Rumänische Regierung heuert KI-Berater an: „Meinungen der Gesellschaft erfassen“

Der rumänische Ministerpräsident und General a.D. Nicolae Ciucă hat einen neuen „ehrenamtlichen Berater“ vorgestellt: Der Bot Ion soll ihm dabei helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. (Foto: Shutterstock / LCV)
Wer bei künstlicher Intelligenz nur an Tech-Unternehmen aus den USA denkt, hat eine wichtige europäische Entwicklung verpasst: Rumänien, hier vor allem Cluj-Napoca als inoffizielle Hauptstadt der rumänischen Provinz Siebenbürgen/Transsilvanien, wird als osteuropäisches Silicon Valley gehandelt – unter anderem wegen seiner vergleichsweise blühenden Startup-Szene. Und wegen Entwicklungen wie dem Bot Ion, der dem rumänischen Ministerpräsidenten künftig zur Seite stehen soll.
Erster Regierungsberater, der KI einsetzt
Als „neuer ehrenamtlicher Berater“ soll Ion in Echtzeit Informationen darüber offenbaren, was die rumänische Bevölkerung denkt. Der Einsatz künstlicher Intelligenz sei „keine Option, sondern eine Verpflichtung, um bessere Entscheidungen zu treffen“, sagte Ciucă bei der Vorstellung des Bots, der als spiegelähnliche Struktur mit einer piepsenden Schnittstelle präsentiert wurde.
Entsprechend gestaltete sich auch die Demonstration von Ion: „Hallo, du hast mir das Leben geschenkt und meine Aufgabe ist es nun, dich zu repräsentieren, wie ein Spiegel“, sagte Ions Stimme einem Bericht des britischen The Guardian zufolge bei der Einführungsveranstaltung.
Der als Weltneuheit angekündigte Bot wird „Technologie und künstliche Intelligenz nutzen, um Meinungen in der Gesellschaft zu erfassen“, indem er „öffentlich zugängliche Daten aus sozialen Netzwerken“ verwendet, wird ein Regierungsdokument zitiert, das das Projekt beschreibt.
Auf einer begleitenden Website sollen sich die Rumän:innen laut eines Berichts des Portals Romanian Insider per Chatbox „Gehör verschaffen“ und über Ion direkt am Entscheidungsprozess teilnehmen können. Viele Interaktionsmöglichkeiten sind auf der Website, die kurz nach der Präsentation kurzzeitig abstürzte, jedoch noch nicht zu erkennen.
Das Projekt wurde mit der Unterstützung eines Teams entwickelt, das sich aus Unternehmen aus den Bereichen Technologie und künstliche Intelligenz sowie rumänischen Forscher:innen zusammensetzt. Die Verwaltung obliegt dem rumänischen Ministerium für Forschung, Innovation und Digitalisierung.
Die Vorstellung Ions erfolgt in einer politisch brisanten Zeit: Unmittelbar zuvor hatten Rumänien und die Republik Moldau verkündet, ihre Wirtschaftsbeziehungen nach Russlands Einmarsch in der Ukraine zu stärken. Die Regierung in Bukarest bekräftigte in diesem Rahmen ihre Unterstützung für einen moldawischen EU-Beitritt.