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Porträt

Dieser Gründer will die größten Probleme der Menschheit lösen

Sebastian Stricker will mit seinem Social-Startup „Share“ gegen Lebensmittel-Giganten wie Nestlé antreten – und so nicht nur das Welthungerproblem lösen. Was für den Gründer spricht? Mit einer Spenden-App landete er schon einmal einen Hit.

Von Daniel Hüfner
5 Min.
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Share-Gründer Sebastian Stricker. (Foto: Share)

Eine Sache muss Sebastian Stricker direkt klarstellen: „Wir werden in den ersten Jahren des Aufbaus kaum Gewinne machen“, sagt der Unternehmer über sein frisch gegründetes Startup. Zu gering seien die Margen, zu groß die Konkurrenz. Überhaupt will Stricker mit Profitabsichten am liebsten gar nicht in Verbindung gebracht werden. Es geht ihm um etwas anderes: „Ich will notleidenden Menschen helfen“, sagt er mit viel Pathos in der Stimme. „Davon gibt es auf der Welt immer noch zu viele.“

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Recht geben dem 34-Jährigen zumindest die Statistiken: Laut den Vereinten Nationen haben weltweit 815 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Zwar ist die Zahl der Hungernden seit 1990 um 216 Millionen zurückgegangen, doch 2017 erstmals wieder angestiegen. Hinzu kommt: Während sauberes Wasser und Seife für die westliche Bevölkerung selbstverständlich sind, sterben in anderen Ländern jeden Tag etwa 4.000 Kinder an den Folgen unhygienischer Lebensbedingungen.

Probleme, die den Vereinten Nationen zufolge nur „mit größten internationalen Anstrengungen“ gelöst werden können. Das weiß auch Sebastian Stricker. Mit seinen drei Mitgründern Ben Unterkofler, Iris Braun und Tobias Reiner hat sich der ehemalige Unternehmensberater aus Österreich daher eine ungewöhnliche Geschäftsidee ausgedacht: Eine Lebensmittelmarke, die soziale Ungleichheit bekämpfen und unser Einkaufsverhalten im Supermarkt zum Guten verändern soll. Ihr Name: Share. „Teilen für eine bessere Welt“, wirbt das Berliner Startup auf seiner Website.

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Share verleitet zum Griff ins oberste Regal

In den vergangenen Monaten hat Share ein Produktsortiment bestehend aus Mineralwässern, Müsliriegeln und veganen Seifen entwickelt, das ab heute in rund 5.000 Filialen von Rewe und DM erhältlich ist. Obwohl im Premium-Segment angesiedelt, sollen auch preisbewusste Kunden ohne langes Überlegen zu den Share-Produkten ins oberste Regal greifen. Denn im Gegenzug wirbt das Startup mit einem Versprechen: Ein Teil der Erlöse fließt direkt in soziale Hilfsprojekte.

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Die Gründer von Share: Sebastian Stricker, Ben Unterkofler, Iris Braun und Tobias Reiner. (Foto: © Gene Glover)

Stricker spricht vom sogenannten „1+1“-Prinzip. „Mit jeder verkauften Flasche Wasser helfen wir einem Menschen in Not, beispielsweise durch den Bau oder die Reparatur von Brunnen“, sagt er über das Konzept. Gleiches gelte für die anderen Produkte aus dem Sortiment. Wer sich für einen der Müsliriegel entscheidet, unterstützt damit die Verteilung von Mahlzeiten bei der Berliner Tafel und der Verkauf einer Seife wiederum finanziert eine Hygiene-Schulung für bedürftige Kinder im Senegal.

Bedenken, ein Großteil der Spenden könnte wie in der Entwicklungshilfe oft üblich im Verwaltungsapparat versickern, will das Startup mit größtmöglicher Transparenz ausräumen. So ist jeder Artikel von Share mit einem individuellen Tracking-Code versehen, der Käufern auf dem Smartphone anzeigt, wo ihre Hilfe ankommt. „Fotos und kurze Texte zum unterstützten Hilfsprojekt inklusive“, sagt Stricker.

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Das Vorbild kommt aus Amerika

Ein Patent auf die Idee hat der Unternehmer allerdings nicht. Stricker macht keinen Hehl daraus, dass ihn vor allem die amerikanische Schuhmarke Tom’s zur Gründung inspiriert hat. Das Unternehmen spendet für jedes verkaufte Paar Schuhe einem bedürftigen Kind ebenfalls ein neues Paar. Seit seiner Gründung 2006 hat Tom’s auf diese Weise mehr als 35 Million Paar Schuhe vergeben. Auch die beliebte Brillenmarke Warby Parker setzt bereits seit Jahren auf ein spendenbasiertes Geschäftsmodell. Das Prinzip ist immer dasselbe: Mit der Kaufkraft einzelner Menschen sollen die Lebensumstände ganzer Bevölkerungsteile verbessert werden.

Stricker will das Prinzip nun auch in Kontinentaleuropa salonfähig machen. Allein 50.000 Flaschen Mineralwasser sollen in der ersten Woche bis zum Internationalen Weltwassertag am 22. März sollen verkauft werden, um dadurch einen ersten Brunnen bauen zu können. Langfristig strebt Stricker sogar einen Verdrängungswettbewerb mit den Marktführern im Supermarktregal an. „Ich halte es für realistisch, dass wir irgendwann einmal fünf Prozent des Mineralwassermarkts für uns beanspruchen und mit etablierten Marken wie Nestlé oder Unilever mithalten können“, sagt er. „Das wären zwei Millionen verkaufte Flaschen am Tag.“

Mit einer Spenden-App schon erfolgreich

Ein höchst ambitioniertes Vorhaben, wenn man bedenkt, welche Hürden das Startup zunächst überwinden muss. Zum einen sind die Margen im Lebensmittelhandel deutlich geringer als in anderen Branchen. Nach eigenen Angaben verdient Share an jedem verkauften Produkt nur wenige Cent. Zum anderen muss das Startup große Teile seines Umsatzes, den andere Hersteller ins Marketing stecken können, in soziale Hilfsprojekte investieren. Andernfalls ist es nicht glaubwürdig. Diese Umstände erschweren die Finanzierung der laufenden Geschäfte aus eigenen Mitteln.

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Um trotzdem wachsen und nennenswerte Umsätze erzielen zu können, ist Share auf kostenlose Werbung durch Mund-zu-Mund-Propaganda genauso angewiesen wie auf große Skaleneffekte, indem möglichst viele Einzelhändler die Produkte der Berliner in ihr Sortiment aufnehmen. Mitgründer Stricker ist zuversichtlich, das sich der erhoffte Erfolg einstellt. „Die Unterstützung in der Branche für unser Projekt ist groß“, sagt er.„Gesellschaftliches Engagement wird in den nächsten Jahren für viele Unternehmen zum wichtigsten Werbefaktor.“ Händler seien dem Startup deswegen bei ihren Margen, die sie von Lieferanten erwarten, sogar entgegengekommen. Außerdem konnte Stricker 1,7 Millionen Euro Startkapital bei Investoren einwerben. Unter anderem von der VC-Firma Atlantic Labs, die bereits Unternehmen wie Soundcloud entdeckte.

Was noch für Stricker spricht: Er war einmal Entwicklungshelfer in Tansania und Liberia, unter anderem für das Welternährungsprogramm der Uno. Außerdem hat er schon bewiesen, dass er etwas von sozialem Unternehmertum versteht. So gründete Stricker vor einigen Jahren bereits die Spenden-App Share the Meal, mit der Nutzer für Centbeträge hungernde Kinder in Afrika unterstützen können. Mehr als eine Million Mal wurde die App bis heute heruntergeladen. Für die Idee hatte sich auch der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz stark gemacht.

Share setzt auf Influencer

Nachdem Share the Meal später vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen übernommen wurde, suchte der vom Gründergeist getriebene Stricker nach einer Lösung, das Spenden von Lebensmitteln auch ohne Smartphone zu ermöglichen. Etwa beim Einkauf im Supermarkt. So kam ihm schließlich die neue Idee zu Share. Was dagegen geblieben ist: die Unterstützung durch Prominente.

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Auf die nämlich will Stricker auch dieses Mal setzen. So hat er über Kontakte unter anderem die Schauspielerin Karoline Herfurth („Fack ju Göhte“) für sein neues Startup begeistern können. Herfurth hat allein auf Instagram mehr als 283.000 Follower und wird die Produkte von Share dort bewerben. Auch andere Schauspieler mit entsprechender Reichweite haben ihre Unterstützung zugesagt.

Für den Start seines neuen Startups scheint Sebastian Stricker jedenfalls gut vorbereitet. Wenn alles nach Plan läuft und sich die Share-Produkte verkaufen, will er die Produktpalette um weitere Alltagsartikel mit sozialem Anspruch erweitern. Denkbar seien beispielsweise Kugelschreiber oder Notizblöcke, um Bildungsprojekte zu fördern. Auch eine Expansion in Handelsgeschäfte außerhalb Deutschlands schließt Stricker nicht aus. „Ich glaube fest daran, dass unsere Produkte überall auf der Welt eine Daseinsberechtigung haben“, sagt Stricker. Spätestens dann sollen Gewinne auch kein Tabuthema mehr sein.

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