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Interview

Was wir in der Schule leider nicht gelernt haben: 10 Menschen erzählen

Lesen, rechnen, schreiben – darauf kann und will wohl niemand verzichten. Was sie in der Schule leider nicht gelernt haben, erzählen zehn t3n-Leser.

8 Min.
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Was wir in der Schule leider nicht gelernt haben. (Foto: Shutterstock-A3pfamily)

Die Schulzeit war für die meisten Menschen wohl eine schöne Zeit. Man hat nicht nur viel Spaß mit Mitschülern gehabt, sondern auch immer wieder Dinge fürs Leben gelernt. Naja, zumindest fast immer. Wer zurückblickt, denkt sich oft: „Das und das hab ich nie wieder gebraucht!“. Oder aber: „Das hätte mir sehr geholfen, leider wurde es nicht unterrichtet!“. Wir haben in unserer t3n-Community herumgefragt, was sie in der Schule nicht gelernt haben, im Job aber gebraucht hätten. Unsere Leser haben uns spannende Antworten geliefert, von denen wir euch zehn ausführlicher vorstellen wollen.

10 Dinge, die wir in der Schule leider nicht gelernt haben – aber im Job gebraucht hätten

Fehlerkultur, Programmieren, Problemlösungskompetenz: Dinge, die wir in der Schule leider nicht gelernt haben. (Foto: Shutterstock-Panitanphoto)

Fehlerkultur

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Von Rachel Nashiba Zühlke

In der Schule werden wir dazu erzogen, möglichst keine Fehler zu machen. Das Ziel sind immer 100 Prozent, ein paar Zusatzpunkte schaden aber nicht. In der Welt der Erwachsenen sehen wir dann natürlich schnell, dass jeder Fehler macht. Wir haben aber den richtigen Umgang damit nie gelernt. Wir versuchen, Fehler zu vertuschen, anstatt aus ihnen zu lernen. Viele machen jeden Fehler mit sich selbst aus oder machen sich Vorwürfe. Dabei sind Fehler menschlich und wir können alle gemeinsam daraus lernen. Viele Unternehmen arbeiten aktuell an einer Fehlerkultur, um den Mitarbeitern einen gesunden Umgang damit beizubringen. Gründer feiern ihre größten Patzer in neuen Formaten wie den „Fuckup-Nights“. Wenn wir jedoch eine gute Fehlerkultur auch gesellschaftlicher etablieren wollen, müssen wir damit schon in der Schule anfangen. Nicht etwa in einer extra Unterrichtsstunde, sondern in jeder Stunde.

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Teamwork

Von Gregor Ilg

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Vernetzte Organisationen. Cross-funktionale Teams. Digitale Kollaboration. Wenn man sich die neue Arbeitswelt anschaut, dann geht es sehr oft um Teamwork. Kaum ein Beruf, der nicht in absehbarer Zukunft von Robotern übernommen werden könnte, kommt ohne die Interaktion mit Menschen aus. Und wie wurden wir im Unterricht früher darauf vorbereitet? Fast gar nicht. Ja, es gab die obligatorische Gruppenarbeit. Aber für das eigene Zeugnis war die Leistung meiner Mitschüler völlig egal.  Wie hätte der Schulalltag ausgesehen, hätte die beste Note maximal drei Punkte besser sein dürfen als die schlechteste? Wir wären ziemlich kreativ geworden, um sicherzustellen, dass niemand zurückbleibt. Wir hätten gelernt, dass Wettbewerb und Kooperation sich nicht ausschließen. Und vielleicht wäre auch Mobbing kein Problem gewesen. Schließlich wäre man selbst mit untergegangen, hätte man die anderen unterdrückt. Die Arbeitswelt wäre ein gutes Stück empathischer, wenn Teamwork in unserer Schulzeit eine wichtigere Rolle gespielt hätte.

