Shitstorm in der Entwickler-Community: Musikindustrie sperrt Youtube-Downloader auf GitHub

Entwickler lassen RIAA Druck auf Github nicht durchgehen. (Foto: Jarretera / Shutterstock.com)
In der vergangenen Woche hatte der Verband der US-Musikindustrie, abgekürzt RIAA (Record Industry Association of America), Urheberrechtsbeschwerden gegen Github-Projekte durchgesetzt. Sie hatte die Microsoft-Tochter Github verpflichtet, Repositories zu sperren, die die Python-Bibliothek „youtube-dl“ nutzen.
RIAA: Youtube-dl klar rechtswidrig
Die Bibliothek erlaubt das Herunterladen der Bild- und Tonspuren aus Youtube-Videos. Daran stößt sich die RIAA und argumentiert, dass der Zweck dieser Projekte klar darin bestehe, „technische Schutzmaßnahmen zu umgehen, die von autorisierten Streaming-Diensten wie Youtube verwendet werden“. Dadurch würde es Nutzern leicht gemacht, „Musikvideos und Tonaufnahmen ohne Genehmigung wiederzugeben und zu verbreiten“. Damit sei die Software in sich illegal.
Laut Github erfolgte die Sperrung indes auf der Basis des Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Der verlangt von Plattformbetreibern das unverzügliche Sperren von Inhalten, sobald jemand qualifiziert eine Urheberrechtsverletzung durch die angebotenen Inhalte geltend macht.
Entwickler laden Quellcode in Tausende Projekte hoch
Dabei ist der Streit über die Rechtsgrundlage ein nicht unwesentlicher Aspekt des Konflikts, auch wenn die direkte Reaktion der Github-Community selbst greifbarer ist. Denn die Löschung löste viele Proteste aus. Als Ausdruck dieser Proteste hat die Entwickler-Gemeinde inzwischen Tausende neuer Projekte mit der angegriffenen Bibliothek auf Github platziert und in den Projektbeschreibungen die RIAA mit teils wüsten Beschimpfungen versehen. Das berichtet Bleeping Computer.
Hintergrund des Protestes ist die Sperrung des Projekts vor allem deshalb, weil es selbst keine Urheberrechtsverletzung darstellt, sondern bestenfalls unter anderem dafür genutzt werden könnte. Die Entwickler befürchten, dass die Sperrung des Youtube-dl-Tools zu einem Präzedenzfall werden könnte, der weitere ähnlich gelagerte Projekte bedrohen würde.
Youtube-dl kennt auch legitime Einsatzzwecke
Dabei ist unstreitig, dass die Bibliothek geeignet ist, Urheberrechtsverletzungen zu begehen. Das ist indes nur eine Betrachtungsweise. Die Organisation Freedom of the Press sieht andere legitime Verwendungsmöglichkeiten, die nicht in erster Linie auf eine Verletzung des Urheberrechts ausgerichtet sind.
Etwa könnten Journalisten die Software benutzen, um Videoaufnahmen zu dokumentieren, solange sie noch online verfügbar sind. Bei kritischen Inhalten kommt es immerhin recht häufig zu Löschungen durch den Plattformbetreiber.
Die Beliebtheit des Projekts lässt allerdings zumindest daran zweifeln, dass die Journalisten tatsächlich die Hauptnutzergruppe darstellen könnten. Immerhin ist das Projekt mit mehr als 72.000 positiven Bewertungen (Sternen) direkt hinter Node.js im Beliebtheitsranking angesiedelt und stellt jedenfalls eines der bekanntesten Repositorys auf GitHub dar.
RIAA erlebt den Streisand-Effekt
Unter Ausnutzung einer Schwachstelle in Github hängte ein Nutzer den Quellcode von Youtube-dl an ein GitHub-eigenes Repository an, und zwar genau an das Repository, in dem DMCA-Löschanfragen gespeichert werden. Darüber freute sich der Sicherheitsforscher Lance R. Vick diebisch.
Dieser hatte nämlich GitHub schon vor einiger Zeit auf diese Schwachstelle aufmerksam gemacht, die es erlauben soll, Commits fremden Repositories hinzuzufügen. Github hatte auf Vicks Hinweise nicht reagiert, insbesondere die Schwachstelle nicht behoben.
Abzuwarten bleibt, ob sich die RIAA jetzt auf einen Wettlauf mit der Entwickler-Gemeinde einlassen will. Dabei stünde wohl zu befürchten, dass der bereits eingetretene Streisand-Effekt sich noch deutlich verstärken könnte.
Das es sowas noch gibt ist merkwürdig. Messer dürfen auch noch verkauft werden und deren Hersteller werden nicht verklagt, wenn mit dem Produkt eine Straftat verübt wurde. Und beim Messer ist auch ganz klar, dass es dies ermöglichen kann. Nur eines von zahlosen Beispielen.
Auf dieser Basis dürfte man so ziemlich alles verbieten, was man für das Internet braucht. nodeJS eignet sich bestimmt super für den Aufbau von Pornowebseiten. Und Repositories mit Code zur Verschlüsselung hilft den Kunden vor Strafverfolgung.
Das ist tatsächlich ein sehr kompliziertes Thema. Wo fängt man an und wo hört man auf wenn es ums verbieten geht. Man wird wohl nie auf einen einheitlichen Nenner kommen..