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Analyse

Von Fahrrad.de bis Tennis Point: Jetzt ist die Signa Sports United auch offiziell pleite

Die Shops der Signa Sports United stehen vor dem Insolvenzverfahren. Die Situation ist zurzeit reichlich unübersichtlich. Was Kund:innen jetzt tun sollten und welche Shops warum davon nicht betroffen sind.

4 Min.
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Die Signa Sports United ist in Schieflage geraden. Das betrifft rund 80 Shops. (Foto: Africa Studio / Shutterstock)

Erste Anzeichen auf Kund:innenseite gab es bereits vor zwei Wochen durch die auf einigen Webshop-Seiten eingeblendeten Hinweise, man könne aktuell keine Retourenanfragen bearbeiten und werde die Kund:innen informieren, sobald das wieder möglich sei. Ende vergangener Woche wurden die Befürchtungen Gewissheit: Einige oder fast alle Webshops der Signa Sports United Gruppe stehen vor der Insolvenz.

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Signa Sports United, das ist eines der Handelsunternehmen des Österreichers René Benko, der vor allem als Mann hinter Galeria Karstadt Kaufhof bekannt ist, die er zuletzt in eine Schutzschirm-Insolvenz führte – mit Schließung zahlreicher Filialen der in die Jahre gekommenen Kaufhäuser. Bereits Anfang vergangener Woche wurde bekannt, dass Signa als großer Anteilseigner mit 48 Prozent eine wichtige Finanzspritze für die Signa Sports United (SSU) nicht mehr geben wird. Jetzt hat das Handelsunternehmen Signa Sports United (SSU) einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Bielefeld gestellt, ein Insolvenzverwalter ist bereits bestellt.

150 Millionen Euro sollten, so beschreibt es der Geschäftsbericht vom Sommer, zum Start des Geschäftsjahres im Oktober in die Gruppe fließen, doch zwischenzeitlich wurde, so berichtet es zuerst die Wirtschaftswoche, die Zusage zurückgezogen. Zudem vermeldete die Gesellschaft einen Halbjahresverlust von 180,5 Millionen Euro. Das verwundert angesichts der Situation im Handel wenig, dürfte aber für viele der Shops der Todesstoß sein. Gerade die Sportartikelbranche und noch mehr der Fahrradhandel sind aktuell schwer angeschlagen, denn das Post-Corona-Rebound trifft die Händler durchgängig.

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Auch Mitbewerber:innen in der Branche berichten von vollen Lagern und extremem Abverkaufsdruck, gerade auch angesichts der Saisonalität und der jetzt anstehenden Winterpause, in der bestenfalls Zubehör oder ein paar Kinderräder für Weihnachten gekauft werden. Vor zwei bis drei Jahren sah das noch deutlich anders aus, da einerseits noch der E-Commerce-Boom der Coronazeit wirkte und andererseits die Deutschen gerade ihre Liebe zu Sport, Fahrrädern und Outdoor-Aktivitäten wiederentdeckt hatten.

Signa Sport: Wer ist dabei und wer nicht?

Die Berliner Sportgruppe, das sind insgesamt rund 80 Webshops und Präsenzgeschäfte, zu denen unter anderem fahrrad.de, Tennis Point, Tennis Pro, Outfitter und Campz zählen, aber auch Tennis Express, WiggleCRC, Bikester, Probikeshop sowie Addnature. Nicht alle der Shops und Marken sind in Deutschland präsent, WiggleCRC ist beispielsweise nur in Großbritannien am Markt – und insbesondere hierzu ist auch noch keine Insolvenzmeldung veröffentlicht. Bisher hatten noch nicht alle Shops öffentlich gemacht, dass sie beziehungsweise die Gruppe Insolvenzantrag gestellt haben – bis zuletzt gab es etwas Hoffnung. Denkbar ist übrigens auch, dass die Geschichte noch weitere Kreise zieht, da die SSU Partnerschaften mit 500 weiteren Shops pflegt. Das können allerdings auch kleinere Kooperationen sein, die sich entsprechend ersetzen lassen.