Präsentieren

Von Sebastian Cario

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Wir erinnern uns gut an die wenigen, aber umso qualvolleren Stunden, in denen wir Referate hielten und hörten. Ob gerast oder gestottert, abgelesen oder im Moment erdacht. Abgesehen von ein paar Naturtalenten war es unmöglich, inhaltlich zu folgen, zu verstehen und das Gesagte zu verarbeiten. Ein Gespür für die richtige Komprimierung der Inhalte, die perfekte Stimme und Körperhaltung sowie idealerweise die Schaffung einer Dramaturgie wurde uns leider nie beigebracht. Dabei wäre es ein Leichtes, damit schon frühzeitig zu beginnen. Bereits in der Unterstufe bieten sich Projekttage und Gruppenarbeit an, um den Umgang damit zu trainieren. In der realen Arbeitswelt sind wir täglich zum Präsentieren gezwungen. Ob gegenüber Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden. Kommunikation auf allen Ebenen ist elementar, um komplexe Zusammenhänge einfach und klar darzustellen. Es ist an der Zeit, dass Schulz von Thun und Paul Watzlawick sowohl theoretisch, aber insbesondere praktisch in jedes Klassenzimmer einziehen.

Programmieren

Von Michael Lanzensberger

In meiner Gymnasialzeit bis 2008 hatten wir zwar sehr viel Physik, Latein, Biologie und Chemie – also alle Grundlagen, die man fürs Leben oder zumindest für „Wer wird Millionär“ benötigt. Niemand hat uns jedoch erklärt, was der Unterschied zwischen Software und Hardware ist, wieso 1110110 nur wenig mit Programmieren zu tun hat und warum ein Architekt nicht zwangsläufig nur Linien auf Papier zieht. Das Fach IT war ein Witz. Klar, man hat uns in der Schule auch nicht beigebracht, wie man einen Verbrennungsmotor baut, aber es wurde zumindest erklärt, dass eine Verbrennung viel Sauerstoff benötigt. Wir haben Magnesium in Salzsäure gelegt, aber nie einen einfachen Countdown in Java oder Pascal programmiert. Jetzt sind wir technisch fast soweit, dass die KI ihren Code selbst schreibt und wir bringen unseren Kindern immer noch bei, wie die Tastatur bedient wird. Den Umgang mit SVerweis, Powerpoint, Prezi und wieso Strg+F nicht das Allzweckmittel ist – das lernt man dann doch eher im Selbststudium. Nichtsdestotrotz gehören grundlegende Programmierkenntnisse in die Ausbildung eines jeden Haupt-, Mittel- und Realschülers sowie Abiturienten.

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Steuererklärung

Von Markus Franz

Egal ob Unternehmen oder Privatperson – jeder muss Steuern zahlen. In Deutschland lernt man das vor allem als Selbstständiger jedoch auf die harte Tour! Schon der Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ist gefürchtet, auch die monatliche Umsatzsteuervoranmeldung ist ein Graus. Wer bei der Gründung seines Unternehmens nicht sofort einen Steuerberater hinzuzieht, lernt schnell das ganze Repertoire an Verspätungs- und Säumniszuschlägen der Finanzämter kennen. Auch nach dreizehn Jahren an einem bayerischen Gymnasium war ich nicht in der Lage, meine Einkommenssteuererklärung auszufüllen. Das örtliche Finanzamt war keine fünf Minuten Fußweg entfernt – und trotzdem hielt es niemand für nötig, die gedruckten Formulare mit den Schülern und Schülerinnen einmal durchzugehen. Dabei gäbe das Unterrichtsfach „Wirtschaft und Recht“ dafür den passenden Rahmen. Viel lieber als Latein hätte ich gelernt, wie eine Steuererklärung funktioniert.

