Skandal um Terra-Crash: Wieso wurden ausgewählte Wale zum vollen Kurs ausbezahlt?
Es klingt nach einer ziemlich schmutzigen Nummer, die sich vergangene Woche um das Terra-Netzwerk abgespielt haben könnte. Wie wir am Wochenende berichtet hatten, gibt es offene Fragen zur Verwendung der einstmals 3,5 Milliarden US-Dollar starken Stützungsreserve in Bitcoin.
Die Story um die angebliche Stützungsreserve wird immer seltsamer
Die Luna Foundation Guard (LFG), eine Non-Profit-Organisation, die gegründet wurde, um das Wachstum des Terra-Ökosystems zu unterstützen, hatte angekündigt, sie werde Bitcoin und andere Kryptowährungen im Wert von bis zu 10 Milliarden Dollar kaufen, um den UST-Stablecoin im Bedarfsfall stützen zu können. Tatsächlich hatte die LFG zwischen Januar und Mai dieses Jahres 80.394 Bitcoins im seinerzeitigen Gegenwert von 3,5 Milliarden Dollar gekauft.
Als der Stützungsfall dann ab dem 9. Mai eintrat, weil der UST zu sinken begann, hatte LFG angekündigt, sich von seinen Bitcoin-Reserven zu trennen und UST zu kaufen. Damit sollte versucht werden, die Bindung an den US-Dollar wiederherzustellen.
Ebendies scheint aber nicht stattgefunden zu haben, wie Untersuchungen der Blockchain-Analysten von Elliptic gezeigt hatten. Die konnten den Abfluss aller Mittel bis hin zu den Kryptobörsen Binance und Gemini nachverfolgen, aber nicht weiter.
Wale konnten zum Nennwert aussteigen
Nun zeigt sich, dass die Betreiber des zusammengebrochenen Terra-Stablecoins in der vergangenen Woche ausgewählten Anlegern des UST-Coins die Möglichkeit gegeben haben, sich für fast 100 Cent pro Dollar auszahlen zu lassen. Die Kryptowährungsbörsen Gemini und Binance sollen dabei als Vermittler fungiert haben.
Die Luna Foundation Guard hat den Vorgang im Wesentlichen in einer Reihe von Tweets am Montag bestätigt, wobei LFG den Zeitpunkt der Transaktionen nicht bekannt gegeben hat. Am naheliegendsten scheint ein Zusammenhang mit den Transaktionen zu sein, die Elliptic nachvollzogen hatte. Zu dem Zeitpunkt war der UST schon auf 60 Dollar-Cent gefallen.
Einige wurden gerettet, andere nicht
Danach konnten ausgewählte UST-Anleger, offenbar allen voran sogenannte Wale, ihre Stablecoins für die von der Luna Foundation Guard angebotenen Bitcoin verkaufen und so ihre Invests fast zum Nennwert von einem US-Dollar verlassen. Auf den Sekundärmärkten waren zu diesem Zeitpunkt bereits hohe Abschläge zu verkraften. Aktuell wird UST für rund elf Cent gehandelt, während Luna praktisch wertlos ist.
Binance-Chef Changpeng Zhao hatte am Wochenende der Twitter versucht, die Rolle seiner Börse beim Terra-Zusammenbruch zu verteidigen und dabei auch die Terra-Macher kritisiert. Zum Thema der Bitcoin-Bewegungen der Luna Foundation Guard in Richtung Binance hatte er sich indes nicht geäußert. Auch aus Richtung Gemini gab es kein Statement.
Auf Twitter äußert sich Unmut:
Es steht zu erwarten, dass Binance und Gemini unter zunehmenden Druck geraten, offenzulegen, welche Marktteilnehmer in der Lage waren, ihre Terra-Stablecoin-Positionen am vergangenen Montag und Dienstag fast zum Nennwert zu verlassen, während andere Anleger von Terra und Luna praktisch ihr gesamtes Geld verloren haben.
Gestützt wurde hier wohl nicht der UST, sondern offenbar einzelne Investoren. Die Frage nach dem Warum dürfte noch interessant werden.