Am 12. Januar 2021 war es soweit. Die allerletzte Jetzt-aber-wirklich-Nachfrist für Adobe Flash war ausgelaufen. Damit hatte der Hersteller festgelegt, dass auch bestehende Installationen keine Inhalte mehr ausführen dürfen.
Planung per Flash-App lahmgelegt
Im nordchinesischen Dalian hatte dieser Schritt ungeahnte Folgen. Die dortige Eisenbahngesellschaft hatte nämlich Teile ihrer Betriebssoftware in Flash programmiert. Diese Teile konnten nach dem Ende des Adobe-Tools nicht mehr ausgeführt werden. Die Folgen waren durchaus gravierend. Der Bahnverkehr in Dalian kam für rund 20 Stunden zum Erliegen. Das berichtet das Hongkonger Online-Newsoutlet Apple Daily.
Dabei fielen nicht etwa automatische Steuerungssysteme aus. Vielmehr waren die Mitarbeiter des Bahnbetreibers Shenyang nicht mehr in der Lage, Zugbetriebspläne einzusehen und Zugfolge- sowie Rangierpläne zu erstellen. Damit war eine sichere Betriebsplanung nicht mehr zu gewährleisten.
Die Verantwortlichen haben das Problem dem Vernehmen nach nicht etwa an der Wurzel gepackt, sondern angeblich eine gehackte ältere Version des Flash-Players installiert, die den fest codierten Ausstiegstermin 12. Januar nicht kennt.
Adobe Flash: Ende mit langer Laufzeit
Wäre es nach Ex-Apple-Chef Steve Jobs gegangen, wäre Flash schon seit zehn Jahren weg vom Fenster. Jobs hatte schon 2010 erklärt, warum Apple das Format auf seinen Geräten nicht unterstützt.
Adobe hatte Entwickler dann 2015 dazu aufgefordert, zu HTML5 zu wechseln. 2017 hatte der Hersteller das endgültige Support-Ende für den 31. Dezember 2020 angekündigt. Dass es dennoch weiterhin Nutzer gibt, die für kritische Anwendungen auf Flash setzen, darf wohl durchaus überraschen. Ob die Bahn in Dalian jetzt dauerhaft mit einem Piraten-Flash administriert werden soll, ist nicht bekannt.
WTF? Adobe hat entschieden, dass ihre Software ein „jetzt nichts mehr tun“-Datum hat?
Immerhin wurde nur das Datum eingepflegt. Ich fürchtete zuerst, dass der Adobe-Server ausgemacht wurde, der den Aufruf authorisieren muss = da geht immer ein Ping nach Amerika.
So zeigt es nur einmal mehr das Problem mit dem Geschäftsmodell „SaaS“ – will der Hersteller nicht mehr, hat der Kunde nichts mehr in der Hand. Auch wenn es hier kostenlose Software war.
Ich habe in meinen HTML-Seiten immer auf das coole Flash verzichtet und mich geärgert, wenn ich auf eine Flash-Seite gestoßen bin. Diese konnten nur verünftig betrachtet werden, wenn eine bestimmte Bildschirmauflösung eingestellt war.