Verhandlungsfähigkeit

Von Paula Hanke

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Viele Lehrinhalte aus der Schule und meinem Studium nutze ich heute kaum in meinem Alltag. Vieles, was wichtig wäre, hab ich sogar nie gelernt. Dabei denke ich weniger an konkrete Dinge wie Steuererklärung, Versicherungen oder Vorsorge. Die hätte ich zwar gebraucht, aber bestimmt inzwischen genauso verlernt wie Winkelfunktionsberechnung, Entstehungsphasen einer Endmoräne oder die Hauptstadt von Madagaskar. Was mir geholfen hätte, wäre mehr Methodentraining. Als erstes kommt mir da gute Verhandlungsfähigkeit in den Sinn. Damit meine ich nicht nur Verhandlung über das Gehalt. Verhandeln fängt für mich bei der Verteidigung der Abschlussarbeit an, geht über das Bewerbungsgespräch bis hin zur Wohnungssuche. Und findet natürlich auch immer in Gesprächen statt, in denen es um kontroverse Ansichten geht. Es ist für mich jedes Mal eine Herausforderung, sachlich zu bleiben, meine Position zu vertreten und gleichzeitig offen gegenüber der Gegenargumentation zu sein. Für mich wären die Stunden in der Schule nachhaltiger gewesen, wenn ich gelernt hätte, wie man verhandelt, anstatt Winkel, Moränen oder Hauptstädte zu pauken.

Wissensorganisation

Von Felicitas Blanck

Ich bin in den 80er und 90ern zur Schule gegangen, erst auf einer Realschule und später an einem Gymnasium. Große Teile meines Schulwissens habe ich stur auswendig gelernt. Aus heutiger Sicht sage ich: Es wäre mir 1. wichtig gewesen, zu lernen, wie man seine Recherche nach Wissen organisiert und 2. das erlangte Wissen so ordnet, dass es bei Bedarf wieder verfügbar ist. Wir haben entgegen dem Ratschlag eben doch für die Klausuren gelernt und hinterher den Wust an Notizen in einer Schublade versenkt. Hätten wir das Gelernte greifbar gehabt, es mit anderen Fächern vernetzen und es anwenden können, um neuen Fragestellungen auf den Grund zu gehen, hätten wir langfristig einen viel höheren Nutzen daraus gezogen. Dass Referate der Teil der Schulbildung sind, die wissenschaftlichem Arbeiten am nächsten kommen, hat uns damals niemand gesagt. Wir hätten viel mehr Referate nach viel strengeren Kriterien halten müssen! Bei uns wurden in Fächern wie Deutsch und Geschichte die älteren Epochen sehr eng abgedeckt, es gab immer wieder Wiederholungen. Es hätte für uns einen großen Vorteil bedeutet, wenn man den Stoff zugunsten von Einheiten über das Organisieren von Wissen ergänzt hätte.

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Problemlösungskompetenz

Von Jens Scharnetzki

In einer Welt, die immer komplexer wird, ist es immer schwieriger, nur mit bestehendem Wissen zu punkten. Daher ist es wichtig, zu lernen, an neue Herausforderungen, die jederzeit entstehen können, methodisch heranzugehen und so Lösungen herbeizuführen. Ich hätte mir damals gewünscht, in der Schule die geeigneten Methoden – wie beispielsweise Design-Thinking – vermittelt zu bekommen, um genau diese Fähigkeiten zu entwickeln. Also auch weniger Auswendiglernen, sondern eher den Mut vermittelt bekommen, Dinge zu hinterfragen und zu beobachten. Denn nur so können wir den Kontext verstehen, also „zwischen den Zeilen lesen“, und wirklich innovative Lösungen für die neuen Herausforderungen finden. Eselsbrücken wie damals „333, bei Issos Keilerei“ helfen dabei nicht wirklich. In der Schule sollte weniger das vorhandene Wissen bewertet werden, sondern die Problemlösungsfähigkeit gefördert werden.

