Künstlerische Intelligenz: Robotergeneriertes Bild erreicht Rekordpreis bei Sothebys-Versteigerung

Roboterkunst könnte bald vom Kuriosum zum ernstzunehmenden Einfluss auf dem Kunstmarkt werden. (Bild: Stock-Asso/Shutterstock)
Wie kreativ kann ein Roboter sein? Und wie viel Wert hat Kunst, die durch eine Maschine erstellt wurde? Nimmt man als Indikator die Preise, die am Kunstmarkt gezahlt werden, dann kann man ab jetzt sagen, dass die „künstliche Kunst“ mittlerweile durchaus mit menschlichen Meisterwerken mithalten kann.
Wie der Spiegel berichtet, ist beim Londoner Auktionshaus Sothebys mit dem Bild „AI-God“ (KI-Gott) jetzt erstmals ein robotergeneriertes Gemälde verkauft worden – für eine Summe, die den anfangs geschätzten Wert um ein vielfaches übertroffen hat.
„AI-God“: KI-Kunst bringt bei Sothebys 1,2 Millionen Euro
Laut der ursprünglichen Schätzung bei Sothebys sollte das von der Roboterkünstlerin Ai-Da gemalte Bild eine Summe von 120.000 bis 180.000 Euro einbringen. Gezahlt wurden am Ende allerdings stolze 1,2 Millionen Euro.
„AI-God“ ist ein 2,2 Meter großes Gemälde, das auf abstrahierte Weise den Mathematiker Alan Turing zeigt, einen Gründervater der modernen Computertechnologie.
Auch wenn das Bild von den bionischen Roboterhänden Ai-Das in Sachen Technik und Komposition durchaus ansprechend gestaltet wurde, dürfte es eher das Zusammenspiel aus den Umständen des Schaffensaktes und der inhaltlichen Ebene sein, die an „AI-God“ fasziniert.
Roboter malt seinen menschlichen „Gott“, um eigene Göttlichkeit zu zeigen
Ai-Da, die über eine Sprachausgabe selbst in der Lage ist, das eigene Werk zu kommentieren, meint dazu, das Bild lade ein, „über die gottähnliche Natur von KI und Computern nachzudenken und gleichzeitig die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Fortschritte zu bedenken“.
Besonders spannend ist aber vor allem die Doppeldeutigkeit bei der Wahl von Motiv und Titel, die der KI vielleicht sogar entgangen ist: Denn mit Turing hat die Maschine ja in erster Linie ihren eigenen Schöpfer, also im weitesten Sinne ihren „Gott“ abgebildet.
Das Malen religiöser und göttlicher Motive ist gleichzeitig ja etwas, das auch die menschliche Kunst in ihren Anfangsstadien lange Zeit ausgemacht hat. Man kann KI-Kunst als Kuriosum abtun, tatsächlich liefert das Bild aber eine sehr vielschichtige Deutungsebene, die sie durchaus spannend macht.
KI-Kunst hält zunehmend am Kunstmarkt Einzug
Ai-Da wurde 2019 an der Universität Oxford geschaffen und zählt zu den am besten entwickelten Robotern der Welt. Der Roboter wird als menschliche Frau mit Pagenkopf in Szene gesetzt, hat Kameras in den Augen und wird von einer künstlichen Intelligenz gesteuert. Betrieben wird das Projekt vom Galeristen Aidan Meller.
Sothebys erklärte zum Überraschungserfolg der KI-Kunst: „Der heutige Rekordpreis für das erste Kunstwerk einer humanoiden Roboterkünstlerin“ bei einer Auktion spiegele „die wachsende Schnittmenge zwischen KI-Technologie und dem globalen Kunstmarkt wider“.
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