
Juni ist nach US-amerikanischer Tradition der Pride-Month. Es ist der Monat, in dem queere Menschen Umzüge, Partys und Demonstrationen planen, um ihrer Queernes Ausdruck zu verleihen und um auf noch immer bestehende Missstände hinzuweisen.
Der Juni ist aber auch der Monat, in dem etliche Unternehmen versuchen, durch „queere Aktionen“, zumeist Werbung, zu signalisieren, dass ihnen die LGBTIQ+-Community am Herzen liegt. Oftmals geht das schief – besonders dann, wenn Menschen daran arbeiten, die offensichtlich keine große Kenntnis von der Community haben. Auch in der Games-Branche sind Ingame-Aktionen und Werbematerialien in Regenbogenfarben durchaus üblich. Doch auch hier ist es oft höchstens gut gemeint. Und die Umsetzung nicht selten fragwürdig.
Queere Games
Es gibt aber auch Beispiele für Games, die nicht einen speziellen Monat brauchen, um sich der queeren Sache anzunehmen. Etliche Spiele haben queere Communitys um sich geschart. So wird etwa jeden Sommer eine Pride-Parade in „Guild Wars 2“ abgehalten. Oder „Dead by Daylight“, das regelmäßig von Drag Queens gespielt wird, die ihre Sessions dann auf Twitch streamen. Und natürlich gibt es auch etliche Spiele von queeren Entwickler:innen. Derzeit ist etwa wieder das Queer Games Bundle erhältlich, in dem 413 Spiele erhältlich sind.
Oft ist es Zufall, welche Spiele von queeren Spieler:innen entdeckt und liebgewonnen werden. In „Die Sims“ liegt diese Nähe dagegen eher auf der Hand: Hier können sich Menschen ihr eigenes virtuelles Leben aufbauen. Sie können Identitäten durchspielen, die sie in der Realität vielleicht (noch) nicht ausleben können. Ermöglicht wird das aber von einem Game, das über die Jahre immer mehr einschränkende Regeln bezüglich Geschlecht, Identität und Sexualität hat fallen lassen.
Schon seit dem ersten Teil der Reihe im Jahr 2000 können etwa gleichgeschlechtliche Paare zusammen in ein Haus einziehen. Seit 2009 ist es ebenso möglich, dass zwei Männer oder zwei Frauen eine Ehe im Spiel eingehen. Im Laufe der Jahre wurden Genderbeschränkungen bei der Charaktererstellung zurückgenommen oder nicht binäre Charaktere eingeführt. Ende Mai kam ein weiteres Update, das eine freie Wahl der Pronomen ermöglicht. Momentan ist sind He/She/They sowie die Option, ein eigenes Pronomen einzutragen, verfügbar.
Warum Pronomen wichtig sind
John Faciane, Associate Producer, und Phill Ring, Executive Producer von „Die Sims 4“, erklären, wie es zu diesem Schritt kam. “Wir wollen, dass sich alle Spieler:innen im Game wiederfinden können“, sagt Ring. Dem Team sei bewusst, dass „Sims“ ein von vielen queeren Gamer:innen genutztes Spiel sei. Ebenso aber auch, dass es allen Spieler:innen die Möglichkeit gebe, mit ihren Identitäten zu spielen. „Wir wissen, dass diese Freiheit vielen sehr wichtig ist. Das Pronomen-Update ist der nächste Schritt in diese Richtung“, so Faciane. Dafür habe man auch mit queeren Organisationen wie GLAAD zusammengearbeitet.
Der Impuls dazu sei sowohl aus der Community gekommen, die dem Team in Sozialen Medien oder auf Discord-Servern immer wieder Wünsche und Vorschläge gibt. Doch auch im Entwickler:innen-Team selbst gebe es queere Menschen, die an diesem Update gearbeitet haben und damit ihre eigenen Ideen verwirklichen konnten. „Das ist ein wichtige Entwicklung in den letzten zehn Jahren: Es arbeiten immer diversere Menschen in den Gaming-Studios“, sagt Ring. Dadurch könnten authentischere Repräsentationen und interessantere Geschichten entwickelt werden. Eben weil sie von Menschen kommen, die selbst das erlebt haben, was sie ins Spiel einbringen.
Eine Übersetzung ins Deutsche ist geplant
Aktuell ist dieses Pronomen-Update nur in englischer Sprache verfügbar. Es werde jedoch daran gearbeitet, dieses auch in unterschiedliche Sprachen zu übersetzen. Dem Team sei bewusst, dass Pronomen wie They/Them nicht einfach ins Deutsche zu übersetzen sind. Darum arbeite man mit deutschsprachigen Expert:innen zusammen, um eine Lösung zu finden. Denn es sei allen Beteiligten wichtig, dass diese Repräsentation in möglichst vielen Sprachen ermöglicht wird. Wann genau die Umsetzung ins Deutsche abgeschlossen sein wird, ist bisher nicht bekannt.
Viele der Neuerungen, die in „Sims“-Spielen eingeführt wurden, fanden schließlich auch ihren Weg in andere AAA-Spiele. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften gehören inzwischen in Rollenspielen eher zur Norm. Und auch Charakter-Editoren, die Geschlechtergrenzen aufheben, werden häufiger. Oftmals geht das mit lautem Widerspruch von einigen Gamer:innen einher. So auch im Fall des Pronomen-Updates. Diese Inklusion marginalisierter Menschen wird sicherlich auch stets auf ihre Vermarktbarkeit hin geprüft. Wo diese großen Firmen wie EA einen Verlust fürchten, steht Diversität wohl nicht mehr an erster Stelle. Doch ist eine dauerhafte Veränderung hin zu inklusiveren Spielmöglichkeiten besser als ein Marketing-Gag zum Pride-Month. Denn im Juli werden die vielen Regenbogen-Flaggen in diversen Social-Media-Profilen wieder verschwunden sein.
Diese Games versetzen euch in ungewöhnliche Rollen: