„Siedler von Catan: Energien“: Warum sich dieser Brettspielklassiker den Klimawandel vornimmt
Kaum ein Brettspiel ist beliebter als Die Siedler von Catan. Eine neue Version des Titels, die im Herbst erscheinen soll, denkt das alte Prinzip nun neu: In Die Siedler von Catan: Energien bauen die Spieler Kraftwerke, die entweder mit fossilen Brennstoffen oder mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
Das Original kam 1995 auf den Markt und hat sich – zusammen mit anderen Produkten der Marke – weltweit über 45 Millionen Mal verkauft. Angesichts des Superstar-Status des Spiels ist die neue Version, die sich mit der Erderwärmung beschäftigt, durchaus bedeutsam. Im Gespräch mit MIT Technology Review erläutert einer der Miterfinder des Spiels, Benjamin Teuber, was es damit auf sich hat.
„Die ganze Idee war, dass Energie nach Catan kommt“, sagt Teuber. „Die Frage ist nur, welche Energie?“ Kraftwerke helfen den Spielern, ihre Gesellschaft schneller zu entwickeln und mehr Punkte zu sammeln, um das Spiel zu gewinnen. Die Spieler können Kraftwerke für fossile Brennstoffe bauen, die durch kleine braune Plättchen dargestellt werden. Der Bau dieser Kraftwerke ist weniger ressourcenintensiv, aber sie erzeugen Umweltverschmutzung. Alternativ können die Spieler sich für den Bau von Kraftwerken für erneuerbare Energien entscheiden, die durch grüne Plättchen dargestellt werden. Sie sind zwar teurer, aber haben nicht die gleichen negativen Auswirkungen im Spiel.
Je höher der Grad der Umweltverschmutzung ist, desto wahrscheinlicher werden Katastrophen, aber es gibt immer noch ein starkes Element des Zufalls. Ein Aspekt des Spiels, der nicht ganz der Realität entspricht, ist der Kostenunterschied zwischen fossilen Brennstoffen und erneuerbaren Energien. Technologien wie Solar- und Windenergie sind in den letzten zehn Jahren im Preis gesunken – heute ist der Bau neuer Projekte für erneuerbare Energien im Allgemeinen sogar billiger als der Betrieb bestehender Kohlekraftwerke in den USA.
Sollte erneuerbare Energie billiger werden?
Auf die Frage, ob die erneuerbare Energie nicht im Laufe des Spiels billiger werden sollte, sagt Teuber, sein Team habe tatsächlich eine frühe Version mit dieser Idee gebaut, aber das Ganze sei zu kompliziert geworden. Die Dinge so einfach zu halten, dass sie spielbar sind, ist eine entscheidende Komponente des Spieldesigns, sagt er.
Teuber schien auch sehr darauf bedacht zu sein, Spielern keine Predigten zu halten, und man hat das Gefühl, dass Die Siedler von Catan: Energien alles daran setzt, den Spielern kein schlechtes Gewissen wegen des Klimawandels zu machen. Wie in einem Bericht des US-Senders NPR über das Spiel hervorgehoben wurde, taucht der Begriff „Klimawandel“ daher kaum in den Werbematerialien, auf der Verpackung oder in den Regeln auf. Das allumfassende Thema im Universum des Spiels ist einfach die Verhinderung von Umweltverschmutzung.
Im Gegensatz zu anderen Klimaspielen, wie dem 2023 erschienenen Daybreak, zielt Energien nicht darauf ab, die Gruppe dazu zu bringen, gemeinsam gegen den Klimawandel zu kämpfen. Der Aufbau ist derselbe wie bei anderen Catan-Versionen: Der erste Spieler, der zehn Siegpunkte erreicht, gewinnt. Theoretisch könnte das ein Spieler sein, der sich stark auf fossile Brennstoffe verlässt. Es fühle sich nicht so an, als würde das Spiel sagen, man könne nur mit grüner Energie gewinnen, sagt Teuber.
Keine Predigt für die Spieler
Die Spieler können zwar ihren eigenen Weg wählen, um Punkte zu sammeln, aber es gibt noch einen zweiten möglichen Ausgang. Wenn zu viele Spieler durch den Bau von Dörfern, Städten und fossilen Kraftwerken zu viel Umweltverschmutzung verursachen, endet das Spiel frühzeitig in einer Katastrophe. Derjenige, der am meisten für den Schutz der Umwelt getan hat, geht dann als Sieger vom Platz – sozusagen als Trostpreis.
In einer frühen Version des Spiels passierte es schon mal, dass eine Gruppe die Natur zu sehr „versaute“ und das Spiel vorzeitig abgebrochen werden musste. Am Ende gewann derjenige, der erneuerbare Kraftwerke baute. Doch je mehr man spielt, desto mehr erkennt man das Gleichgewicht zwischen Wettbewerb und Zusammenarbeit.
Brettspiele oder andere Medien, die sich mit dem Klimawandel befassen, müssen den Spagat schaffen, sich ernsthaft mit der Krise auseinanderzusetzen und gleichzeitig unterhaltsam genug zu sein, damit sie gespielt werden. Bei Die Siedler von Catan: Energien wird dies umgesetzt, indem Spielbarkeit mit Naturschutz kombiniert wird.
Um es als Unterrichtsmaterial über den Klimawandel zu verwenden, ist das Spiel aber nicht geeignet – aber darum geht es wohl auch nicht. Fans von Die Siedler von Catan werden dennoch zugreifen.