Lernen

Von Cornelia Dlugos

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Lernen ist mehr, als sich Fakten und Daten in den Schädel zu hämmern und später in einer Klausur aufs Blatt zu kritzeln. Bestenfalls nützt uns das, was wir lernen, ein Leben lang. Voraussetzung ist jedoch, dass jeder für sich selbst weiß, wie er oder sie am besten lernt und wo die eigenen Prioritäten liegen. Und dass man die Kompetenzen hat, sein Lernen selbst zu organisieren. Gerade das kommt in der Schule oft zu kurz. Wir würden für das Leben lernen, sagten uns die Älteren immer wieder. Wie das geht, wenn irgendwann niemand mehr vor uns steht, der den Stoff an die Tafel schreibt und uns sagt, was wir bis zur nächsten Stunde draufhaben müssen, erklärt einem allerdings keiner. Wie wenig viele Menschen auf selbstorganisiertes Lernen vorbereitet sind, zeigt sich spätestens an der Uni. Stundenpläne zusammenstellen, Seminare vor- und nachbereiten: Dabei hilft einem oft keiner. Noch schwieriger wird es dann im Job, wo häufig vorausgesetzt wird, dass man sich fehlendes Wissen in Kompetenzen selbst aneignet oder zumindest eigene Baustellen erkennt und kommuniziert. Denn auch im Job ist Lernen mehr, als sich durch interne Wikis zu klicken oder in Fortbildungen zu sitzen. Es ist auch Kommunikation, Mentoring, Ausprobieren und schließlich Wachsen.

Wirtschaftswissen

Von Anne von Dülmen

Bruttosozialprodukt, Inflation und große Wirtschaftskrisen, die der Nährboden waren für Kriege: Darüber haben wir zu meiner Schulzeit in Politik und Geschichte gesprochen, allerdings abstrakt und auf der Metaebene. Wie Wirtschaft im echten Leben funktioniert, das wurde uns kaum beigebracht. Nach dem Abitur wusste ich zum Beispiel nicht, warum auf jedes Kaugummi Umsatzsteuer aufgeschlagen wird oder wie eine Bilanz aussieht. Ebenso wenig war mir klar, dass Frauen oft weniger verdienen als Männer und ich hatte keine Ahnung, wie Altersvorsorge oder Geldanlage geht. Das Periodensystem der chemischen Elemente habe ich persönlich nie wieder gebraucht, aber in jedem Supermarkt bin ich mit unserem Wirtschaftssystem konfrontiert. Wie Preise entstehen oder warum Zinsen hoch oder niedrig sind, das hat Auswirkungen auf den Alltag aller Menschen. Ob im Job oder Privatleben – überall ist auch von jedem Einzelnen immer wieder wirtschaftliches Denken gefordert. Dazu braucht man kein Expertenwissen, das kann jeder mit ein paar wirtschaftlichen Grundkenntnissen lernen. Über Geld sollte man also sprechen und am besten schon in der Schule. Denn praktisches Wirtschaftswissen hilft, die Welt ein bisschen besser zu verstehen und das eigene Leben gestalten zu können.

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9 Sätze, die gute Führungskräfte nie sagen würden
Zusammenhalt im Team wird gestärkt, wenn man sich unterstützt. Kollegen im Stich zu lassen, ist dagegen pures Gift.

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Übrigens, rückblickend lässt sich leicht sagen: „Ach, hätte ich doch bloß!“. Wir haben elf Berufstätige gefragt, was sie am Anfang ihrer Karriere aus heutiger Sicht anders gemacht hätten. Lies auch: Karriere-Tipps an das frühere Ich

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Kommentare (14)

Community-Richtlinien

Markus

Etwas Selbstkritik .. es liegt viele im Bildungswesen im Dunkeln das ist meine Meinung und ich würde sie in Artikel so mittragen .. aber wer bildet sich heute fachlich und methodisch selbst weiter? Die Schule ist nur ein Bereich im frühen Leben, wo man was lernt .. es ist ein Fingerzeig um die eigene Verantwortung von sich zu weisen. Ich habe mit 14 ein fiktives und mit 18 ein reales Gewerbe gegründet um es besser verstehen zu können .. nicht um reich zu werden. Von diesem Wissen profitiert man sein Leben lang. In meinem Umfeld kenne ich nur wenige, die Zeit und Geld von sich aus in die eigene Bildung investieren.

Paul

Wie wahr! Auf meiner Abschlussfeier haben meine Mitschüler angestoßen mit den Worten „endlich nicht mehr lernen!“. Und genau dass sehe ich bei meinen Kollegen jeden Tag und besonders wenn eine Schulung vorgeschrieben wird. Nicht einmal Fachzeitschrift oder Fachnachrichten werden gelesen. Arbeit nach Dienstplan. Vielleicht sollte man versuchen in Schulen die Neugierde zu wecken. Hat bei mir geklappt und ich nutze jeden Tag zum lernen. Habe auch schon ein Startup gegründet und gescheitert. Die Erfahrung ist viel mehr wert als das verbrannte Geld! Leider habe ich erst gelern wie ich persönlich am besten lernen kann mit Anfang 20, davor war lernen eine reine Qual.

Markus

Was das verbrannte Geld angeht .. ich habe es später mal in Relation zu den wirklich guten Weiterbildungen gesetzt. Unterm Strich war es nicht teurer .. nur mir viel mehr Wert. Wenn man noch mit einbezieht, dass ich heute beruflich ohne diese persönliche Weiterbildung gant wo anders stehen würde .. gut dann hat es sich auf jeden Fall gelohnt, wenn auch erst auf den dritten Blick.

Ralf

Ich würde noch Experimentieren dazu nehmen. Neugierig sein und etwas ausprobieren.

Adrian Burkhart

Ich kann absolut verstehen, dass man sich manchmal wünscht, jemand hätte einem erklärt, wie man eine Steuererklärung anfertigt. Aber ich glaube nicht, dass es praktikabel wäre, dies im Unterricht zu tun.

Zum Einen haben Steuererklärungen in der Schulzeit noch absolut keine Relevanz für die SuS und werden es für einige Zeit wahrscheinlich auch noch nicht haben. Das macht es wahnsinnig schwer, die Lernenden für dieses sehr trockene Thema zu motivieren. Und wieviel wird vom Stoff noch präsent sein, wenn dann Jahre später tatsächlich eine Steuererklärung gemacht werden muss?

Zum Anderen sind Steuerklärungen wahnsinnig komplex und werden nur dadurch machbar, dass sich jede*r nur die für ihn/sie relevanten Zeilen raussucht. Aber welche Zeilen bzw. Formulare würde man dann im Unterricht behandeln? Es macht deshalb meiner Meinung nach mehr Sinn, wenn sich da jede*r individuell einliest.

Dem Großteil der anderen Punkte stimme ich zu. Allerdings muss man fairerweise erwähnen, dass vieles davon bereits Teil der Curricula und Richtlinien ist und eigentlich unterrichtet werden soll. Insbesondere Kompetenzorientierung statt Wissensvermittlung soll eigentlich schon lange der Standard sein. In der Praxis wird das nur nicht von allen Lehrern umgesetzt.

Silke

Sehr interessanter Artikel, das sehe ich auch so. Ich frage mich nur, wer diese umfangreichen und praxisnahen Inhalte unterrichten könnte? Lehrer werden dahingehend leider nicht ausgebildet.

Albert

(Erwachsene) Menschen zu fragen, was in der Schule gelehrt werden sollte, wird unser Bildungssystem (in dem es sicher vieles zu verbessern und zu modernisieren gibt) kein Stück weiter bringen. Denn a) Schule soll Basiswissen vermitteln – ab Kl. 10 dann auf das Studium vorbereiten, also spezifischeres Wissen vermitteln. Beides ist eine Art kleinster gemeinsamer Nenner, mit denen Schüler auf etwas vorbereitet werden. Dennoch ist Schule keine spezifische Berufsvorbereitung, sondern eine Vorbereitung auf die Berufsvorbereitung!

Und b) werden die Antworten auf „Was brauche ich wirklich?“ lediglich eine Momentaufnahme zu dem Zeitpunkt sein und immer den Zeitgeist widerspiegeln. Hätten wir diese Frage 1950 gestellt, wäre vielleicht so etwas wie Hausarbeit für Mädchen und Holzarbeit für Jungen herausgekommen. Dinge, die uns heute subjektiv wichtig erscheinen, sind für andere Zeitgenossen, spätestens aber für die nächste und übernächste Generation völlig irrelevant.

Fast alle der im Artikel genannten „Fertigkeiten“ mögen für einige (vielleicht sogar viele) wichtig sein, aber längst nicht für alle. Stellen wir uns vor wir würden lernen, wie eine Umsatz-Steuererklärung zu machen ist, höre ich schon spätere Angestellte sagen „Wir haben Steuererklärungen für Unternehmer gelernt. Was für ein Quatsch – das hab ich nie gebraucht“. Oder Präsentieren – hätte ich persönlich auch gut gefunden, aber z.B. für Handwerker völlig irrelevant. Und Programmieren. Wozu? Erstrecht, wenn die KI das bald können?! Gerade das zeigt den „Zeitgeisteffekt“.

Fehlerkultur? – Die Schule von heute ist doch relativ fehlertolerant. Man darf eine Menge falsch machen und wird dennoch in die nächste Klassenstufe versetzt. Erst bei sehr vielen, gravierenden Fehlern (oder Unwissen), wird das nicht mehr toleriert. Das ist im Arbeitsleben ähnlich bzw. vielfach sogar deutlich strenger gehandhabt: Welcher Arbeitnehmer kann sich auf Dauer schon leisten, nur 60% abzuliefern? Fehlerkultur ist eher eine Sache des Elternhauses. DORT werden tatsächlich Fehler wenig/er toleriert und die Kinder „auf 1 getrimmt“.

Gregor Ilg

Wie bereits oben erwähnt, war die Frage nicht, was gelehrt werden soll, sondern was die Befragten vermisst haben. Natürlich dient dies als Diskussionsgrundlage, um zu hinterfragen, wie man das Bildungssystem anders gestalten könnte. Und ich finde, es sind ein paar sehr interessante Ansätze dabei.

Albert

OK. Aber impliziert das nicht (wenn auch vielleicht indirekt), dass jemand wissen wollte, was man konkret besser machen könnte? Ansonsten hätte der Artikel keinen Nutzen. Die Antworten lesen sich jedenfalls so, aber das mag subjektiv sein.

Adrian Burkhart

Ich stimme dir da größtenteils zu. Lediglich beim Programmieren lernen bin ich der Meinung, dass das eine großartige Möglichkeit ist, um analytisches Denken und Logik zu schulen. Es MUSS nicht unbedingt unterrichtet werden, aber zumindest die Option finde ich nicht verkehrt.

Stefan Pfeifer

Der Artikel geht fundamental am Schulalltag vorbei, fast jeder Punkt wird in der Schule gelernt und ist Teil des Lehrplans.

Fehlerkultur: Die Schule ist dafür da um Fehler zu machen. Fehlerkultur bedeute nicht, nicht auf einen Fehler hingewiesen zu werden. Macht man einen Fehler so wird man darauf hingewiesen und kann es besser machen.

Teamwork: Nur weil es Gruppenarbeit und nicht Teamarbeit heißt kann man nicht darauf schließen, dass es keine Teamarbeit gibt. Gruppenleistungen werden und wurden immer bewertet.

Präsentieren: Hat jeder, muss jeder machen und die meisten hassen es. Der Business Trend, dass nur noch präsentiert wird und es keine Inhalte mehr gibt muss nicht in der Schule passieren.

Programmieren: Hat man über Logik auch mal gesagt. Wenn eine K.I. in den nächsten 5 Jahre nicht zumindest Programmieren kann, dann frage ich mich was das I in K.I. bedeutet.

Steuererklärung: Wer lesen kann ist klar im Vorteil, das lernt man in der Schule, will man das selber machen, dann braucht man nichts weiter als Foren und die Hilfe-Seite des Finanzamtes …

Verhandlungsfähig: Wie man aus einer Supplierstunde eine Freistunde macht, lernt man sehr sehr schnell.

