Es könnte nach mehreren wirtschaftlichen Hiobsbotschaften der Befreiungsschlag für das Saarland werden: Der US-Chiphersteller plant laut Berichten der Saarbrücker Zeitung und weiterer Wirtschaftsmedien den Bau einer Chipfabrik im saarländischen Ensdorf. Hier könnten in Zukunft Halbleiter aus Siliziumkarbid entstehen, denkbar sei eine Produktionsaufnahme in rund vier Jahren. Die Rede ist dabei immerhin vom weltweit größten Werk für Siliziumkarbidchips, einer Zukunftstechnologie, in die noch reichlich Forschungsarbeit gesteckt werden muss.
Wie am Wochenende bekannt wurde, könnte die Fabrik auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks entstehen. Es geht dabei vor allem um Chips für Elektrofahrzeuge, was auch erklärt, warum der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen als drittgrößter Automobilzulieferer weltweit mit am Start ist. ZF Friedrichshafen betreibt bereits im benachbarten Saarbrücken ein Werk für Automatikgetriebe. Entstehen soll in diesem Zusammenhang auch eine Forschungseinrichtung, an der ZF federführend beteiligt ist.
Industrieansiedlungen dringend gesucht
Insgesamt wäre der Schritt, wenn es denn dazu kommt, nach zahlreichen Hiobsbotschaften für die saarländischen Angestellten ein Grund zum Aufatmen: Wenige Kilometer entfernt wird voraussichtlich schon in zwei bis drei Jahren das Saarlouiser Ford-Werk abgewickelt, eine Anschlussverwendung des Werks wird zwar seit der Entscheidung im vergangenen Sommer diskutiert, ist aber noch nicht gefunden. Wahrscheinlicher als eine Weiterführung des Werks ist die stärkere Diversifizierung und Aufteilung der Produktionsfläche.
Auch zieht sich die Ansiedlung des chinesischen Akkuherstellers S‑Volt in Überherrn weiter hin. Neben der Fabrik im brandenburgischen Lauchhammer soll dort in direkter Grenznähe eine günstig gelegene Fertigung entstehen. Doch die kommt nicht vor 2027 – und könnte ein wichtiges Puzzleteil für den Strukturwandel des Bundeslandes sein.
SiC-Technik könnte für Automobilhersteller zum Gamechanger werden
Billig wird das Engagement für die saarländische Landesregierung und den Bund allerdings nicht: Die beteiligten Unternehmen Wolfspeed und ZF wollen sich zwar zu den Plänen derzeit nicht äußern, doch es heißt, dass vor allem das Thema der Subventionen entscheidend sei, wann und wie intensiv das Engagement im Saarland ausfalle. Laut Handelsblatt-Informationen wird mit öffentlichen Mitteln in Höhe von 40 Prozent gerechnet – und das im Vergleich zu den Plänen an der Saar kleinere Wolfspeed-Werk in den USA kostete immerhin schon zwei Milliarden US-Dollar.
Dabei könnte die Siliziumkarbid-Technik (SiC) für die E‑Auto-Hersteller zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden. Sie versprechen größere Reichweite, einen verminderten Verbrauch und kürzere Ladezeiten. All das könnte (in Verbindung mit geringerem Gewicht) die Betriebskosten reduzieren. Doch nicht nur das Saarland profitiert von Arbeitsplätzen. Auch ZF könnte gegenüber Bosch punkten, das ebenfalls in die Chipproduktion eingestiegen ist und seinerseits in Reutlingen in das SiC-Thema investieren will.
Die deutschen Automobilhersteller setzen daher Hoffnungen in die neue Technik, insbesondere wenn sie entsprechenden Zugang im eigenen Land bekommen und somit weniger abhängig von der weltweiten Produktion und Logistik werden. Denn die EU-Kommission will die Lieferketten stärken und erreichen, dass der europäische Anteil an der weltweiten Chipproduktion bis 2030 verdoppelt wird. In trockenen Tüchern ist die Wolfspeed-Fabrik im Saarland allerdings noch lange nicht.