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Darüber hinaus streben die Shops, soweit sie sich dazu bekennen, eine Insolvenz in Eigenverantwortung an, sodass der Verkauf zumindest theoretisch weitergeht. Auch der Händler Tennis Point schreibt derzeit auf seiner Website, auf der in den letzten Tagen schon reichlich Produkte reduziert wurden, beim Thema der Retouren: „Wir gehen aktuell davon aus, dass mit  Woche des 23.-27. Oktobers alle Services wieder wie gewohnt zur Verfügung gestellt werden können.“ Ob es wirklich dazu kommt, ist unklar. Denn gerade im Onlinehandel dürfte dies stark vom Vertrauen der Kund:innen abhängen. Informiert wurden auch die Lieferanten. Bekannt geworden ist durch MTB-News ein Schreiben an die Lieferant:innen von fahrrad.de, worin die angesichts der Umstände aufgefordert werden, keine Ware an Speditionen zu übergeben und die Ware zunächst in den eigenen Lagern zu belassen.

Noch unübersichtlicher wird die Sache allerdings durch die Tatsache, dass einige als SSU-Shops bekannte Unternehmensteile zwischenzeitlich verkauft wurden. So berichtet Outfitter Teamsport, man sei noch rechtzeitig aus der Unternehmensgruppe herausgekauft worden und „sowohl Outfitter.de als auch Ballside.de können nach jetzigem Stand weiterhin ohne Implikationen ihren regulären Betrieb fortführen und ihren Kunden den gewohnten Service anbieten.“

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Verlust droht: Keine Retouren mehr zurückschicken

Abgesehen davon sollten Kund:innen die Hinweise der Websites ernst nehmen (die Hinweise finden sich direkt oben auf der jeweiligen Startseite) und keine Retouren mehr dorthin schicken. Denn sonst ist im schlimmsten Fall sowohl das Geld als auch die Ware weg. Zurückgeschickte Waren gehen nämlich wieder ins Eigentum der Firma zurück. Ist die dann insolvent, reihen sich Käufer:innen in die Reihe der Gläubiger ein. Das heißt, der Rückzahlungsanspruch ist gleich zu behandeln wie alle anderen – und Geld, vielmehr einen entsprechenden Anteil aus den restlichen Guthaben, gibt’s erst am Ende des Insolvenzverfahrens auf Basis der dann errechneten Quote. Kund:innen fahren also, selbst wenn sie jetzt feststellen, dass ein Kleidungsstück nicht passt oder ein Fahrrad nicht gefällt, immer besser damit, wenn sie das ungeliebte Stück auf eigene Faust weiterveräußern.

Sie haben zumindest mehr Glück gehabt als jene Kund:innen, die derzeit keine Ware in Händen halten und schon Zahlungen geleistet haben. Die haben aber wiederum, wenn sie auf Rechnung über einen Zahlungsdienst wie Paypal oder Klarna oder per Kreditkarte gezahlt haben, in vielen Fällen Möglichkeit, sich das Geld wiederzuholen. Zu raten ist übrigens, soweit das bei einzelnen Shops noch geht, derzeit ausschließlich auf Rechnung zu bestellen.

Ansonsten geben die betroffenen Unternehmen einige Hinweise, wie es weitergeht: So schreibt etwa Fahrrad.de, man werde alles geben, den Bedürfnissen als Kund:in bestmöglich gerecht zu werden. Man könne weiterhin online und in den Shops vor Ort einkaufen (was aber wohl manche Kund:innen im Hinblick auf mögliche Gewährleistungsansprüche nicht tun werden). Zudem erklärt das Unternehmen, man sei bei der Auslieferung einiger Waren verspätet und außerdem vorübergehend nicht in der Lage, Reklamationen und Retouren zu bearbeiten (siehe oben). Erwartungsgemäß hat wohl auch der Kundenservice angesichts der zahlreichen Nachfragen etwas Landunter – ein Sachverhalt, der in der aktuellen Lage des beziehungsweise der Unternehmen kaum überraschen dürfte.

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Der Benko-SPAC wird von der Börse genommen

Interessant auch ein weiteres Detail, wir erinnern uns: Benko hatte das Unternehmen vor etwa zwei Jahren durch die Verschmelzung mit einem leeren Firmenmantel (SPAC) an die New Yorker Börse gebracht, damals zu einer Bewertung von 3,2 Milliarden Dollar. Die Aktie ist dieser Tage vom Handel ausgesetzt und kaum noch etwas wert, mit einem Delisting wird in den nächsten Tagen gerechnet.

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Dosti

Soweit ich weiß, hat Wiggle Bike24 und auch Chain Reaction Cycles übernommen.
Das Ausmaß der Sigan Sports Insolvenz könnte also noch viel größer werden und auch viele Kunde in Deutschland treffen.

Antworten
Werner

alao das.mit dem gendern nimmt immer absurfere ausmasse an… mitbewerber:innen ??
gehts noch ?

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