Gregor Ilg

Anspruch des Artikels war es offensichtlich nicht in erster Linie, den aktuellen Schulalltag zu bewerten. Die Frage war, was die jeweiligen Beitragsschreiber (aus Transparenzgründen sei erwähnt, dass ich ebenfalls einer davon bin) in ihrer eigenen Schulzeit vermisst haben. In meinem Fall war es definitiv der Punkt „Zusammenarbeit“. Und wenn ich mir die heutige Gesellschaft anschaue, war ich vermutlich nicht der Einzige, der (zumindest in der Schulzeit) zu stark auf die individuelle Leistung fokussiert wurde. Silodenken, individuelle Boni, Ellenbogengesellschaft, ständiger Wettbewerb (wo Kooperation nachweislich erfolgversprechender wäre) sind nur einige der Auswirkungen unseres Bildungssystems.

Man kann froh sein, über alle, die in irgendeiner Weise Teamsport betrieben haben, da sie zumindest gelernt haben, unterschiedliche Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen und gemeinsam mit Erfolgen, Fehlern und Niederlagen umzugehen.

Unabhängig davon bin ich, zumindest was die Teamarbeit angeht, davon überzeugt, dass diese nach wie vor nicht ausreichend im Unterricht gefördert wird. Da ich selbst kein Lehrer bin, kann ich offensichtlich nicht aus eigenen direkten Erfahrungen sprechen. Aber ich habe eine schulpflichtige Tochter, zwei Lehrer in der Familie und weitere im engsten Freundeskreis. Und die Art von Zusammenarbeit, wie wir sie als Gesellschaft bräuchten, ist noch lange nicht im Unterricht verankert. Klar gibt es ab und zu die obligatorische Projektarbeit, die die Leistungsträger hassen (weil sie die „Faulen“ mitziehen müssen). Dass man aber als Team kooperiert, wie man diese Teams organisiert, wie die Schüler unterschiedliche Fähigkeiten erfolgreich einbringen können, wie man die Vorteile von Teamarbeit schätzen lernt und verhindert, dass sich einige auf der Leistung anderer ausruhen und wie das vor allem auch sinnvoll bewertet wird, ist m.E. noch lange nicht in einer wünschenswerten Form umgesetzt. In einigen „Freien Schulen“ vielleicht, teilweise sogar flächendeckend in Skandinavien. Und selbst das US-Amerikanische Bildungssystem (wo ebenfalls viele Punkte zu kritisieren gäbe) ist uns was das angeht voraus. Aber hier in Deutschland haben wir da m.E. noch einiges an Nachholbedarf.

Ralf

Danke für die Erwähnung, ich bin mir nicht sihcer, ob du bereits eine Fuckup Night besucht hast. Es geht nicht um das „Feiern“ der Fehler, sondern um das Aufzeigen von gemachten Fehlern, dem Umgang damit und der Erkenntnisse daraus, die mit dem Publikum geteilt werden. Zudem ist das Ganze zumindest in Berlin über die Startup Szene hinaus.
Du bist natürlich herzlich zur nächsten Fuckup Night Berlin eingeladen, gib mir gerne Bescheid.
Ralf Kemmer, Initiator der Fuckup Night Berlin

Timm

Der Artikel ist extrem treffend, kann die Kritik nicht ganz verstehen.
Bis auf die gewisse Eigenverantwortung, die man nicht auf Schule oder Lehrer abtreten sollte, sich fehlendes Wissen während und vor allem nach der aktiven Schulzeit anzueignen, sind die 10 Punkte nachvollziehbar.

Vor allem das Verhandlungsfähigkeit – allgemein Psychologie – als Schulfach nicht eingeführt wird, ist mir unbegreiflich. Jeder der dort seine Fähigkeiten nicht ausbaut, oder überhaupt mal Grundlagen erlernt, hat sein Leben lang Nachteile.

Genauso die Teamfähigkeit, die von immer mehr Personalern als annähernd gleichbedeutend zu den fachlichen Fähigkeiten bezeichnet wird, wird im Berufsalltag im Gegensatz zu Inhalten vieler Schulfächer täglich gebraucht.

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