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Block und Hindenburg Research: Sind Shortseller Korrektiv oder Zocker am Aktienmarkt?

Ein kritischer Report von Hindenburg Research schickt den Aktienkurs von Block auf Talfahrt – und erreicht damit genau das, was ein Shortseller im Sinn hat. Der Finanzdienstleister sieht sich zu Unrecht beschuldigt und prüft nun rechtliche Schritte.

4 Min. Lesezeit
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(Bild: Zakharchuk/Shutterstock)

Es sind heftige Vorwürfe, die ein aktivistischer Investor aus New York gegen das US-Zahlungsunternehmen Block (früher: Square) erhebt. Der sogenannte Shortseller Hindenburg Research wirft der Firma von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey vor, Investoren mit geschönten Kennzahlen in die Irre geführt zu haben.

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So soll die Zahl der angeblich 51 Millionen aktiven Nutzer der beliebten Cash-App stark übertrieben sein, weil es viele gefälschte, von nur einem Nutzer doppelt geführte oder zu Betrugszwecken genutzte Konten gibt. Zudem soll es massive Compliance-Probleme geben: Betrüger hätten die Cash-App beispielsweise genutzt, um von staatlichen Konjunkturprogrammen zu profitieren.

Zu den Vorwürfen hat Hindenburg Research auf Twitter einen ausführlichen Report veröffentlicht – und damit genau das erreicht, worauf das Geschäftsmodell sogenannter Shortseller basiert: den Aktienkurs eines Unternehmens auf Talfahrt zu schicken. Die Aktie von Block ist nach der Attacke um rund 20 Prozent eingebrochen.

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So funktioniert das Geschäft der Leerverkäufer

Hindenburg ist ein sogenannter Shortseller. Diese aktivistischen Aktionäre verkaufen ihre Aktien „leer“, das heißt ohne sie zu besitzen. Stattdessen leihen sie sich die Papiere gegen eine Gebühr am Aktienmarkt und verkaufen sie weiter. Dabei spekulieren sie darauf, dass der Kurs fällt, um die Aktien dann zu einem günstigeren Kurs zurückkaufen zu können. Der Gewinn der Shortsellers liegt also in der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs abzüglich der Leihgebühr für die Aktie.

Damit das Prinzip funktioniert, suchen die auch Leerverkäufer genannten Investoren zuvor gezielt nach Unternehmen, in denen sie Probleme vermuten. Dazu stecken sie viel Zeit in Recherche. Hindenburg Research gibt an, zwei Jahre an dem Block-Report gearbeitet zu haben.

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Das Geschäftsmodelle der Leerverkäufer ist aber hochriskant – und kann auch schiefgehen. Geht die Wette auf die fallenden Aktienkurs nicht auf, zahlt der Shortseller ordentlich drauf.

Weil sie selbst gezielt auf den Aktienkurs einwirken, ist das Geschäftsmodell der Leerverkäufer umstritten. Allerdings decken sie mit ihren Reports auch tatsächlich Missstände in Unternehmen auf, wie etwa das Beispiel Wirecard zeigt, wo der britische Shortseller Fraser Gering früh auf die Ungereimtheiten in der Bilanz hingewiesen hat. Oder der Fall Enron, in dem US-Shortseller Jim Chanos Zweifel an den Bilanzen des Energieriesen geschürt hat.

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Wer ist Hindenburg Research?

Der Kopf hinter Block-Angreifer Hindenburg Research heißt Nathan Anderson. Im Shortseller-Geschäft ist er noch recht neu. Sein Unternehmen Hindenburg Research hat er 2017 in New York gegründet. Der Shortseller hat sich aber schon einen Namen gemacht.

Weltweit bekannt wurde er Anfang des Jahres, als er einen der reichsten Menschen der Welt in den Blick nahm: Gautama Adani, Chef des indischen Finanzkonglomerat Adani Enterprise. Hindenburg warf Adani vor, Firmen aus Steueroasen für Geldwäsche und Steuerhinterziehung genutzt und Aktienkurse manipuliert zu haben. Die Attacke war für den Leerverkäufer erfolgreich: Unternehmen der Adani-Gruppe büßten zwischenzeitlich mehr als die Hälfte ihrer Börsenbewertung ein, insgesamt verloren sie über 100 Milliarden US-Dollar an Wert.

Im Mai 2022 attackierte Hindenburg den Kurznachrichtendienst Twitter, als die Übernahme durch Elon Musk bekannt geworden war. Im Oktober 2021 setzte der Shortseller eine Belohnung in Höhe von einer Million Dollar für Informationen über die Bindung der Kryptowährung Tether an den US-Dollar aus: Wer Kenntnisse über die Einlagen von Tether hatte, sollte sich bei Hindenburg melden.

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Aufsehenerregend war auch der Angriff auf Nikola Motors im Jahr 2020: In seinem Report listete der Shortseller umstrittene und falsche Aussagen des Gründers Trevor Milton auf, der das Unternehmen daraufhin verlassen musste und im vergangenen Jahr wegen Betrugs verurteilt wurde.

Block: Ein dankbares Opfer?

Mit dem Finanzdienstleister Block haben sich Nathan Anderson und sein Team nun ein Unternehmen vorgeknöpft, das zum einen bislang als erfolgreiches Fintech galt, zum anderen aber auch schon wegen Scam-Aktivitäten in die Kritik geraten ist.

Insbesondere während der Corona-Pandemie nutzten Kriminelle Apps wie Venmo, Cash App oder Paypal, um Nutzer dazu zu bringen, ihnen Geld zu schicken. Bei den Betrügern war die Cash App offenbar besonders beliebt: Nach Angaben der Federal Trade Commission (FTC) nahmen die Beschwerden über Zahlungen mit Cash App im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr um 472 Prozent zu. Auch im Vergleich zu anderen Dienstleistern wie Zelle (191) oder Venmo (845) war die Vielzahl der Beschwerden gegen die Cash App (2.431) auffällig.

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Block wurde im Jahr 2009 von Dorsey und Jim McKelvey noch unter dem Namen Square gegründet und galt bislang als erfolgreiches Fintech. Anfangs setzte das Unternehmen auf bargeldlose Zahlungsdienste, engagierte sich dann aber auch immer stärker im Kryptosektor, kaufte etwa Bitcoin im dreistelligen Millionenbereich und startete die Entwicklung einer Hardware-Wallet. Zuletzt hatte das Unternehmen im August 2021 für 29 Milliarden Dollar Afterpay übernommen, einen Anbieter von „Buy Now Pay Later“-Diensten. Ende 2021 wurde die Firma in Block umbenannt, nachdem CEO Dorsey angekündigt hatte, eine Plattform für dezentralisierte Finanzdienstleistung beruhend auf Bitcoin aufbauen zu wollen.

Block erwägt Klage gegen Hindenburg Research

Block warb damit, eine „reibungslose“ und „magische“ Finanztechnologie für die „Unbanked“ und „Underbanked“ entwickelt zu haben. Hindenburg geht mit diesem Versprechen hart ins Gericht und kritisiert, dass Block die Bevölkerungsgruppen, denen es angeblich helfen will, systematisch ausnutzt. Die „Magie“, die hinter Blocks Geschäft stehe, sei keine bahnbrechende Innovation, sondern vielmehr die „Bereitschaft des Unternehmens, Betrug an Verbrauchern und der Regierung zu erleichtern, sich der Regulierung zu entziehen, räuberische Kredite und Gebühren als revolutionäre Technologie auszugeben und Investoren mit überhöhten Kennzahlen in die Irre zu führen“, heißt es in dem Report.

Block hat mittlerweile auf die Vorwürfe des Shortsellers reagiert und prüft nun rechtliche Schritte gegen Hindenburg Research. Der Bericht über das Cash-App-Geschäft sei sachlich falsch und irreführend. „Wir haben den vollständigen Bericht im Zusammenhang mit unseren eigenen Daten geprüft und glauben, dass er darauf abzielt, die Anleger zu täuschen und zu verwirren“, heißt es in dem Statement. Block sei ein stark reguliertes öffentliches Unternehmen und lasse sich nicht von „typischen Leerverkäufer-Taktiken“ ablenken.

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