsprechend: „Werdet Weltmutführer“. In diesem zeigt er anhand vieler konkreter Unternehmensbeispiele, wie man mit Mut und neuem Mindset die digitale Transformation ganz pragmatisch gestaltet. Ronkens persönliche Erfahrung ist, „es geht auch darum, Haltung zu zeigen, wahrhaftig und authentisch zu sein. Das kann dann auch schon mal Mut erfordern. Was ich von Firmen verlange, ist, dass sie ‚walk the talk‘ machen, dass sie eine Haltung haben zu den Themen, für die sie stehen.“

Mutig für Ritter Sport sei auch das Betreiben einer eigenen Kakao-Plantage. „Das würde kein aktienorientiertes Unternehmen machen. Die Risiken sind sehr groß und wir haben auch tatsächlich viel Lehrgeld gezahlt. Wir sind aus unserer Kernkompetenz herausgegangen und haben gesagt, wir werden Kakaofarmer.“ Solche Dinge tun zu können, bei denen der Return-on-Invest nicht sofort klar kalkulierbar ist, darin sieht Ronken auch einen der großen Vorteile eines Mittelständlers. Das Ziel sei es, mit dem Ertrag der Plantage rund 30 Prozent des Kakaobedarfs abdecken zu können. „Wir haben 2012 das Land gekauft und wir brauchen auch noch drei bis vier Jahre bis es zur Vollernte kommt, aber wir beziehen jetzt schon 400 bis 500 Tonnen Kakao im Jahr und das wird jedes Jahr mehr. Wir sind überzeugt, es ist absolut richtig, das zu tun, und wir wollen beweisen, dass es möglich ist.“

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„Nachhaltigkeit wirkt dann, wenn es auch wirklich vor Ort ankommt“

Das hat ebenfalls viel mit Haltung, Nachhaltigkeit und Verantwortung zu tun. „Unser innerer Antrieb ist, richtig gute Schokolade zu machen – in allen Aspekten, nicht nur geschmacklich, sondern dass es vor allem auch den Menschen im Ursprungsland des Kakaos gut geht. Nachhaltigkeit wirkt dann, wenn es auch wirklich dort vor Ort ankommt. Das geht weiter über Zertifikate hinaus.“ In diesem Kontext sieht Ronken die Reisebeschränkungen durch Corona tatsächlich als essentiellen Nachteil: „Wir haben Partnerschaften mit Kakao-Kooperativen in Nicaragua, Ghana oder Peru. Hier ist es wichtig, dass man reist, dass man miteinander redet und dass man die Projekte gemeinsam verarbeitet. Das ist in diesen Ländern ausschließlich virtuell schon ein bisschen schwieriger.“

In die Zukunft blickt Ronken optimisitisch: „Es sind extrem spannende Zeiten: Wir haben Pandemie, wir hatten die US-Wahl, wir haben viele Krisenherde – wenn man international Geschäfte macht, ist man da immer irgendwie mit drin.“ Und die Fragen liegen auf der Hand: Wtwa wird es wieder mehr Reisen geben, innerhalb von Europa und weltweit? Werden die Menschen lieber im heimischen Umfeld bleiben oder wird es auch wieder eine Welt, in der wir uns alle umarmen und auf riesige Festivals gehen? „Damit beschäftigen wir uns, denn wir sind mit unserem Produkt mitten in der Gesellschaft. Ich bin aber für die Zukunft sehr positiv. Wir haben die Zeit genutzt, um die Innovationspipeline voll zu machen, und wir wollen die Menschen kommunikativ mehr mitnehmen.“

Diese und alle weiteren Folgen, sind als Video und ausführliche Gespräche im Podcast bei Apple Podcast, Soundcloud und Spotify verfügbar oder nachzulesen im Changerider-Buch: „Changerider: Pioniergeister statt Bedenkenträger: Wie mutige Macher aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unsere Zukunft gestalten“ – überall, wo es Bücher gibt und auf changerider.com.

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