Eine neue Studie der Universität Bratislava müsste eigentlich als Weckruf verstanden werden. Denn sie zeigt, dass die Lichtverschmutzung des irdischen Nachthimmels schon jetzt Größenordnungen erreicht hat, die Auswirkungen auf die Gesundheit aller Lebewesen haben können.
Es ist nicht neu, dass die zunehmende Bevölkerung auf der Erde mit ihren entsprechenden Infrastrukturen, die auch nachts betrieben werden, den Nachthimmel immer heller werden lässt. Schon im Jahr 2016 hatten Forscher der US-National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) eine Studie veröffentlicht, die zeigen konnte, dass 83 Prozent der Weltbevölkerung und sogar 99 Prozent aller Menschen in den USA und Europa unter einem zu hellen Nachthimmel leben.
Dabei wurden mit Singapur, Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten Orte identifiziert, die auch nachts so hell waren, dass die dort lebenden Menschen nach Aussage der Forscher „gar nicht mehr auf Nachtsicht umschalten.“ Nur im Dschungel und in den Wüsten sei noch mit einer einigermaßen dunklen Nacht zu rechnen.
Orbitales Streulicht: Wenn der Satellit zur Lampe wird
Die slowakische Studie hat nun neben dem künstlichen Licht, das seinen Ursprung auf der Erde hat, eine weitere Dimension des Problems in den Blick genommen – nämlich das sogenannte orbitale Streulicht. Dabei handelt es sich um Sonnenlicht, das aus dem Orbit auf die Erde reflektiert wird.
Wie Miroslav Kocifaj von der Universität Bratislava erklärt, werden Satelliten auch auf der Nachtseite der Erde aufgrund ihrer Höhe vom Sonnenlicht angestrahlt. Dieses Licht leiten sie dann wie ein Spiegel auf die Erde zurück. Das allein sei schon problematisch. Noch problematischer sei indes das Streulicht, das ebenfalls Ergebnis der Sonnenlichtreflexion ist. Das führe nämlich dazu, dass Satelliten optisch zu einer Lichtquelle werden. Das können wir uns vorstellen wie eine Lampe, die im Orbit angeknipst würde.
In ihrer Studie untersuchen die Forscher, inwieweit dieser Vorgang bereits ein Problem darstellt – und kommen zu einer erschreckenden Erkenntnis. Allein die rund 3.400 bereits im Umlauf befindlichen Satelliten und Zehntausende Stücke Weltraumschrott hellen die Nacht im Schnitt um rund 16 bis 20 Mikrocandela pro Quadratmeter auf.
Schon jetzt machen Satelliten die Nacht um 10 Prozent heller
Das sei nicht etwa zu vernachlässigen, sondern entspreche rund zehn Prozent der natürlichen Helligkeit der Nacht und liege damit über der kritischen Schwelle, die die International Astronomical Union (IAU) 1979 als akzeptable Obergrenze für die Lichtverschmutzung an astronomischen Standorten eingestuft hatte.
Dabei weisen die Forscher darauf hin, dass dieser Wert die untere Grenze der Realität abbilde, weil sie in ihrer Studie mangels vollständiger Kennzeichnung nicht alle im Umlauf befindlichen orbitalen Flugobjekte berücksichtigen konnten. Wahrscheinlich ist der Effekt auf den Nachthimmel also bereits jetzt größer als in der Studie ermittelt.
Starlink: Wird jetzt die Nacht zum Tag?
Besonders kritisch ist, dass der überhöhte Wert der Gegenwart nur einen Bruchteil dessen darstellt, was in den nächsten Jahren zu erwarten sein wird. Allein die Starlink-Flotte von SpaceX, dem von Elon Musk geführten Weltraumunternehmen, ist auf bis zu 42.000 Satelliten – also mehr als das Zehnfache der bereits jetzt problematischen Anzahl – ausgelegt. Zwar ist Starlink das ambitionierteste, aber nicht das einzige derartige Projekt. Es ist also mit einer sehr deutlichen Zunahme der Satellitenaktivität im Orbit zu rechnen.
Die Forscher der Universität Bratislava sehen die Entwicklung allerdings nicht perspektivlos auf die Menschheit zurauschen. Vielmehr fordern sie die Satellitenbetreiber auf, nach technischen Wegen zu suchen, ihre Satelliten nicht zur Lampe werden zu lassen.
Starlink hatte wegen Protesten aus Astronomenkreisen bereits 2020 begonnen, einen Teil seiner Himmelskörper mit einer nicht reflektierenden Beschichtung zu versehen. In Anbetracht der Bedeutung der Nacht für den Biorhythmus aller irdischen Lebewesen könnten Regulierungsbehörden das Thema aufgreifen und entsprechende Maßnahmen zur Voraussetzung für die Inbetriebnahme machen. Bislang ist das nicht der Fall.
Und das ist erst der Anfang. Weitere Netzbetreiber bauen ebenfalls derartige Satellitennetze auf.
Muss alles was machbar ist ohne Rücksicht auch umgesetzt werden?
Ich habe mich bereits gewundert, warum es niemals dunkel wird und der Himmel auch um Mitternacht 1/10 so hell ist wie am Tag. Jetzt wissen wir es. Die Satelliten sind schuld daran….